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Die Beteiligten am hessenweit einzigartigen Projekt bei der Vertragsunterzeichnung. - Vogelsbergkreis

20.01.03 - Lauterbach

Hessenweit erstmaliges Wohnprojekt für seelisch Behinderte

Die "Vogelsberger Lebensräume" der Eichhof-Stiftung Lauterbach haben ein Kooperationsprojekt gemeinsam mit dem Landeswohlfahrtsverband und dem Vogelsbergkreis gestartet. "Jetzt besteht die große Chance, aus der zu betreuenden Psychiatriegemeinde eine tatsächliche Gemeindepsychiatrie werden zu lassen. Wir wollen den Patienten als Kunden sehen und seine Autonomie stärken. " Mit dieser Vision umschrieb Harry Bernardis, Fachlicher Leiter der "Vogelsberger Lebensräume" Lebensräume (Tel. 06641/966820 oder E-Mail

[email protected] ) ein hessenweit bisher einzigartiges Projekt, das jetzt mit einer Vertragsunterzeichnung im Lauterbacher Landratsamt auf den Weg gebracht wurde.

Die Vogelsberger Lebensräume sind eine Fachabteilung der Stiftung Heilanstalt für Kranke in Lauterbach (Eichhof-Krankenhaus) und zuständig für die außerklinische psychiatrische Versorgung im Vogelsbergkreis. Sie organisieren gemeindenahe Hilfen. Stellvertretender Stiftungsvorsitzender Manfred Dickert und stellvertretender Eichhof-Verwaltungsdirektor Hans-Georg Stoll freuen sich über die Kooperation mit dem Landeswohlfahrtsverband und dem Vogelsbergkreis. Weitere Vertragspartner sind der Main-Kinzig-Kreis und das Behinderten-Werk Main-Kinzig e.V. - dort entsteht parallel ebenfalls ein solches Projekt, das insgesamt durch die Fachhochschule Frankfurt am Main wissenschaftlich begleitet wird.

Nach den Worten von Manfred Dickert beweise das Projekt erneut die Innovationsfähigkeit der Stiftung Heilanstalt für Kranke. Er verwies auf die hervorragende Zusammenarbeit mit dem LWV. Die Stabilisierung des Angebots werde hier mit der Möglichkeit der Kostenbegrenzung verzahnt.

Das Ziel: Stärkung des Patienten durch Individualisierung des Hilfsangebots mit einer Loslösung der notwendigen Versorgungsleistungen für den Klienten von einem bestimmten Ort. Dies bedeutet: Der Klient muss nicht unbedingt in einem Wohnheim wohnen, bloß weil dort die entsprechenden Leistungen vorgehalten werden. Durch Budgetierung der Mittel werde der doppelte Effekt erzielt, sowohl eine zielgenauere Leistung zu erbringen als auch für die Kostenträger Geld einzusparen, lobt der Vogelsberger Landrat Rudolf Marx das Projekt, das eine Laufzeit bis Ende 2006 hat. Die ohnehin für einen Flächenkreis vorbildliche gemeindenahe psychiatrische Versorgung werde nun noch optimiert, hob der Landrat hervor. Der Leiter des Amtes für Soziale Sicherung, Werner Köhler, und der Sachgebietsleiter für die Koordination sozialer Dienste, Hans-Dieter Herget, stellten die Praxisorientierung des neuen Projektes heraus. Die Hilfeplanung unabhängig von der Wohnform werde hierbei besonders wichtig werden. Unter anderem soll mit dem Projekt auch herausgefunden werden, ob stationäre Plätze abgebaut bzw. hinein in den Bereich des betreuten Wohnens verlagert werden können.

Erster Beigeordneter Lutz Klein als Vertreter des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV) Hessen, der das Modellprojekt mit initiiert hat, fachlich begleitet und finanziert, lobte den innovativen Charakter der Vereinbarung: "Durch die Neustrukturierung der Wohnangebote zu einem 'Wohnen im Verbund' erreichen wir, dass unter dem Dach einer Einrichtung unterschiedlich intensive Wohn- und Betreuungsformen für alle Bewohner ohne erneute Verwaltungsentscheidungen verfügbar werden. Die Bedürfnisse der Menschen rücken in den Mittelpunkt." Auch die Einrichtung selbst erhalte durch ein Budget größere Gestaltungsspielräume. Schließlich verspricht sich der Sozialhilfeträger LWV nach Aussage Kleins auch einen wirtschaftlicheren Einsatz der finanziellen und personellen Mittel. Mit den Vogelsberger Lebensräumen habe der LWV dabei gute Erfahrungen gemacht: "Hier steht dem LWV und dem örtlichen Sozialhilfeträger ein langjähriger und kompetenter Kooperationspartner beim Betrieb gemeindepsychiatrischer Einrichtungen zur Seite".

Der LWV beabsichtige, so Klein weiter, das Konzept eines "Wohnen im Verbund" hessenweit einzuführen, um so das in der Behindertenhilfe etablierte "Normalisierungsprinzip" zu stärken. Behinderten Menschen solle ein weitgehend selbst gestaltetes Leben ermöglicht werden. Dazu gehöre auch die Wahl einer bedürfnisgerechten Wohnform. Der LWV Hessen treibe das Betreute Wohnen für behinderte Menschen schon seit Jahren voran, Hessen habe dadurch eine bundesweite Spitzenstellung erlangt.

Die Idee des Projekts basiert auf der Hypothese, dass die vorhandenen Psychiatrieangebote bei aller Qualität zu einem erheblichen Teil mitverantwortlich sind für "sich selbst chronifizierende Prozesse", so Harry Bernardis. Das gut Gemeinte könne zu einem geschlossenen System werden, das den Klienten nicht ausreichend als handelndes Subjekt, sondern nur als hilfloses Opfer einer Krankheit sehe. Das neue Projekt solle die Möglichkeit eröffnen, durch neu gewonnene Erkenntnisse den Prozess der Chronifizierung zu unterbrechen.

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Zum BILD unten: Der Vertrag "zur Neugestaltung der Einrichtungsstrukturen für seelisch behinderte Menschen im Leistungsbereich ,Wohnen' und im Leistungsbereich "Tagesstrukturen in vollstationären Einrichtungen'" wurde im Lauterbacher Landratsamt unterzeichnet. Unser Bild zeigt von links nach rechts Nicole Kreher-Huemke (LWV-Zielgruppenmanagement für Menschen mit seelischen Behinderungen), Harry Bernardis (Vogelsberger Lebensräume), den Ersten Beigeordneten des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV), Lutz Klein, Landrat Rudolf Marx, den stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Heilanstalt für Kranke, Manfred Dickert, und den stellvertretenden Eichhof-Verwaltungsdirektor, Hans-Georg Stoll. +++

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