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26.04.04 - Bad Hersfeld

"Schülerströme intelligent lenken" - Diskussion zur Schulentwicklung

Geist und Inhalt des Entwurfs für das neue Hessische Schulgesetz standen im Mittelpunkt einer intensiven und fruchtbaren Diskussion im Landratsamt Hersfeld-Rotenburg. Landrat Dr. Karl-Ernst Schmidt und Erste Kreisbeigeordnete Christa Bittner hatten den Leiter der Abteilung "Schulentwicklungsplanung und Lehrerversorgung" des Hessischen Kultusministeriums, Gerhard Liese, sowie Referatsgruppenleiter Ulrich Pohl als Referenten und Diskussionspartner für die Leiter, Stellvertreter und Stufenverantwortlichen der weiterführenden Schulen im Landkreis sowie die Spitze des Staatlichen Schulamtes eingeladen.

Eingangs der mehrstündigen Veranstaltung stellte der Gast aus Wiesbaden klar: "Das Ministerium will keine Schulen schließen". Es müsse aber überprüft werden, wie Schülerströme intelligenter gelenkt werden könnten. Es mache keinen Sinn, beispielsweise zwei Schulen je sechszügig zu führen und eine dritte benachbarte Schule kümmere vor sich hin. Die bis dato gepflegte Lehrerzuweisung nach Klassenbildung müsse in die Überlegungen einbezogen werden. Vorstellbar sei eine Zuweisung zwischen Klassen- und Schülerzahlen. Liese wies darauf hin, dass die Richtwerte noch nicht festgelegt seien, deutete aber an, dass diese sich am Landesdurchschnitt der Schülerschaft pro Klasse orientieren würden.

Er korrigierte bei dieser Gelegenheit auch einen missverständlichen Passus im Entwurf des neuen Gesetzes: Förderstufe und gymnasiale Eingangsklassen könnten selbstverständlich parallel an einer Schule angeboten werden; Förderstufe und zusätzlich ein gegliedertes System parallel werde es aber nicht geben. Diese missverständliche Formulierung im Entwurf würde für das Gesetz nachgearbeitet, betonte der Ministerialdirigent.

Referatsgruppenleiter Pohl nannte einige Beispiele für Schüler-Lehrer-Relationen, die zum Nachdenken Anlass gäben. Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg würden beispielsweise 367 junge Menschen in insgesamt 17 achten Klassen unterrichtet. 63 Schülerinnen und Schüler an einer bestimmten Schule bildeten dabei drei Klassen. Dies sei eine deutlich ungleiche Verteilung der Ressourcen. Es werde künftig um die Frage gehen, ob Klassen konzentriert würden, oder ob die Klassenbildung über die Schülerströme reguliert würden. Diese Entscheidung sei vor Ort zu treffen, betonten Pohl und Liese.

Landrat Dr. Schmidt hatte eingangs auf die anstehenden großen demographischen Probleme hingewiesen, die auf den Landkreis zurollen. Schon heute sei absehbar, dass immer weniger Kinder in die Schulen kommen. Das werde Auswirkungen haben: Zunächst bei den Kindergärten, dann bei den Schulen, nachfolgend bei der gesamten Infrastruktur.

"Wenn sich nichts ändert, werden wir verstärkt Senioreneinrichtungen bauen müssen und Schulen werden leerstehen", warnte der Landrat. Es sei unredlich sich hinzustellen und zu sagen: 'Koste es, was es wolle, wir erhalten alles'. Zugleich mahnte der Landrat an die Adresse des Kultusministeriums, den ländlichen Raum nicht mit den Ballungsgebieten gleichzusetzen. "Hier gelten andere Voraussetzungen als in Frankfurt", betonte der Landrat. Erste Kreisbeigeordnete Bittner betonte das Ziel des Landkreises, weiterhin ein wohnortnahes Schulangebot vorhalten zu können. Sie überlegte, ob die vorgesehenen Richtwerte nicht eine Einschränkung für die Wahlfreiheit der Eltern bedeuten könnten, eine Befürchtung, die auch von Schulleiter-Seite vorgetragen wurde.

Liese widersprach dem nachdrücklich und betonte, die Wahlfreiheit bleibe gewährleistet. Der Kreis müsse sich allerdings fragen, weshalb so viele Kinder beispielsweise nach Thüringen abwanderten und müsse prüfen, wie das Schulangebot vor Ort attraktiver gestaltet werden könne.

Dem Land gehe es nach Aussage des Leiters der Schulentwicklungsplanung im Ministerium darum, "sinnvolle Strukturen mit guter Ressourcenauslastung" zu erreichen. Er forderte ein konstruktives Mitwirken des Landkreises ein; das Ministerium habe dem Kreis im Erlass vor wenigen Wochen mitgeteilt, wo es Handlungsbedarf gebe und wo Steuerungsmöglichkeiten gesehen würden. Es müsse im Landkreis überlegt werden, wie es zu einem "solidarischen Ausgleich" zwischen den Stadtschulen in Bad Hersfeld und Rotenburg und dem Umland kommen könne. Die Schulen stünden auch im Wettbewerb. Landrat Dr. Schmidt ergänzte, dass zu prüfen sei, wo es weniger weh tue, Schüler zu lenken hin zu den kleineren Schulen in Schenklengsfeld, Niederaula und Heringen. Zu Niederaula antworte Ministerialdirigent Liese auf entsprechende Nachfrage des Schulleiters, dass "so, wie sich die Schülerzahlen derzeit darstellen, keine Gefährdung der Schule zu sehen" sei. +++

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