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03.09.11 - FULDA
Mit einer über fünfstündigen „Nationalwallfahrt“ rund um Fulda hat am Samstagnachmittag die umstrittene Piusbruderschaft ihr diesjähriges "Deutschlandtreffen" in der Bischofsstadt Fulda eröffnet. Zum Thema der Wallfahrt „Die christliche Familie“ sprach der frühere osthessische CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann (Neuhof). Er machte in seiner halbstündigen Rede mehr oder weniger die steigenden Abtreibungen für das zunehmende „Elend der Welt“ verantwortlich. Wörtlich sagte Hohmann: "Die Abtreibung hat eine staatlich geförderte, institutionalisierte Brutalität erzeugt. Papst Johannes Paul II. hat sie „Kultur des Todes“ genannt. Sie ist der Bruch schlechthin in der Kultur unseres demokratisch verfassten Landes und anderer christlich geprägter Nationen. Der moralische „Supergau“. Eine Konsequenz der 8 Millionen Abtreibungsopfer ist der öffentlich beklagte Fachkräftemangel. Er ist zugleich ein erstes Vorzeichen für einen unausweichlichen wirtschaftlichen Niedergang in den kommenden Jahrzehnten"
Mit einem Zitat von Papst Pius XII. "Die wahren Gläubigen der Kirche werden sich bis zum letzten einsetzen, um die wahren Rechte der Familie zu erhalten" verteidigte die Piusbruderschaft ihre Aktivitäten und forderte, dass "unsere Gesellschaft den Wert der Familie wiederentdecken muss". Und weiter heißt es auf einem verteilten Flugblatt:..."Der besondere Schutz der Familie...wird immer mehr in Frage gestellt durch die Legitimierung der Ehescheidung, der Homo-Ehe, der Abtreibung, der Schul-Sexualerziehung, der Pornografie u.v.m. Kinderreiche Familie sind zur Seltenheit geworden, wirtschaftliche Interessen werden über den Schutz der Familie gestellt".
An der mehrstündigen Wallfahrt nahmen etwa 550 Erwachsene und Kinder sowie Mitglieder der Priesterbruderschaft St. Pius teil. Am Samstagabend und Sonntag gibt es in einem Hotel Vorträge, Primizsegen und die feierliche "Erneuerung der Weihe Deutschlands an das Unbefleckte Herz Mariens". Seit 1975 wird die Piusbruderschaft von der römisch-katholischen Kirche offiziell nicht anerkannt, weil sie zentrale Kirchenreformen des 20. Jahrhunderts ablehnt. Deshalb verweigert auch das Bistum Fulda den Piusbrüdern die Nutzung katholischer Kirchen. Im Juni 2009 hatte die Bruderschaft für Schlagzeilen gesorgt, weil sie in Fulda - gegen die Anordnung des katholischen Bistums Fulda und des Bischofs Algermissen - eine eigene Kapelle weihte.
Die heutige Wallfahrt der Piusbruderschaft dauert deutlich mehrere Stunden, wobei Gebete und Gesänge drahtlos über mobile Lautsprecher in der mehrere hundert Meter langen Wallfahrt übertragen wurden. Wie schon in den vergangenen sechs Jahren zogen dann die Wallfahrer über die Schlossstraße und Magdeburger Straße zur Grabeskirche der heiligen Lioba auf dem Petersberg und entlang des nordöstlichen Stadtrandes hin zum Kloster Frauenberg (in der dortigen Kirche oberhalb des Domes wird das Gnadenbild "Unserer Lieben Frau" aufbewahrt, wo dem 1854 die Weihe Deutschlands vollzogen wurde).
Danach führte der Weg der Wallfahrt zum Festsaal in die Orangerie. Die etwa 50 Priester der Gemeinschaft trugen wie schon in den Vorjahren traditionelle schwarz-weiße Gewänder. Viele von ihnen wie auch den Betenden hatten Rosenkränze in den Händen.
Auf dem Programm heute und morgen stehen zahlreiche Messen - darunter eine Predigt des deutschen Distriktoberen P. Franz Schmidberger zur "Bedeutung der christlichen Familie für Kirche und Gesellschaft" - , Sühneandachten, die Möglichkeit des Empfangs von Primizsegen und Vorträge, die in dem Festsaal des Hotels am Schlossgarten (Maritim) ganz in der Nähe des Fuldaer Domes stattfinden. (ma). +++
- Fotos: Hendrik Urbin / Christian P. Stadtfeld