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Fritz Kramer (Mitte, mit seiner Frau) nahm strahlend die Glückwünsche zum 65. entgegen - Gabriele Weigand-Angelstein

Kreisbeigeordneter Gerhard Möller (4. v. l.) hielt die Laudatio - Gabriele Weigand-Angelstein
05.02.03 - Fulda
"Kreisvater" und "Fürstabt-Nachfolger" - Fritz KRAMER ist 65
Der "Kreisvater" und "legitime Nachfolger" der Fuldaer Fürstäbte im weltlichen Amt, Fritz Kramer, wurde heute an seinem 65. Geburtstag mit einem Stehempfang im Fuldaer Landratsamt offiziell "beglückwünscht". Über 120 Gäste gratulierten persönlich. Wenige, aber ebenso gehaltvolle wie witzig-intelligente Reden würdigten den Landrat, der zwischen Freude, Rührung und Belustigung schwankte. Fritz Kramer (CDU) selbst dankte dafür, dass ihm und seiner Familie in der Region eine solch gute Heimat zuteil geworden sei und konstatierte "Ich habe hier Erfüllung gefunden".
Im großen Sitzungssaal herrschte eine drangvolle Enge, die zu natürlicher Wärmeentwicklung und nach dem Anstoß der Lichtschalter durch Gäste zum mehrfachen Erlöschen der Kronleuchter führte. Auf die Frage von "Osthessen-News", ob diese Art der Feier seinen legendären Ruf als "Spar-Meister" unterstützen sollte, erklärte der gutgelaunte Landrat: "Eigentlich wollte ich gar nichts machen - ich stehe nämlich nicht so gerne im Mittelpunkt bei Feiern. Aber als es dann hieß >Etwas muss sein< wollte ich es natürlich bescheiden und sparsam". Aber an die Ersparnis von Heizkosten oder Stromgebühren habe man dabei nicht gedacht, sagte Kramer mit seinem bekannt-spitzbübischen Lachen.
Erster Kreisbeigeordneter Gerhard Möller konnte zunächst eine nicht nennbare Zahl von Gratulanten aus Landes- und Kommunalpolitik, den Kirchen, der Wirtschaft, Behörden, Polizei, Verbänden und kommunalen Spitzenorganisationen begrüßen. Alle Bürgermeister des Kreises waren da, die Kasseler Regierungspräsidentin Oda Scheibelhuber hatte sich von Nordhessen aus durch Schneechaos und Staus "gekämpft" und war dennoch zu spät gekommen, zahlreiche Medienvertreter kamen zum Repräsentieren oder zur Berichterstattung.
Gerhard Möller hielt die längste Rede - die von erheblicher Kurzweiligkeit war - und strich die wesentlichen Charakterzüge und Eigenheiten des "Kreischefs" heraus. Um diese Würdigung durch herausgelöste Zitate nicht zu zerstückeln, bringt "Osthessen-News" die Rede im Wortlaut (siehe Extra-Artikel).
Der Kreistagsvorsitzende Franz Rupprecht sagte, Fritz Kramer sei seit seiner ersten Wahl 1973 nicht nur vom Kreistag mehrfach im Amt bestätigt, sondern auch von den Bürgern direkt wiedergewählt worden. Dies zeige die Wertschätzung der Menschen in der Region. "Der Umgang mit Ihnen ist ein Genuss für Ihre Freunde, Ihre Kontrahenten fürchten das geschliffene Wort und die Metaphern", erläuterte Rupprecht und bescheinigte dem "Kreisvater, Verwaltungschef und Parteivorsitzenden" trotz aller Erfolge ein "Landrat des Volkes" mit dem steten Bemühen um menschlichen Kontakt geblieben zu sein. Der Kreistagsvorsitzende bescheinigte Kramer nicht nur die "Leidenschaft der Überzeugung" und kraftvolle Argumente, sondern auch bisweilen durch gestalterische Art der Machtausübung Dinge gegen Widerstände durchzusetzen.
