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In unserem Alltag sind wir umgeben von elektronischen Geräten.

Katharina Stock, Ulrike Ziegelhorn, Klaus Schuhmacher und Ingrid B. reagieren darauf sensibel und wehren sich. - Fotos: Anne Baumann

22.03.13 - KÜNZELL

Wie SCHÄDLICH sind Handys wirklich? Betroffene ziehen in BUNKER

„Mein Leben findet auf wenigen Quadratmetern statt. Nach draußen gehe ich nur mit Schutzkleidung und wenn ich einkaufen bin, dann nur zu Zeiten, an denen die wenigsten Leute im Supermarkt unterwegs sind." Ulrike Ziegenhorn aus Erfurt ist gelernte Krankenschwester und Ergotherapeutin, mit ihren 44 Jahren allerdings bereits in Rente. „Ich bin zu nichts mehr fähig, ich nehme kaum am sozialen Leben teil", erzählt sie. Die Erfurterin leidet an der sogenannten EHS (Elekto-Hyper-Sensibilität) und reagiert mit vielen Symptomen auf die Strahlungseinwirkung von Mobilfunkmasten und Handys.

Ziegenhorn zog für vier Tage unter ärztlicher Aufsicht mit anderen Betroffenen in den Künzeller Atombunker im Bürgerhaus, der heute als Kegelbahn genutzt wird. Dort versuchten die Betroffenen, ihren Körper zu regenerieren, sich zu entspannen und zudem einen Appell an Politik und Verwaltung zu senden, deren Aufgabe es sei, Rückzugsgebiete für strahlen-empfindliche Menschen zu schaffen.

„Handystrahlung? Ich merke nichts. Die übertreiben doch!", mögen viele meinen. Ähnlich ist es bei Umweltgefahren, UV- und radioaktiver Strahlung, Feinstaub oder belasteten Lebensmitteln – Sorgen macht man sich erst, wenn es einen unmittelbar betrifft. Seit 2011 belegt eine Studie jedoch wissenschaftlich, dass die Menschen zunehmend unter der Strahlenbelastung leiden und diverse Symptome aufzeigen. Kanadische Umweltmediziner haben einen aktuellen Forschungsüberblick vorgelegt, in dem es unter anderem heißt:

„Wie bei anderen Multisystemerkrankungen, wie der multiplen Chemikaliensensibilität (MCS), der Fibromyalgie und dem chronischen Müdigkeitssyndrom (CFS), gibt es auch noch kein vollständiges Verständnis der genauen Pathogenese (Krankheitsentstehung) bei EHS. Neu auftauchende Beweise [...] haben ein Störungspotential bei der Katecholaminproduktion als Reaktion auf elektromagnetische Strahlung aufgezeigt. Dies kann sich in vielfältiger Weise auf den menschlichen Organismus auswirken." (Genuis, 2010a; De Luca et al., 2010)

„Schlafstörungen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Unruhe, Konzentrationsstörungen, inneres Zittern und Brennen, Hautveränderungen usw. – das sind nur einige der Symptome, die mittlerweile nachgewiesen sind", so Dr. med. Cornelia Waldmann-Selsam. Die Ärztin untersucht schon seit 2004 Menschen, die sensibel auf sogenannten „Elektrosmog" reagieren und verbrachte auch die vier Tage im Künzeller Bunker. Zunächst hat die Ärztin nur beobachtet und schon dabei festgestellt, dass es den Menschen in der Abgeschiedenheit viel besser ging. „Ein großer Teil der Symptome verschwindet nach der Exposition, wenn diese noch nicht zu organischen Schäden geführt hat", so Waldmann-Selsam. „Die Zeit hier unten war sehr angenehm", bestätigt auch Ulrike Ziegenhorn. „Ich konnte endlich wieder richtig schlafen, dieses innerliche Brennen hat aufgehört und ich sehe viel besser", so die 44-Jährige.

Möglich wurde die Aktion durch den Künzeller Bürgermeister Peter Meinecke und den Verein „Weisse Zone Rhön e.V.", der sich im November 2012 mit dem Ziel gründete, die Menschen über die gesundheitlichen Schäden der Mobilfunkstrahlung und andere elektromagnetische Felder zu aufzuklären. „Wir wollen ja nicht, dass die Leute alles abschalten und gar nicht mehr erreichbar sind", so der Vorsitzende des Vereins, Klaus Schuhmacher. „Aber vielleicht können wir die Leute dazu bringen, vorsichtiger mit den Geräten umzugehen und Politik und Verwaltung dazu, Glasfaser zu verlegen und vor allem ‚Weisse Zonen’ zu schaffen."

In der Rhön könnten nach Ansicht des Vereins Gebiete geschaffen werden, mit mobilfunkfreien oder zumindest sehr strahlungsarmen Lebensräumen für von Elektrosmog geschädigte Menschen. Erste Wohnprojekte seien bereits auf dem Weg und finden Unterstützung durch Gemeinden und Behörden. In Frankreich sind Handys an Schulen bereits verboten und in Schweden ist Elektrohypersensibilität eine anerkannte Krankheit. Bis in Deutschland etwas passiert, will der Verein weiter kämpfen.

Eine erste Informationsveranstaltung gibt es voraussichtlich am 25. April 2013 in Künzell-Dietershausen. Mehr Infos gibt es unter: http://www.strahlung-gratis.de/weisse_zone-biosphaere.pdf (ba) +++


Her verbrachten sie vier Tage, frei von "Elektrosmog".

Trotz Schlafsack und Matratze schlief es sich hier besser.


Ulrike Zigelhorn läuft sonst so auf die Straße, im Schutz der Tücher.

Die Schuhe schotten sie von Strahlung im Boden ab.


Die Betroffenen wollen ihren Protest und ihre "Kur" wiederholen.

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