"Super-Grünbrücke" über die A 7 für Hase, Reh & Co - Kosten: 5,4 Mio. Euro

Wer am heutigen Sonntag auf der Bundesautobahn 7 von Kassel in Fahrtrichtung Würzburg unterwegs war, musste bis kurz vor 13:00 Uhr im Bereich vor der Anschlussstelle Hünfeld/Schlitz (Landkreis Fulda) mit Staus oder Verkehrsbehinderungen rechnen. Große Hinweisschilder, Verkehrsnachrichten von Rundfunkanstalten und die regionalen Medien machen auf mögliche Staus, die gestern zu Stoßzeiten bis zu vier Kilometer lang waren, aufmerksam.

Der Grund dafür war eine Vollsperrung der längsten Autobahn Deutschlands zwischen Hünfeld/Schlitz und Fulda-Nord in südliche Richtung. Innerhalb von 24 Stunden wurden bei Km 552,190 (Gemarkung Fulda-Michelsrombacher Wald) insgesamt 16 Fertigteil-Betonträger und zwei Randteile mit Einzelgewichten von etwa 60 Tonnen für den Bau einer "Grünbrücke" über der Rhön-BAB eingehoben. Der 47 Meter lange und 54 Meter breite begrünte "Überweg" soll ab April 2011 die großen Waldflächen und die sich anschließenden weitläufigen Naturräume rechts und links der Autobahn wieder miteinander verbinden. Das Projekt kostet etwa 5,4 Millionen Euro und wird durch Konjunkturprogramme des Bundes finanziert. Baubeginn war bereits im Mai dieses Jahres.

Die geplante "Grünbrücke" ist allerdings nicht unumstritten: Kritiker des Projekts sagen, dass der Bau viel zu teuer sei und vergleichbare Brücken mit weniger Breite wesentlich weniger kosteten (osthessen-news berichtete bereits darüber: http://osthessennews.de/beitrag_A.php?id=1175545 ). Am gestrigen Samstagmittag wurde pünktlich um 14:00 Uhr die erste Vollsperrung eingerichtet und der Verkehr über die Landesstraße 3176 und die B 27 durch Oberrombach und an Hünfeld vorbei bis zur Anschlussstelle Fulda-Nord umgeleitet. Beamte der Polizeiautobahnstation Petersberg beobachteten im Kreuzungsbreich Forsthausstraße / Königsküppel kurz vor Oberrombach den Verkehr und richteten bei Bedarf eine linksabknickende Vorfahrt von der A7 in Richtung Hünfeld ein. Dadurch sollte ein reibungsloser Verkehrsabfluss gewährleistet werden.

"Wenn alles nach Plan läuft, und davon gehen wir aus, soll am Sonntag gegen 14:00 Uhr der Verkehr über die Autobahn wieder rollen", sagte Dirk Ackermann vom Amt für Straßen- und Verkehrswesen (ASV) Fulda am Samstagnachmittag gegen 16:30 Uhr im Gespräch mit osthessen-news. Gegen 21:00 Uhr wurden die ersten sechs Fertigteile eingehoben und verschweißt, dann musste der Kran umgebaut werden, um die restlichen Betonträger montieren zu können. Auf der Gegenrichtung (Richtung Norden/Kassel) wird in der kommenden Woche eine Vollsperrung eingerichtet. Diese ist nach ASV-Angaben zwischen Samstag (02. Oktober) und Sonntag (03. Oktober) jeweils von 14:00 Uhr erforderlich. Der Autobahnverkehr wird in dieser Zeit über die B 27 und die Landesstraße 3176 zur Anschlussstelle Hünfeld-Schlitz umgeleitet.

An beiden Wochenenden montiert die osthessische Firma ELO Beton über 2.000 Tonnen Fertigteile für die neue Grünbrücke. Das Unternehmen aus Eichenzell erhielt den Auftrag zur Lieferung und Montage von 36 Fertigteilbrückenträgern für das Millionenprojekt. In der Nacht zu gestrigen Samstag wurden die tonnenschweren Betonteile mit Schwertransporten und Polizeibegleitung mit Zwischenstopp auf einem nahe gelegenen Parkplatz zur Großbaustelle auf der A7 gebracht.

Aber nicht nur die Auto- und Brummifahrer auf der A7 brauchen an diesem und dem kommenden Wochenende starke Nerven. Im Zuge des sechsstreifigen Ausbaus der A3 zwischen Wertheim und dem Autobahndreieck Würzburg West lässt die Autobahndirektion Nordbayern zwei Überführungsbauwerke bei Helmstadt erneuern. Die alten Brückenbauwerke werden an den Wochenenden 25./26. September und 1./2. Oktober abgebrochen. Dafür muss die A3 abschnittsweise voll gesperrt werden.

Eine Grünbrücke dient vornehmlich wildlebenden Tieren als Hilfsmittel, stark frequentierte Verkehrswege wie Autobahnen, Bundesstraßen, aber auch Bahnstrecken, gefahrlos zu queren. Grünbrücken verbinden zudem Lebensräume des Wildes, die durch Verkehrswege zerschnitten sind, und versuchen so, die Folgen der zunehmenden Landschaftszerschneidung abzumildern. Diese Art von Brücken haben nicht nur eine verbindende Funktion, sie tragen auch zu einer Reduzierung von Wildunfällen bei, da die Tiere nicht mehr gezwungen sind, die Fahrbahnen zu überqueren. Deutschlandweit gibt es nur 35 dieser speziellen Grünbrücken. (Christian P. Stadtfeld) +++