
Ein drängender Hilferuf vom Acker: "Gegen das Wetter sind wir machtlos"
13.04.25 - Seit Wochen kein Tropfen – Felder stauben, Bäche schrumpfen, und die Landwirte schauen verzweifelt gen Himmel: auch in Osthessen fehlt der Regen. Die anhaltende Trockenheit bringt nicht nur die Natur aus dem Takt, sondern auch viele Menschen zum Schwitzen. Die Frage, die sich in diesen Tagen alle stellen: Wann wird’s mal wieder richtig regnen?
Seit Februar hat es in der Region kaum nennenswerte Niederschläge gegeben. "Wir hatten praktisch keinen Regen im letzten Monat", berichtet Anke Roß, Geschäftsführerin des Kreisbauernverbands Hersfeld-Rotenburg. Die Wiesen, sonst im April grün und saftig, zeigen sich träge und spärlich. "Man merkt es überall – die Natur lechzt nach Wasser." Während Cafés sich über volle Terrassen freuen, kämpfen die Landwirte mit ausbleibender Feuchtigkeit. Die Keimlinge in den Feldern warten regelrecht auf einen Regen, "der den Boden richtig durchfeuchtet".
Staub statt Sprösslinge
Roß sieht die Lage kritisch: Die Aussaat des Sommergetreides ist in vollem Gange, Mais steht als Nächstes an – doch ohne Regen droht die Saat zu vertrocknen, bevor sie überhaupt wachsen kann. Besonders Kulturen, die im Frühjahr ausgesät werden, haben es schwer. Die Ackerbohne etwa, die mit dem höchsten Wasserbedarf zum Keimen gilt, kommt bei den aktuellen Bedingungen kaum in Gang. "Normalerweise wären diese schon aufgegangen und richtig grün. Da, wo sie ins Feuchte von der Drillmaschine reingedrückt wurden, ist das auch passiert, doch diejenigen, die oben liegen – auf dem staubtrockenen Boden – nicht", erklärt Landwirt Stefan Böss aus Landershausen.In den tieferen Bodenschichten durchaus noch Wasser vorhanden. Je nach Kulturpflanze ist das aber unterschiedlich nutzbar. "Das Wintergetreide wurde im Herbst ausgesät. Dem geht es noch gut, weil die Wurzeln nach unten wachsen – praktisch dem Wasser hinterher", schildert Böss. Anders sieht es bei den jungen Frühlingskulturen aus: Die oberen Bodenschichten sind inzwischen knochentrocken.
Nur der Landregen hilft
Die Geschäftsführerin bringt es auf den Punkt: "Gewitterschauer bringen nicht so viel – viel Wasser fließt da einfach ab." Was die Landwirtschaft jetzt dringend braucht, ist beständiger Landregen, der langsam und flächendeckend in die Böden eindringt. Doch der Wetterbericht gibt wenig Anlass zur Hoffnung: Auch in den kommenden Tagen ist kein nachhaltiger Regen in Sicht. Für die Felder bedeutet das: weiter Staub statt Wachstum. Für die Landwirte: weiter bangen. Für die Natur: weiter Ausnahmezustand.Böss betont: "Gegen das Wetter sind wir machtlos." Die Zahlen sprechen für sich: Im März fielen gerade einmal sieben Liter Niederschlag pro Quadratmeter – im langjährigen Durchschnitt wären es 50 bis 60 Liter. "Es ist eine besorgniserregende Lage – aber das Kind ist noch nicht in den Brunnen gefallen", sagt Böss. Noch gibt es Hoffnung – aber sie schwindet mit jedem Tag ohne Regen.
Ohne Niederschläge wird es "dramatisch"
"Es braucht immer wieder Niederschläge", mahnt Roß. Zwar wachsen einige Pflanzen derzeit gut durch die starke Sonneneinstrahlung, doch das ist nur eine Momentaufnahme. Ohne regelmäßige Feuchtigkeit droht eine Kettenreaktion in den Kulturen. Besonders dramatisch wäre ein Ausfall bei Mais. "Der Mais wird sehr entscheidend sein. Er braucht viel Wasser, also brauchen wir in der zweiten Aprilhälfte unbedingt Regen", warnt Böss.Auch die erste Grasernte steht bereits auf der Kippe. Sollte sich die Trockenheit bis Mai fortsetzen, drohen gravierende Futterlücken für die Tierhalter. Schon jetzt ist klar: Die kommenden Wochen entscheiden über den Verlauf des gesamten Erntejahres. "Wenn wir bis Ostern keine nennenswerten Niederschläge kriegen, dann wird es dramatisch", trifft Böss den Nagel auf den Kopf. Entscheidend sei nun, wie sich das Wetter bis Anfang Mai entwickle. (Constantin Butler) +++