Fritz Kramer dankte den Gästen für ihr Kommen und Gerhard Möller für "eine Würdigung, die mich sehr verlegen gemacht hat". Darin komme aber auch die Harmonie ihrer Zusammenarbeit zum Ausdruck. Der Jubilar bekannte, vor seiner Bewerbung 1973 "Fulda nie gesehen zu haben". Doch was man ihm nach 2 Tagen schon vorausgesagt habe ("...wer hier Wurzeln schlägt, will nie wieder woanders hin") sei eingetreten. "Diese Stadt und Region üben einen rätselhaften Zauber auf die aus, die hier leben". Er schätze besonders die Heimatverbundenheit der Bürger als wichtigste Eigenschaft. Als er nach Petersberg zog, hätten Wissenschaftler in Deutschland damals eine Art "Völkerwanderung" in die Ballungszentren und die Verödung der ländlichen Räume prognostiziert. "Nichts davon wurde wahr - die Menschen sind hier geblieben".
Er selbst habe sich in fast 30 Jahren "hoffentlich" verändert: man habe ihn zu Beginn als "politischen Landrat" gewollt. Als Landtagsabgeordneter sei er damals aus der "eisigen, kämpferischen Atmosphäre des damaligen Landtages" gekommen und habe zunächst auch in Fulda dafür gesorgt, dass "die Fetzen flogen". Aber inzwischen - so Kramer - nehme er nicht mehr alles so ernst und wichtig wie früher und rege sich auch nicht mehr so leicht auf. "Selbst politische Andersdenkende werden mir bestätigen, dass ich sogar mit ihnen spreche", sagte Kramer zur Erheiterung der Runde. Trotzdem solle man seine "Explosivkraft nicht unterschätzen". Der 65-jährige dankte seinen Wählern, die ihm "großartige Unabhängigkeit" ermöglicht hätten und gab allen Nicht-Geburtstagskindern den Rat, sich über ihr eigenes Geborensein ebenfalls zu freuen.
Die Feier wurde musikalisch vom Streichquartett des Kammerorchesters der Jugend Fulda gestaltet. Felicitas Sommer, Fabian Schlitzer, Stefan Weber und Andreas Schlitzer spielten nicht nur Werke von Mozart und Haydn, sondern überraschten Kramer am Ende mit einer Variation des Stückes "Zum Geburtstag viel Glück" in verschiedenen Stilen, darunter Ragtime, Wiener Walzer oder Haydn.
Als Geschenk des Kreises übergaben Möller und Rupprecht das Gemälde "Stilleben mit Kürbis" der Petersburger Künstlerin Elena Bazanova. Von der russischen Malerin, die eine Weile in Kleinsassen arbeitete, hatte der Landrat privat schon ein anderes Aquarell-Stilleben gekauft. In Zusammenhang mit der Überraschung fiel der Sekretärin des Kreisbeigeordneten, Petra Wejda, eine besondere Aufgabe zu: "Wir hatten das Bild im Büro in einer Ecke stehen und ausgerechnet, als sich einmal Herrn Kramers Sekretärin das Geschenk ansah, stand der Landrat plötzlich im Türrahmen. Er konnte aber nichts sehen - und ich habe gleich danach ein Versteck in einem ganz anderen Stockwerk ausfindig gemacht". +++

Bei der Feier gab es für den Jubilar und die Gäste einiges zu lachen - Gabriele Weigand-Angelstein

Drangvolle Enge - der große Sitzungssaal war irgendwie zu klein - Gabriele Weigand-Angelstein

Zwei "Langstreckenläufer" fachsimpelten: Gero Kolter (li) und Martin Hohmann - Gabriele Weigand-Angelstein

Die gewählte Bürgermeisterin von Großenlüder, Silvia Hillenbrand (Mitte links) war auch da - Gabriele Weigand-Angelstein

Bürgermeister unter sich: Markus Meysner (Tann) und Margit Trittin (Gersfeld) - Gabriele Weigand-Angelstein

Viele Gratulanten trugen sich ins Gästebuch ein - Gabriele Weigand-Angelstein

Gespräche in lockerer Atmosphäre: Künzells Bürgermeister Brück (2.v.l.) und Unternehmer Leo Groll (2.v.r.) - Gabriele Weigand-Angelstein