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19.11.03 - Osthessen

Handwerk über FDP-Entscheidung zu Meisterbrief empört

"Mangelnde Standfestigkeit und Prinzipientreue" haben der Präsident der Handwerkskammer Kassel, Gerhard Repp, und das Mitglied der FDP-Stadtverordnetenfraktion im Kasseler Rathaus, Kreishandwerksmeister Bernd Peter Doose, der hessischen FDP vorgeworfen. Tief bestürzt zeigen sich die beiden Handwerksmeister und FDP-Parteimitglieder über die mehrheitlich getragene Forderung des Landesparteitages (am vergangenen Wochenende) nach einer "grundsätzlichen" Abschaffung des Meisterbriefes.

ERKLÄRUNG

Die Politik lebt immer von beidem: von der ergriffenen Gelegenheit und von der verpassten Chance. Die hessische FPD hatte am 15. November in Stadtallendorf die Gelegenheit, der Überschrift des Antrags des Kreisverbandes Hochtaunus folgend, ein klares Bekenntnis zum "Meisterbrief als Ausdruck hohen Ausbildungsstandes und Qualität im deutschen Handwerk" abzulegen. Bedauerlicherweise hat sie diese Chance ausgeschlagen und den Meisterbrief als "geeignetes Verfahren der Qualitätssicherung" öffentlich diskreditiert.

Die Vielzahl der im Handwerk individuell erbrachten Dienstleistungen und Produkte sind weder normierbar noch flächendeckend und kostengünstig kontrollierbar. Es gibt daher keine andere Lösung, als am Handwerker selbst und seiner Qualifikation anzusetzen. Beim Verzicht auf den Meisterbrief - wie sie die Forderung nach Gewerbefreiheit im Handwerk impliziert - ist dem Pfusch durch Dilettanten Tür und Tor geöffnet.

Die mangelnde Standfestigkeit, die die hessische FDP mit ihrer plötzlichen Abkehr vom Meisterbrief unter Beweis stellt, ist von besonderer Art. Dass die Partei ein für sie existenzielles Risiko eingeht, in dem sie weite Teile des Mittelstands verprellt, ist in hohem Maße irrational. Es ist ordnungspolitisch verkleidete Kurzsichtigkeit, die hier triumphiert.

Glaubenssätze lassen sich nicht theoretisch entfalten. Mit politischer Theorie hat es jedenfalls wenig zu tun, wenn die Forderung nach "weitest möglicher Liberalisierung" abgeleitet wird von dem Erfordernis veränderter gesellschaftlicher Rahmenbedingungen in einem zusammenwachsenden Europa. Schließlich kennt das EU-Recht keine Gleichstellung auf dem geringsten Qualifikationsniveau.

Die hessische FDP, die mit ihrem politischen Gewicht immer wieder an entscheidenden Weggabelungen zu den richtigen Entscheidungen beigetragen hat, ist über Jahrzehnte hinweg als die Partei unaufwendiger Prinzipientreue im Handwerk erkennbar gewesen. Wenn sie diese aufgibt und frühere Bekenntnisse ihrer Landesvorsitzenden "pro Meisterbrief" ins Gegenteil verkehrt, fügt sie der Bürgergesellschaft - die doch das Kernstück liberaler Philosophie ist - Schaden zu.

Sollte die hessische FDP der Vorstellung erliegen, in Nibelungentreue zur Bundesregierung aufgehen zu müssen, wäre das ein schlechtes Zeichen für das Handwerk - auch deswegen, weil man ein solches Vorgehen gerade von ihr nicht erwartet hätte. +++

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