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Die neuen Meisterinnen und Meister mit Peter Göbel (links), Ullrich Gehring (2.Reihe ganz links) und Bernhard Jagoda (vordere Reihe, 4.v.l.)

08.04.03 - Fulda

"Entwertung des Meisterbriefes eine große Gefahr" - Meisterfeier 2003

Als einen bedeutungsvollen Tag für die Region Fulda, der ein positives Zeichen setzt, bezeichnete Kreishandwerksmeister Ullrich Gehring im Fuldaer Fürstensaal die Gäste zum "Tag der Meisterfeier 2003". So bedeutungsvoll dieser Tag für junge Meisterinnen und Meister in den verschiedensten Handwerksberufen war, so bedeutungsvoll waren auch die Ehrengäste der Veranstaltung, die in Grußworten ihre Sympathie zum Handwerk und ihre Wertschätzung den jungen Meisterinnen und Meistern gegenüber zum Ausdruck brachten.

Gehring begrüßte zunächst die erfolgreichen Absolventen der Meisterprüfung und dankte auch deren Freunde und Familien, die in schwierigen Prüfungszeiten Rückhalt für die gestressten Meisterschüler gewesen seien. Weiterhin hieß Gehring die besten Auszubildenden des Prüfungsjahrganges 2002 sowie Landes- und Kammersieger in den Leistungswettbewerben der Handwerksjugend herzlich willkommen. Auch sie hätten eine ausgezeichnete Leistung vollbracht, ebenso wie die 22 Absolventen des Fortbildungslehrganges zum Betriebswirt des Handwerks, die ebenfalls Gast dieses Abends waren.

Gehring hob in seiner Begrüßungsrede hervor, welch hohen Stellenwert der Meisterbrief in der fachlichen und betriebswirtschaftlichen Qualifikation habe. Aber gerade in der derzeitigen politischen Entwicklung sei der „Meisterbrief oder - wie er auch genannt wird - der große Befähigungsnachweis in den Sog politischer und wirtschaftlicher Initiativen der Bundesregierung geraten, die seinen Status gefährden." In diesem Zusammenhang zitierte Gehring aus der Rede des Bundeskanzlers vom 14. März, nach der es unter anderem Gesellen mit 10-jähriger Berufserfahrung ermöglicht werden soll, selbst einen Betrieb zu führen. Diese „Entwertung" des Meisterbriefes stelle nach Gehring eine große Gefahr für die Qualitätssicherung und Sicherstellung der Ausbildungsleistung im Handwerk dar. Betriebswirtschaftliche Kenntnisse, die für das Führen eines eigenen Unternehmens mindestens genauso wichtig seien, wie die fachliche Qualifikation, könnten in keinem Fall durch eine mehrjährige Erfahrung ersetzt werden. Die Meister-Qualifikation sei weltweit anerkannt. In Deutschland sei die Insolvenzenwahrscheinlichkeit aufgrund der Meister-Ausbildung nachweislich sehr gering. Dies werde sich, so der Kreishandwerksmeister, mit der Umsetzung der geplanten Neuregelungen schlagartig ändern. Betriebe würden so schnell pleite gehen, wie sie gegründet würden.

Peter Göbel, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Kassel, beglückwünschte die jungen Meisterinnen und Meister zu ihrem Erfolg und verwies in seinem Grußwort auf das „phänomenale Ergebnis" welches gerade die Nachwuchshandwerker aus der Region Fulda bei den Leistungswettbewerben der Handwerksjugend erzielt hätten. 13 von 18 Kammer- und Landessiegern seien aus dem Kreis Fulda. Auf diese Ergebnis könne man stolz sein, so Göbel. Die Fähigkeiten, die sowohl die Meisterabsolventen wie auch die Gesellinnen und Gesellen mit ihren Erfolgen gezeigt hätten, sollten nicht versteckt sondern im Gegenteil offen gezeigt werden.

In Anspielung auf den „Fürstensaal" des Stadtschlosses, in dem die Feier stattfand und in dem schon vor vielen Jahrhunderten die Elite getagt habe, betonte Göbel, dass auch am Tag der Meisterfeier eine Elite versammelt sei, die als Hoffnungsträger des deutschen Handwerks bezeichnet werden könne. Jeder einzelne Meisterabsolvent sei mit der erlangten Qualifikation sehr gefragt, und dies nicht nur in Deutschland. Die Wichtigkeit des Handwerks in Bezug auf die Ausbildung junger Menschen unterstrich Göbel mit der Aussage, dass bei einem Anteil von 20% des Handwerks an der Gesamtbeschäftigungszahl 40% der Ausbildungsplätze im Handwerk zur Verfügung gestellt würden. Die Handwerksmeister seien die „Ausbilder der Nation", die ihrer sozialen Verantwortung mehr als gerecht würden.Göbel appellierte an die jungen Handwerker, sich auch in politischen Gremien auf Kommunal-, Landes und Bundesebene zu engagieren und so die Interessen der Betriebe in politischen Belangen zu vertreten.

