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Gerd Wagner, seit sechs Jahren mit einem Spenderherz, will anderen Mut machen und helfen.

02.06.03 - Osthessen

"Mein zweites Leben mit dem neuen Spenderherz " - von Gerd WAGNER

In Heringen im Kreis Hersfeld-Rotenburg wird heute auf dem tegut-Parkplatz die sechstägige "Nierenwoche 2003" eröffnet. Bis zum kommenden Samstag gibt es jeden Tag in anderen Orten Vorträge, öffentliche Informationsstände und Gespräche mit Experten, die Bürger informieren. Das genaue Programm wurde in "Osthessen-News" am vergangenen Freitag veröffentlicht.

Was passiert, wenn Organe versagen und wie ist das, wenn jemand ein neues Herz bekommt ? "Osthessen-News" veröffentlichen nachfolgend den nachdenklich und Mut machenden Bericht von einem, der es genau weiss: Gerd Wagner aus Hofbieber in der hessischen Rhön lebt seit sechs Jahren mit einem "neuen" Herzen. Er hat sich seitdem engagiert und ist auch Vorsitzender der Gemeinschaft der Organtransplantierten in Osthessen. Sein Bericht trägt den Titel:

"... wie ein zweites Leben !!! "

Gestern noch ein gesunder Mensch, guter Freund, Nachbar oder Bekannter, voller Elan und Schaffenskraft, und heute ein schwerkranker Patient, mit der Hoffnung auf Hilfe durch Dritte. Man hofft, dass man im Leben von Schicksalsschlägen verschont bleibt, aber dann kommt es meist mit Macht.

Im Urlaub 1991 hatte ich laufend Kopfschmerzen, Unwohlsein, die Beine schwollen an, die Luft wurde knapp, zeitweise schwummrig vor den Augen, blaue Lippen und Ohrläppchen! Was war das? Irgend jemand sagte mir, dass ich etwas mit dem Herzen habe und zuhause schnellstens zum Arzt gehen soll. Doch nach dem Urlaub war alles besser und vergessen.

Drei Monate später, dann ging nichts mehr. Die Arbeit abgebrochen, nach Hause gefahren, die Krankenkassenchipkarte geholt und zum Arzt. Beim Aussteigen aus dem Auto musste mir die Sprechstundenhilfe sogar behilflich sein. Sofort ins Krankenhaus, Intensivstation und erst mal mit Medikamenten das ganze angesammelte Wasser aus dem Körper geholt. So habe ich im Klinikum Fulda, in der Medizinischen Klinik I , in einer Woche 13 Kg an Gewicht abgebaut.

Danach einen gebuchten Kurzurlaub, eine Woche Erholung an der See und anschließend wieder an die Arbeit. Nur 17 Tage später erneuter Rückfall, und nun wurde ich endgültig aus dem Verkehr gezogen. Acht Tage Intensiv, acht Tage Wachstation und noch eine Woche auf der Normalstation. Zwischendurch viele Untersuchungen und als Krönung eine Kernspintomographie. Im Anschluss fragte mich der Arzt, was denn in meiner Trainingsjackentasche sei. Da bekam ich Panik und dachte sofort an Lungenkrebs, denn da waren meine Zigarillos drin. Sofort habe ich alles weggeschmissen und ab diesem Tag nicht mehr geraucht.

Weitere drei Monate blieb ich zu Hause, jeden zweiten oder dritten Tag zur Untersuchung in die Klinik. Im Frühjahr 92 konnte ich dann wieder arbeiten gehen, war mit Medikamenten gut eingestellt und hatte viele Ratschläge mit auf den Weg bekommen. Man sagte mir, dass ich eine Herzmuskelschwäche im mittleren Stadium habe und zu regelmäßigen Kontrollen erscheinen müsse. Wie es letztendlich weitergehe und sich entwickele konnte mir keiner vorhersagen, nur soviel, dass dann andere medizinische Maßnahmen wohl eingeleitet werden müssen. Das Wort Herztransplantation wollte ich nicht hören und hatte dies noch weit weggeschoben. Obwohl ich ja schon während meines Studiums damit in Berührung gekommen bin, nämlich als Bauleiter bei der Bauüberwachung für den Neu- und Umbau des Transplantationszentrums in Frankfurt.

Dann im Sommer 1996 ein erneuter Rückschlag, 2 Reanimationen, "Gott sei Dank, jetzt ist er wieder da" hörte ich den Arzt sagen. Nun die endgültige Diagnose, es geht nichts mehr, ca. 1½ bis 2 Jahre noch, entweder 1,80 Meter tief oder eine Herztransplantation. Ich hatte schon etwas geahnt, doch welch ein Schock, 3 Tage war ich nicht ansprechbar. Die Familie war die beste Stütze, wie bei jedem anderen auch. Das Umfeld muss stimmen, sonst kommt man nicht wieder hoch und eine Transplantation macht so keinen Sinn.

Nach 13 Monaten Wartezeit kam der Anruf. Vorbereiten braucht ich nichts, in den ersten Tagen bekommt der Patient alles von der Klinik. Ohne Aufregung und Hektik ging's ins Krankenhaus.

Die Transplantation verlief ohne Komplikation, nur auf der Intensivstation machte ich ein bisschen Schwierigkeiten mit meinem Durchgangssyndrom. Ich habe 2 Tage lang das Personal auf Trab gehalten. Danach auf Normalstation und nach 21 Tagen Entlassung aus der Klinik, mit entsprechender Schulung für weitere Verhaltensweisen und den Umgang mit den Medikamenten. Denn diese sind wahrlich keine Zuckersteine. Rohes Fleisch und Speisen mit rohen Eiern sind wegen der Infektionsgefahr tabu. Gartenarbeit meist nur mit Handschuhen und: Haustiere sind keine Schmusetiere!

Heute lebe ich wieder ganz normal "mit minimalen Einschränkungen". Mit dem "Zweiten Leben" geht man viel pfleglicher und intensiver um. Um so etwas auch den anderen Patienten, die auf den Wartelisten stehen, zu ermöglichen, informiere ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen über das Thema Organspende und Transplantation. Mein Anliegen ist es, Unsicherheiten und Vorurteile abzubauen und Entscheidungshilfen zu geben. "Die Auseinandersetzung mit dem Tod zu Lebzeiten ist nun einmal schwer", das weiß ich als Familienvater selbst. "Aber wenn ein Mensch die Entscheidung gefällt hat, seine Organe nach seinem Tod zu spenden, und dies durch einen Spenderausweis dokumentiert, dann haben es die Angehörigen leichter".

Ich bin heute vielen Mitmenschen gegenüber hilfsbereiter als früher, aber auch wesentlich kritischer mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Das liegt nicht daran, dass die Transplantation mich verändert hat. Nein, das sind die durchlebten Erfahrungen, wie man mit mir umgegangen ist.

So organisiere ich Termine für Vorträge in Schulen, Gemeinden, Kirchenverbänden und Vereinen. Diese werden dann gemeinsam mit dem Koordinator des Transplantationszentrums am Klinikum Fulda, Ralf Werner, abgehalten. Ich bin Vorsitzender der Gemeinschaft der Organtransplantierten. Diese Gemeinschaft ist Mitglied in der "Initiative Organspende Hessen" ( IOH ) und der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitserziehung ( HAGE ).

Infos und Kontakt erhalten Sie über die GDO Geschäftsstelle unter .......

Gerd Wagner Tel: 06657 - 7654;

Lichtweg 18 B Fax 06657 - 918287

36145 Hofbieber e-mail: piccotx @ t-online.de +++

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