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Verwahrloste Grabstellen auf dem Hanauer Hauptfriedhof

Auch kein schöner Anblick: ungepflegte Einzel-Reihengräber

12.11.03 - Hanau

Einmaliges Projekt: Gemeinschaftsgrab für mittellose Verstorbene

Eine landesweit einmalige Anlage ist in Hanau fertiggestellt worden: ein Gemeinschaftsgrab für Mittellose und Menschen ohne Angehörige. Pfarrer Werner Gutheil von der "Katholischen Klinikseelsorge" des Klinikums der Stadt Hanau berichtete heute, dieses Angebot ermögliche erstmals einen würdigen Abschied und ein namentliches Gedenken von Menschen ohne Anhang und Mittel zum eigenen Grabstein.

Pfarrer Gutheil berichtete, wie die Idee entstand: Auslöser seien Probleme gewesen, die seit dem Jahr 2000 auftraten. Nicht mehr die Kommune sondern diejenige Einrichtung (Alten- und Pflegeheim oder Krankenhaus), in denen der mittellose Mensch verstorben ist, müssen sich um die Beisetzung kümmern und die Kosten übernehmen.

Bislang geschah dies durch einen Sozialetat der Kommunen und Friedhofsämter. Die Menschen wurden bereits damals in vielen Kommunen in Sammeltransporte in kostengünstige Krematorien überführt und oft dort anonym beigesetzt. In Großstädten geschieht diese Form bereits seit Jahren. Gutheil sagte, Frankfurt sei hier durch eine Vielzahl an Todesfällen von Mittellosen und Menschen ohne Angehörige sicherlich um ein Mehrfaches belastet. Die Zahl der Ein-Personen-Haushalte sei wohl über 50 % gestiegen. Folglich nehme die Zahl der ungepflegten Gräber zu.

Die als Regel festgelegten Sammeltransporte Verstorbener zur Verbrennung nach Thüringen habe es in Hanau nicht gegeben. Hier wurden die Menschen in ein einzelnes Reihengrab beigesetzt. Die Folge: verwahrloste Gräber zwischen gepflegten Gräbern, weil sich kein Angehöriger darum kümmert. Mit der Gesetzesänderung kam die Verantwortung für die Beisetzung in die Einrichtungen. Im Klinikum Stadt Hanau kümmerte sich die Verwaltung um eine angemessene Beerdigung. Den beteiligten Personen im Sekretariat des Verwaltungsleiters Manfred Storck war die Frage der Grabpflege ein Dorn im Auge. Ihrer hartnäckigen Nachfrage ist es zu verdanken, dass ein Lösungsansatz gesucht wurde, der nun auf alle Einrichtungen in der Stadt Hanau ausgeweitet wurde.

Die Änderungen: das Gemeinschaftsgrab statt verwahrloster Einzelgräber - eine Grabstele als Träger für die Namen der Verstorbenen. Mit dieser Gemeinschaftsgrabanlage werden die mittellosen Menschen ohne Angehörige oder mit Angehörigen, die sich aber aus sozialen Gründen nicht um das Grab kümmern, ein würdiger Platz geschaffen, der die Erinnerung an den verstorbenen Menschen durch Nennung des Namens wach hält. Ein Schulprojekt an der Ludwig Geißler Schule (EIBE: Eingliederung in die Berufswelt/ Europäische Gemeinschaft) mit ihrem Klassenlehrer Herrmann Roth stellte Metallschilder her, die den Vor- und Zunamen sowie Geburts- und Todesjahr enthält. Am Gemeinschaftsgrabstein können Blumen abgelegt werden, so dass für die Hinterbliebenen ein Ort des Namentlichen Gedenkens geblieben ist.

Was zunächst nur für das Klinikum Stadt Hanau gedacht war, wurde wegen der Notwendigkeit des hohen Bedarfs auf die ganze Stadt ausgeweitet. Im Klinikum Stadt Hanau kommt noch eine weitere Besonderheit zugute: Sowohl den beteiligten Mitarbeitern aus der Verwaltung als auch der evangelischen und katholischen Klinikseelsorge ist eine Begleitung bei der Beisetzung wichtig. Zunächst wird durch einen Vertreter der Kirche des Verstorbenen die Beisetzung mit einem Ritus beerdigt. Bei Konfessionslosen oder bei Menschen, deren Konfession nicht zu ermitteln ist, geht immer ein Vertreter der Klinikseelsorge mit, der für diesen Menschen ein Gebet und einen Ritus abhält.

Es wird also niemand in "aller Stille" beigesetzt, sondern immer öffentlich und liturgisch begleitet. Der Klinikpfarrer Werner Gutheil am Klinikum Stadt Hanau, der bereits im Jahr 2000 mit vielen Helferinnen und Helfern das Kindergrabmal als Ort der Bestattung und des Gedenkens schaffen konnte, stellte anerkennend fest: "Die Stadt Hanau führt viele und gute Projekte auf dem Friedhof durch, die sich gegen die Namenlosigkeit und die Verwahrlosung richtet". Dazu gehörten jetzt das "Urnenkomplettgrab", das schon zu Lebzeiten bestellt und bezahlt werden könne, das "Kindergrabmal" für Gemeinschafts- und Einzelbestattungen von Fehlgeburten und Gedenkort für Kinder ohne Grab, "Gedenksteine" auf allen Friedhöfen für Kinder, deren Grab abgeräumt werden musste sowie das "Gemeinschaftsgrab für Mittellose".

Pfarrer Gutheil sagte, dank der Wachsamkeit von Mitarbeitern in der Verwaltung des Klinikums, insbesondere der Sekretärin Sabine Weismüller und dem Verwaltungsleiter Manfred Storck, konnte eine solche Gemeinschaftsgrabanlage überlegt und eingerichtet werden. Das Grünflächenamt und seine Mitarbeiter Gerd Falkenberg und Amtsleiter Eckardt Hoppenheid haben diese Grabstätte würdig und schnell angelegt sowie das Projekt auf alle Hanauer Einrichtungen ausgeweitet. Die gestalterische Flexibilität der Firma Wilfried Hauenstein brachte Stelen mit den Namen der Verstorbenen, so dass es keine anonyme Grabfläche ist. Der Ludwig Geisler Schule und seinen Metallschülern sind die Realisierung der Namensschilder möglich.

Nicht zuletzt dem Baudezernten Ulrich Müller, der die politische Verantwortung für dieses und die anderen Projekte habe, sei zu danken. "Damit ist hessenweit und sicherlich auch bundesweit ein einmaliger Beitrag gegen die Anonyme Bestattung und gegen die Verwahrlosung der Friedhöfe geleistet". In der Gemeinschaftsgrabanlage seien seit Juli 2003 bereits fast 20 Personen bestattet worden, Menschen, die mittellos und ohne Angehörige waren. Abschließend richtete Werner Gutheil einen Spendenaufruf an die Bevölkerung, weil die drei Grabstelen, die zum Teil durch die Firma Hauenstein finanziert werden, noch Spenden nötig seien. Informationen dazu und Rückfragen zum Projekt könnten über ihn eingeholt werden:

Klinikpfarrer Werner Gutheil, Klinikum Stadt Hanau, Telefon 06181/ 74 01 74, E-Mail: [email protected] +++


Hier die Vorbereitung für die Gemeinschaftsgrabanlage

Die neue würdige Anlage mit den drei Stelen zur Anbringung der Namen


Auf diesem Areal werden seit Juli Menschen beerdigt, die mittellos waren oder keine Angehörigen haben

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