Lesen verbindet – Alphabetisierung als Menschenrecht

08.11.14 - Frau Dr. Birte Egloff schätzt, dass ca. 7 Millionen Menschen in Deutschland sogenannte ‚funktionalen Analphabeten’ sind, Menschen, die zwar einzelne Buchstaben und Worte lesen können, aber unfähig sind, die Schrift im Alltag so zu gebrauchen, wie es im sozialen Kontext als selbstverständlich angesehen wird. In ihrem Vortrag anlässlich der Eröffnung der Ausstellung ‚Lesen verbindet – Alphabetisierung als Menschenrecht’ im Bonifatiushaus Fulda bezog sich die Akademische Rätin der Goethe Universität Frankfurt/Main auf Ergebnisse eines Forschungsprojekts, in dem funktionale Analphabeten zu ihrer biografischen Entwicklung interviewt worden sind und die im Laufe ihrer Lebensgeschichte zahlreichen Ausgrenzungs- und Stigmatisierungsprozessen ausgesetzt waren.

Viele der funktionalen Analphabeten seien sehr einfallsreich im Verbergen ihres Problems. Viele würden die Arbeitsstelle wechseln, wenn ihr Analphabetismus offenbar würde. Für viele Betroffene gehe die Unfähigkeit angemessen zu lesen und zu schreiben einher mit psychischen und sozialen Beeinträchtigungen, die neben dem Besuch eines Lese- und Schreibkurses auch eine sozialpädagogische oder therapeutische Betreuung nötig machen würde. Erstaunt über die hohe Zahl funktionaler Analphabeten auch mit Blick auf die Region zeigte sich der Hauptgeschäftsführer der IHK Fulda Stefan Schunk. Gemeinsam mit den Ausrichtern der Ausstellung unter dem Dach des Hessencampus Fulda, dem Leiter der Volkshochschule des Landkreises, Herrn Michael Friedrich und dem Direktor des Bonifatiushauses, Herrn Gunter Geiger, endete die Veranstaltung mit dem gemeinsamen Abgang der Ausstellungstafeln.

Die vom Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V., dem UNESCO Institute for Lifelong Learning, und dem Förderverein Gefangenenbücherei Münster entwickelte Ausstellung ist noch zum 30. November im Bonifatiushaus zu besichtigen. +++