"Konservative Parteien bestimmten nach dem zweiten Weltkrieg in fast
allen entwickelten Staaten der Erde das politische System entscheidend
mit", erklärt Dietmar Schnell, Sprecher des Clubs und Vorsitzender der
hessischen Rosa-Luxemburg-Stiftung. Seit etwa drei bis vier Jahrzehnten
bröckele nun deren Macht. Während die Républicains in Frankreich
zwischen Macron und Le Pen weitgehend aufgerieben wurden, seien die
Tories in England zwar noch an der Macht, versänken aber nach dem Brexit
in Chaos und Zwist. In Italien füllten Berlusconi und radikal rechte
Parteien wie Giorgia Melonis Fratelli d’Italia das durch die Implosion
der Democrazia Cristiana entstandene Vakuum. Trumps weitgehende
Übernahme der Republikaner in den USA weise in eine ähnliche Richtung,
nur die deutsche CDU scheine relativ unbeschadet wenn auch deprimiert
und zerstritten durch das Ende der Merkelzeit gekommen zu sein.
"Nach der Krise (und vielfach dem Niedergang) der internationalen
Sozialdemokratie scheint es nun die Konservativen zu treffen", so
Schnell weiter. Da hätten Linke wenig Mitleid, aber man müsse
konstatieren, dass jene Parteien über viele Jahrzehnte Anker der
Stabilität in den Demokratien der Ersten Welt gebildet hätten. Was in
die entstehende Repräsentationslücke dränge (z.B. in Deutschland die
AfD), stelle eine große Gefahr für die betroffenen Gesellschaften dar,
insbesondere, da vielfache Krisen zu bewältigen seien, die enorme
Kraftanstrengungen verlangten.
Der Frankfurter Politikwissenschaftler Prof. Dr. Thomas Biebricher
widmet sich in seinem Buch »Mitte/Rechts, Die internationale Krise des
Konservatismus« diesem Phänomen und zeichnet die turbulenten
Entwicklungen seit 1990 nach. Inwieweit diese Krise ein Problem für
unsere Demokratie ist, erklärt der Autor in seinem Vortrag.
Die Teilnahme ist kostenlos, einen Link erhalten Sie auf Anfrage bei
[email protected]
Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Hessen.