DR. AL-HAMI AKTUELL


„Der Islam war immer ein Teil von Europa“ – Prof. Dr. Wolffsohn im Business Club

Prof. Dr. Michael Wolffsohn, geboren am 17. Mai 1947 in Tel Aviv, ist ein deutsch-israelischer Historiker und Publizist. Er studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Volkswirtschaft an der FU Berlin, der Universität Tel Aviv und der Columbia University in New York City. Der Autor zahlreicher Bücher vertritt die Position eines „deutsch-jüdischen Patrioten in der Tradition der Emanzipation“.

Gehört der Islam zu Europa? Diese Frage beschäftigt viele Menschen. Aus diesem Grund ging Dr. Samir Al-Hami am Dienstagabend im Business Club in Fulda auf diese Thematik ein. Der Fuldaer Neurochirurg hatte den deutsch-israelischen Historiker Professor Dr. Michael Wolffsohn zu Gast, der zu „Europa und der Islam – ‚Unterwerfung‘, Kopf in den Sand, Strategien“ referierte. Die Veranstaltung war ausgebucht, rund 45 Gäste folgten gespannt dem Vortag und diskutierten gemeinsam mit dem Experten.

Wie Dr. Al-Hami gleich zu Anfang betonte, hat er die Fuldaer Bürger als sehr tolerant und treu kennengelernt. Das habe sich auch bei der Demonstration der rechtsextremen Partei „Der III. Weg“ am vergangenen Wochenende in der Barockstadt gezeigt, denn die Bürger hätten klar Stellung bezogen: „Weil Prof. Dr. Michael Wolffsohn die Sachen beim Namen nennt und sowohl die Kultur des Islams als auch die Kulturen in Europa sehr gut kennt, freue ich mich auf seinen Vortrag.“

Laut Prof. Dr. Michael Wolffsohn sei es generell wichtig, die Gemeinschaften differenziert zu betrachten: „Zum Beispiel ist der Orient nicht mit dem Islam gleichzusetzen.“ Auf die Frage, ob der Islam zu Europa gehört, antwortete er: „Ja, denn der Islam war immer ein Teil von Europa. Spanien war vor langer Zeit ein islamisches Land. Doch das kollektive Misstrauen wächst und wird weitergegeben. Bevor man etwas misstraut, sollte man sich damit auseinandersetzen. Der Islam wird immer ein Teil von Europa bleiben.“

Doch woher kommt diese Fremdenfeindlichkeit, die man heutzutage in Deutschland miterleben muss? Wolffsohn kann sich noch an seine Zeit als Jugendlicher zurückerinnern, in welcher türkische Gastarbeiter nach Europa geholt wurden. „Dass diese Gastarbeiter, diese importierten Menschen, das Land nicht einfach wieder verlassen würden, war absehbar. Natürlich haben sie hier Wurzeln geschlagen. Nun darf sich niemand darüber beschweren und diese Menschen versuchen abzustoßen.“

Fremdenfeindlichkeit entstehe meist im Zusammenhang mit Angst. Betrachte man die vergangenen Terroranschläge, so werden diese oft in Verbindung mit dem Islam gebracht. „Ja, viele der Terroristen sind Islamisten. Aber nicht alle Islamisten sind Terroristen.“ Auch hier plädiert Prof. Dr. Michael Wolffsohn dafür, die Gesamtheit der Fälle differenziert zu betrachten. Dabei kritisierte er die politische Vorgehensweise bei Anschlägen, denn ein Erfolg von Terrorismus schöpfe immer wieder neuen Terrorismus. Nicht nur die Politik müsse anderweitig durchgreifen, auch der Rechtsstaat müsse seiner Meinung nach mehr Härte gegenüber Strafverbrechern und Terroristen zeigen.

Diskutiert wurde auch die Idee einer muslimischen Minderheitspartei, um die Muslime in Europa besser integrieren zu können. „Um solch eine Partei gründen zu können, muss es echte Repräsentanten und keine Pseudorepräsentanten geben.“ Laut Wolffsohn entstehen Parteien immer dann, wenn sich innerhalb einer Gesellschaft eine Gruppe befindet, die noch keine Partei besitzt. Und der Historiker ist sich sicher: Da die muslimische Minderheit stetig wächst und im übertriebenen Sinne zu einer Mehrheit werden könnte, wird es irgendwann eine muslimische Partei geben. Der Meinung ist auch Dr. Al-Hami: Er fände eine Migrantenpartei durchaus sinnvoll.

Unter dem Stichwort „Islamischer Antisemitismus“ stand die Diskussionsrunde im Anschluss an den Vortrag. Wie Prof. Dr. Michael Wolffsohn am Ende deutlich machte, fordert er eine Stärkung der staatlichen Sicherheitsbehörden: „Denn wenn eine Gruppe A Selbstverteidigung ausübt und eine Gruppe B ebenfalls Selbstverteidigung ausübt, kommt der Dritte – also der Staat – nur noch durch die Ausübung von Gewalt in den Konflikt hinein.“

Der Abend brachte den Zuhörern viele neue Erkenntnisse. Wie emotional das Thema ist, wurde auch in der abschließenden Diskussionsrunde deutlich.



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