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31.03.03 - Gelnhausen

Dokumentation zu Zwangsarbeitern im Main-Kinzig-Kreis vorgelegt

Gut zwei Jahre lang haben mehrere Autoren das Schicksal von Zwangsarbeitern in der Zeit des Nationalsozialismus im Main-Kinzig-Kreis erforscht. Das Ergebnis ist eine 50 Seiten starke Dokumentation, die jetzt vom Zentrum für Regionalgeschichte vorgelegt wurde.

"Trotz großer Anstrengungen lässt sich die Gesamtzahl der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter im Main-Kinzig-Kreis nicht lückenhaft darstellen", erklärt Landrat Karl Eyerkaufer heute bei der Präsentation des Sonderheftes. Dennoch ermöglicht der Bericht erstmals einen umfassenden und nachvollziehbaren Blick auf diesen Teil des Zweiten Weltkrieges.

Die vier Autoren haben nach intensiver Recherche dargestellt, wann, unter welchen Bedingungen und wo im öffentlichen Dienst, in Industrie, Gewerbe und bürgerlichen Haushalten ausländische Zwangsarbeiter, Fremdarbeiter und Kriegsgefangene für die inländische Produktion eingesetzt waren. Peter Heckert untersuchte dies für Maintal, Monica Kingreen für Nidderau, Martina Raskop für den gesamten Main-Kinzig-Kreis und Edgar Thielemann für Hanau.

Aus den Unterlagen der Deutschen Arbeitsfront (DAF), die für die Betreuung der Firmenlager zuständig war, ergibt sich für Mai 1943 im heutigen Main-Kinzig-Kreis die Zahl von 8754 Ausländern im Arbeitseinsatz. Darunter waren insgesamt 3973 Kriegsgefangene, 3128 Franzosen und 845 Sowjetrussen.

Die Autoren gehen davon aus, dass der größte Teil in der Landwirtschaft und in privaten Haushalten beschäftigt war. Nachgewiesen ist der Einsatz von 528 Kriegsgefangenen in Betrieben und Firmen in den Altkreisen Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern. Von den 4781 ausländischen Zivilarbeitern (darunter 1755 Frauen) mussten 2866 in Unternehmen arbeiten. Belegt ist die Beteiligung von 46 Firmen und Betrieben.

Eine Gesamtzahl der beschäftigten Zwangsarbeiter im Main-Kinzig-Kreis liegt nicht vor. Die vorhandenen Fakten lassen auch keine Hochrechnung zu. Aber für den Altkreis Gelnhausen ist belegt, dass von 1940 bis 1945 rund 2500 ausländische Zivilarbeiter und Kriegsgefangene aus 18 Nationen im Einsatz waren. Grundlage für diese Zahlen sind die Anmeldungen bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse Gelnhausen für diesen Zeitraum.

Wie Landrat Eyerkaufer erläutert, entstand während der Kriegsjahre ein Zwangsarbeiter- und Lagersystem, das sich über das ganze Land erstreckte. In Hessen sind nach Angaben des Hauptstaatsarchivs Wiesbaden 532 Zwangsarbeiterlager bekannt. Die Gesamtzahl dürfte jedoch höher liegen. Für das Gebiet des Main-Kinzig-Kreises sind im Jahr 1943 insgesamt 46 Firmenlager beschrieben (Hanau 38, Gelnhausen 5, Schlüchtern 3).

Schon im folgenden Jahr stieg die Zahl der Lager im Landkreis Gelnhausen auf 19, davon sieben allein im Bereich der Barbarossastadt. Zwar fehlen hier die Vergleichsdaten der anderen beiden Kreise, doch wird auch hier die Zahl deutlich angestiegen sein.

Hinzu kommen mehrere Kriegsgefangenenlager, unter anderem in Bad Orb an der Wegscheide. Hier waren bis zu 25.000 Gefangene untergebracht. Die menschenunwürdigen Bedingungen durch Überbelegung und Unterernährung der Häftlinge in dieser Einrichtung sind hinlänglich bekannt.

Die Dokumentation listet sämtliche bekannte Daten über die betroffenen Firmen und die Zahl der Zwangsarbeiter im Main-Kinzig-Kreis auf. Es werden die Umstände sowie die Lebenssituation der Menschen beschrieben. Einige Fotos und Dokumente runden das Bild ab. Auch die Vorgeschichte und Hintergründe der NS-Zwangsarbeit sind nachzulesen.

Das Sonderheft ist beim Zentrum für Regionalgeschichte, Barbarossaastraße 16-18, 63571 Gelnhausen (Telefon 06051/85-4485, -4464, -4318), für 5,50 Euro zu erhalten. +++

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