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Bischof Prof. Dr. Josef Koukl wird von Pfarrer Dirk Krenzer in der Eichenzeller Pfarrkirche begrüßt - Fotos: Heinz Mösinger / Rolf Heß

Eichenzells Bürgermeister Dieter Kolb (Mitte) im Gespräch mit dem tschechischen Gast. Dabei: Thorsten Pirkl (rechts) Leiter des Gemischten Chores Eichenzell

31.08.09 - FULDA

Bundestreffen der "Leitmeritzer": höchste Ehrung für tschechischen Altbischof KOUKL

Die Ehrung des tschechischen Altbischofs Prof. Dr. Josef Koukl für seine Verdienste um Heimatvertriebene und Aussöhnung mit der „Ulrich-von-Eschenbach-Plakette“, der höchsten Auszeichnung des Heimatkreisverbandes Leitmeritz, sowie die menschliche Begegnung von knapp 250 Angehörigen der Vertriebenengeneration standen im Mittelpunkt des 29. Bundestreffens des Heimatkreisverbandes Leitmeritz.

Aus ganz Deutschland und Österreich waren die - aus der nordböhmischen Stadt - Vertriebenen sowie Kinder oder Enkel der "Erlebnisgeneration" am vergangenen Wochenende nach Fulda gekommen. Bemerkenswert war auch in diesem Jahr die Tatsache, dass aus dem heutigen Litomerice an der Elbe wieder eine große Delegation der dortigen Bistumsleitung - mit dem Altbischof an der Spitze - und das Stadtoberhaupt Ladislav Chlupac an der Veranstaltung in Fulda teilnahmen.

Die Vertreibung als Folge der Kriegsereignisse in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts hatte cirka 2.000 Menschen aus Stadt und Kreis Leitmeritz nach Fulda und Osthessen geführt, so dass sich zu Beginn der fünfziger Jahre die Bundestreffen der Leitmeritzer in 2-jährigem Turnus hier etablierten. Nachdem Stadt und Kreis Fulda die Patenschaft für die vertriebenen Leitmeritzer übernommen hatten, kam es dann auch zu der Einrichtung eines Leitmeritz-Archives und eines Museums in der Schlosstraße in Fulda.

Begonnen hatte das diesjährige Treffen mit einem Totengedenken für die während und nach der Vertreibung umgekommenen Leitmeritzer an der Ehrentafel am Domplatz, bei dem der Fuldaer Stadtrat Reinhold Schäfer die Ansprache hielt. Schäfer verwies darauf, dass die über sechzigjährige Friedensperiode nicht selbstverständlich sei und dass die Nachbarschaft zwischen Tschechen und Deutschen durch die europäische Entwicklung überaus gute Perspektiven habe.

Der deutsche Ehrendomkapitular von Leitmeritz, Dr. Ladislaus Kara (Hildesheim), sprach das Gedenkgebet. Ein würdiges und hochherziges Beispiel für den Willen zur historischen Aufarbeitung des von den Vertriebenen erlittenen Unrechts gab auch diesmal wieder der Oberbürgermeister von Litomerice Ladislav Chlupac, indem er für die Körperschaften seiner Stadt für die Opfer der Vertreibung - neben der Kränzen der Stadt Fulda und des Heimatkreisverbandes - ebenfalls ein Kranzgebinde niederlegte.

Der emeritierte Bischof von Leitmeritz Dr. Josef Koukl zelebrierte im Rahmen des Bundestreffens am Samstagabend in der Kirche von Eichenzell einen Gottesdienst, der vom Gemischten Chor „Concordia“ Eichenzell unter der Leitung von Thorsten Pirkl gestaltet wurde und bei dem Ortspfarrer Dirk Krenzer und Bürgermeister Dieter Kolb den Bischof besonders begrüßten. In Eichenzell leben Vertriebene aus Leitmeritz, die zu Bischof Koukl im Lauf der Jahre eine besondere Beziehung entwickelt haben.

Zu Beginn des großen Begrüßungsabends im Kolpinghaus Fulda überbrachte wiederum Stadtrat Reinhold Schäfer die Grüße der Patenstadt, Kreistagsvorsitzender Franz Rupprecht sprach ein Grußwort für den Landkreis, und die neue Beauftragte der Hessischen Landesregierung für Flüchtlinge und Spätaussiedler, Margarethe Ziegler-Raschdorf, grüßte die Teilnehmer des Bundestreffens im Auftrage von Ministerpräsident Roland Koch.

Im Mittelpunkt des Abends stand die Verleihung der „Ulrich-von-Eschenbach-Plakette“, der höchsten Auszeichnung des Heimatkreisverbandes Leitmeritz, an Altbischof Dr. Koukl durch den Vorsitzenden Horst Geppert. In einer ausführlichen Laudatio würdigte der stellvertretende Vorsitzende der Ackermann-Gemeinde in der Diözese Fulda (ein Verband vorwiegend sudetendeutscher Katholiken), Alois Hofmann, die Verdienste von Koukl um die vertriebenen Leitmeritzer, die Vertriebenen aus dem Sudetenland allgemein und um die Versöhnung zwischen Tschechen und Deutschen nach der leidvollen Geschichte des vergangenen Jahrhunderts.