Als Festredner des Abends gab Bernhard Jagoda, ehemaliger Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, den jungen Meisterinnen und Meister eine Vielzahl von Denkanstößen mit auf den beruflichen Weg. Jagoda stellte heraus, dass der Meisterbrief als Berechtigung zur beruflichen Ausbildung etwas Edles sei und mit dem Fortpflanzen des eigenen Wissens in die folgende Generation verbunden sei. „Handwerk ist das Herzstück der sozialen Marktwirtschaft", so Jagoda. Dabei fände man in diesem Wirtschaftszweig noch Tugenden, von denen sich andere Bereiche „eine Scheibe abschneiden könnten".

Zum Standort Deutschland bemerkte Jagoda, dass dieser entscheidend besser sei, als er momentan in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Natürlich müsse man ein gewisses Risiko einkalkulieren, wenn man als Existenzgründer einen eigenen Betrieb schaffen wolle. Doch der Ausbau Deutschlands nach dem Krieg habe auch nicht auf der Verwendung von Eigenkapital basiert, sondern auf Krediten. „Die Zeit stellt uns vor große Herausforderungen, sie gibt uns aber auch große Chancen. Wir leben in einer der schönsten Zeiten überhaupt", so Jagoda, daher sollte man auch Freude über das empfinden, was einem gelingt. Dieses Selbstbewusstsein sei wichtig und komme in heutiger Zeit oftmals viel zu kurz. Abschließend beglückwünschte er die erfolgreichen Meisterinnen und Meister zu ihrem Erfolg und bezeichnete die Meisterprüfung als „Promotion des Handwerks", die als hochkarätige Qualifikation anzusehen sei.

Manfred Schüler, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Fulda, bedankte sich bei Bernhard Jagoda für dessen sprachliches „Feuerwerk" und unterstrich in seinen Ausführungen die Bedeutung der Meisterprüfung. Es liege, so Schüler, an jedem einzelnen, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Gesetze des Marktes mit den Rahmenbedingungen, die durch die Politik gesetzt würden, in Einklang zu bringen. Das sei sicher schwierig, doch werde trotz aller Wirren auch in Zukunft das Handwerk noch gebraucht.

Gemeinsam mit Bernhard Jagoda, Peter Göbel, Ullrich Gehring und dem stellvertretenden Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Fulda Dietmar Weidenbörner überreichte Manfred Schüler die Meisterbriefe. Ebenfalls geehrt wurden die Absolventen der Fortbildungsmaßnahme „Betriebswirt des Handwerks" sowie die besten Auszubildenden des Prüfungsjahrganges 2002.

Die neuen Meisterinnen und Meister:

Buchbindermeister - Martin Baumbach aus Eichenzell

Dachdeckermeister - René Strebe aus Fulda

Elektrotechnikermeister - Frank Schmidt aus Burghaun

Friseurmeisterin - Petra Koch aus Steinau

Informationstechnikermeister - Holger Remmert aus Petersberg

Installateur- und Heizungsbauermeister - Roland Burkart aus Ebersburg, Martin Jaroschenko aus Fulda,

Michael Quinkler aus Nüsttal-Haselstein, Oliver Schäfer aus Eichenzell und Rainer Ullrich aus Steinau

Karosserie- und Fahrzeugbauermeister - René Richter aus Gersfeld

Kraftfahrzeugtechnikermeister - Jörg Metzendorf aus Schlitz, Markus Trieschmann aus Petersberg,

Alexander Tschitschko aus Künzell und Gregor Worringen aus Fulda

Maler- und Lackierermeister - Sandra Balzer aus Neuhof, Katharina Beseler aus Flieden, Iris Faust aus Hosenfeld, Ellen Hegmann aus Fulda, Jörg Mathias Landmann aus Frankfurt/Main, Joachim Lang aus Laubach und Michael Luft aus Stockheim

Maurer- und Betonbauermeister - Werner Krieg aus Rasdorf

Fliesen-, Platten- und Mosaiklegermeister - Marco Wächtersbach aus Hünfeld

Straßenbauermeister - Martin Richter aus Langenschwarz und Michael Weber aus Leimbach

Metallbauermeister - Gerhard Hoffmann aus Fulda, Matthias Klüber aus Langenbieber

Feinwerkmechanikermeister - Hermann Schröder aus Hünfeld-Dammersbach, Gregor Teoharis aus Kalbach und Frank Vogt aus Nüsttal-Haselstein.

Tischlermeister - Swantje Abromeit aus Schlitz, Christian Apel aus Burghaun-Großenmoor, Marco Berger aus Lautertal, Heiko Brehler aus Bad Salzschlirf, Jens Ertl aus Nieder-Gemünden, Jens Habicht aus Lauterbach-Maar, Martin Knapp aus Kranlucken, Matthias Reinhard aus Rasdorf, Andreas Schüler aus Borsch und Christoph Weber aus Kalbach. +++

Bild: Die Meisterinnen und Meister, Peter Göbel (links), Ullrich Gehring (2. Reihe ganz links) und Bernhard Jagoda (vordere Reihe, vierter v. links)

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