
Erst Furzipups, dann Heavysaurus: Kinder-Metal überlässt nichts dem Zufall
22.03.25 - Heavy Metal ist spätestens seit der Kultband "KISS" kinderkompatibel. Aber die Jungs von "Heavysaurus" sehen in ihren Kostümen aus wie die unehelichen Kinder von Flitze Feuerzahn und Furzipups, dem Knatterdrachen. Trotzdem geht die Luzie ab am Freitagabend im Kreuzsaal - headbangende Sechsjährige inklusive.
Ende der Achtziger bis Mitte der Neunziger waren Dinos der Hit bei Kindern - und sind nie wirklich gestorben, im Gegensatz zu Alf-Pogs. Irgendetwas Archaisches umweht die Riesen-Hühner, ein nie versiegendes Marktpotenzial vielleicht, das sich auch Sony Music nicht entgehen lassen wollte. Ursprünglich hat der finnische Schlagzeuger Mirka Rantanen für seinen fünfjährigen Sohn nur ein bisschen Dino-Metal improvisiert, inzwischen ist "Heavysaurus" ein Franchiseprodukt, bei dem nichts dem Zufall überlassen wird, der deutsche Ableger beehrt Fulda. Es ist zehn Minuten vor dem "Meet & Greet" mit den Dino-Rockern. Christof "Riffi Raffi" Leim ist Gitarrist der Band, hat sich das dreizehn Kilo schwere Kostüm noch nicht übergezogen und erklärt das Erfolgsrezept:
"So bescheuert, dass ich es ausprobieren wollte!"
"Rantanen hat sich das Konzept 2009 ausgedacht. Es ging darum, erst nur für seinen Sohn und dann für Kinder allgemein Metal zu machen, der nicht Tod und Teufel behandelt, sondern Mobbing in der Schule, aber auch mal einen Kaugummi, den man so sehr aufbläst, dass man damit um die Welt fliegen kann. Das hatte in Finnland sehr viel Erfolg. Ich habe dann 2017 von der Family Entertainment-Abteilung von Sony in Deutschland einen Anruf bekommen, ob ich mir vorstellen könnte, Heavy Metal für Kinder im Dinosaurier-Kostüm zu spielen. Das klang so bescheuert, dass ich es einfach ausprobieren wollte." Leim war vorher bei "Sinner" und "Motorjesus" Gitarrist - und auch der Dino-Metal kommt mit kraftvollen Riffs und Symphonic Metal-Stilelementen daher, nicht nur zur Freude der Kinder:"Die primäre Zielgruppe sind Drei- bis Elfjährige. Die Ansprache, die Inhalte, aber auch die reduzierte Lautstärke und Konzerte am Nachmittag. Die sekundäre Zielgruppe aber sind die Eltern - die sind meist metalaffin und freuen sich, wenn das Kind nicht zweihundertmal 'Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann' hört, sondern etwas, wo sie auch mitrocken können - wenn sie es schon durchs ganze Haus hören müssen. Aber denen muss auch die Show gefallen, schließlich sollen sie ja ihre Kids begleiten. Wir haben sogar eine elternfreie Zone vor der Bühne, wo sonst Mosh Pits sind. Da kommen die Kleinen unter - die Eltern können weiter hinten ihr Bier trinken."
Kita-Ausflug mit Lärmschutzkopfhörern
Kinder-Metal ist eine echte Marktnische, "Heavysaurus" ist weitgehend alleine und übernimmt den Nachwuchs dort, wo Furzipups, der Knatterdrache seine Geschichte auserzählt hat. Am späten Freitagnachmittag erinnert der Kreuzsaal an einen Kita-Ausflug. Aufblasbare Gitarren und bunte Lärmschutzkopfhörer überall, die Kleinsten kommen nicht mit der Nase übers Gitter des Konzertgrabens. Doch als die Saurier durch den Seiteneingang einmarschieren, erinnert der Geräuschpegel schnell an Wacken, vor allem weil auch die Eltern mitgrölen. Die Rocker überlassen nichts dem Zufall und heizen gleich mit "Kaugummi ist mega!" und "Pommesgabel", den absoluten Favoriten, ein. "Schüttel den Kopf und die Hände in den Himmel. Und alle machen die Pommesgabel. Singen im Chor richtig laut und alle rufen: Hey, hey, Heavysaurus!" Nur an headbangende Sechsjährige gewöhnt man sich nicht so schnell. (mau) +++