Nach großen persönlichen Bedrängnissen in den Zeiten der Gewaltherrschaft der deutschen Okkupation und des Kommunismus war Koukl 1989 von Papst Johannes Paul II. zum Oberhirten des 15 Jahre lang verwaisten Bistums Leitmeritz ernannt worden. Hofmann würdigte in seiner Ansprache, dass Bischof Koukl sofort nach seinem Amtsantriitt sich um die aus seinem Bistum Vertriebenen gekümmert , öffentlich die Vertreibung verurteilt und bis heute an allen Treffen der vertriebenen Leitmeritzer in Fulda teilgenommen habe. So seien durch seine klaren Positionen in Tschechien Barrieren abgebaut und immer mehr Kontakte auch zu den früheren Bewohnern möglich geworden.

In Fulda habe er im damaligen Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Hamberger einen gleichgesinnten Partner gefunden und durch das Wirken beider sei die seit 2001 bestehende Städtepartnerschaft zwischen Fulda und Litomerice/Leitmeritz als positive und in die Zukunft gerichtete Folge der leidvollen historischen Ereignisse zustande gekommen. Bischof Dr. Koukl ist in der Vergangenheit bereits mit zahlreichen Auszeichnungen - so z. B. mit dem Europäischen Karlspreis der Sudetendeutschen oder dem Bayerischen Verdienstorden - ausgezeichnet worden, und in Fulda nahm er die neue Auszeichnung wie überall mit einer beispielhaften Bescheidenheit an, die ihre Grundlage in seiner ganz an der christlichen Botschaft ausgerichteten Lebenseinstellung hat.

Am Sonntagmorgen feierte Bischof Dr. Koukl wie immer das Pontifikalamt im Dom zu Fulda, bei dem Dr. Lucian Lamza (Apostolischer Protonotar, Fulda), Karel Havelka, (Bischofsvikar, Leitmeritz), Dr. Ladislaus Kara (von Bischof Koukl ernannter deutscher Ehrendomkapitular zu Leitmeritz, Hildesheim) und Pfarrer Erwin Lachnit (früherer Vertriebenenseelsorger im Bistum Fulda) mitzelebrierten. Musikalischer Gestalter des Pontifikalamtes wie zuvor schon des Begrüßungsabends war der Männerchor „Gemütlichkeit“ Fulda-Horas unter der Leitung von Vladimir Langstein.

Zur Tradition gehört auch der - sich im Fürstensaal des Stadtschlosses anschließende - Empfang der Stadt Fulda, diesmal von Bürgermeister Dr. Dippel gegeben, der die Teilnehmer des Treffens und besonders die Gäste aus der tschechischen Partnerstadt herzlich willkommen hieß und dem Heimatkreisverband die weitere Unterstützung zusicherte. Horst Geppert bedankte sich als Vorsitzender des Heimatkreisverbandes Leitmeritz und lud schon jetzt zum nächsten Treffen im Jahre 2011 ein. Bürgermeister Ladislav Chlupac, Litomerice, bezeichnete seine Anwesenheit als selbstverständlich und wies besonders auf die Möglichkeiten einer neuen Nachbarschaft hin, die die Europäische Union biete. An dem Empfang nahmen zahlreiche Ehrengäste aus Stadt und Region teil.

Der Nachmittag des Sonntags war dann im großen Saal des Kolpinghauses den Wiedersehensgesprächen und dem deutsch-tschechischen Austausch gewidmet. (zg) +++


Fuldas Stadtrat Reinhold Schäfer begrüßt Oberbürgermeister Ladislav Chlupac mit seiner Gattin am Domplatz

Stadtrat Schäfer, Oberbürgermeister Chlupac und Heimatkreisvorsitzender Horst Geppert bei der Kranzniederlegung am Domplatz


Eröffnung des Begrüßungsabends im Kolpinghaus durch Reinhold Schäfer

Die Landesbeauftragte für Flüchtlinge und Spätaussiedler, Margarethe Ziegler-Raschdorf, sprach ein Grußwort


Der Männerchor „Gemütlichkeit“ Fulda-Horas auf der Bühne des Kolpinghauses

Horst Geppert überreicht Altbischof Josef Koukl die „Ulrich-von-Eschenbach-Plakette“


Alois Hofmann (Ackermann-Gemeinde) bei der Laudatio für Altbischof Koukl

Der tschechische Seelsorger spendete den Segen


Das Pontifikalamt am Hochaltar des Domes zu Fulda

Altbischof Koukl bei der Predigt im Dom


Empfang der Stadt Fulda im Fürstensaal

Fuldas Bürgermeister Dr. Wolfgang Dippel als Gastgeber beim Empfang


Bischofsvikar Havelka, Altbischof Dr. Koukl, Frau Chlupac, Oberbürgermeister Chlupac (von links, alle Leitmeritz) im Fürstensaal

Horst Geppert, Vorsitzender des Heimatkreisverbandes


Ladislav Chlupac bei seiner Ansprache, links Dolmetscherin Hana Mildova (Leitmeritz)

Dr. Dippel und Dr. Hamberger mit den Gästen aus Litomerice/Leitmeritz


Tschechisch-deutsche Freundschaft: Altbischof Koukl und der Vorsitzende des Freundeskreises Fulda Litomerice/Leitmeritz, Jost-Ernst Köhler (Fulda)

Altbischof Koukl, Ehrendomkapitular Kara, Bischofsvikar Havelka und Elfriede Spiegel (Eichenzell, Freundeskreis Fulda – Litomerice/Leitmeritz) nach dem Empfang im Stadtschloss

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