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Nachruf auf Bildhauer Johannes KIRSCH (83) - am 6. Januar verstorben
17.01.15 - Wer sollte seinen Schöpfungen im Fuldaer Land und darüber hinaus noch nicht begegnet sein! Sechs Jahrzehnte lang hat der Petersberger Bildhauer Johannes Kirsch Stadt- und Dorfplätze mit Brunnen und Denkmälern sowie Kirchen mit Altären und Tabernakeln, Leuchtern und Lesepulten, Madonnen und Heiligenfiguren ausgestattet und dazu eine Fülle an Skulpturen und Plastiken aus Holz, Bronze und Stein für private Liebhaber seiner Kunst geschaffen. Hinzu kamen Grafiken und Zeichnungen. Am 6. Januar 2015 ist er nach einem großen künstlerischen Schaffen verstorben.
"Die Magier, oder wie wir sagen, die Weisen aus dem Morgenland, haben Johannes Kirsch am Abend des 6. Januar 2015 mit heimgenommen. Sie gelten als die ersten Visionäre und Künstler, die Christus bereits als armseliges Kind im Stall beschenken. Das Vertrauen in Gott war für Johannes Kirsch eine Basis, die nicht allein seinen kirchlichen Aufträgen den notwendigen Halt gab. Auch mit den profanen Aufträgen zieht sich das Staunen über das Leben, die Natur und die Schönheit, wie die Verletzlichkeit der Menschen, als ein roter Faden durch seine Arbeiten" so schreibt Dr. Burghard Preußler in einem Nachruf.
Am Beispiel von Gold, Weihrauch und Myrrhe vor dem göttlichen Kind entwickelt das Evangelium ein erstes „Bild“ von der Beziehung zwischen Gott und seiner Schöpfung. Vom „Mädchen mit Rechen“, 1963, über die fantasiereichen Varianten der Wasserführung bei vielen Brunnen oder das Totengedenken in Mahnmalen bis zu den Tierdarstellungen atmen alle Werke des Wüstensachsener „Hütebuben“ Johannes Kirsch den Respekt vor der menschlichen wie der äußeren Natur. Seit dem Ende der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts gehörte er zu den Künstlern, die mit ihren Werken die Neuausstattung von Kirchenbauten im Bistum Fulda geprägt haben. Galt es doch, in zahlreichen Neubauten wie bei Renovierungen dem Zentrum der Liturgie, dem Altar, eine angemessene, im besten Sinne „herausragende“ Form für die Feier des Geheimnisses von Tod und Auferstehung Christi zu geben. Da fühlte er seine Glaubensbasis auch stark genug, um sich mit Theologen und Architekten auseinander zu setzen. Bildstöcke und Wegekreuze boten daneben zahlreiche Gelegenheiten, christliches Denken und Gestalten in die Welt zu tragen.
In einer bemerkenswerten Reihe von bronzenen Osterleuchtern bearbeitete er seit 1978 mehrfach das Thema vom hoffnungsvollen Licht der Osternacht. Anlässlich seines 70. Geburtstages konnten sie im Frühjahr 2001 unter dem Titel „Schöpfung Tod Auferstehung“ im Bonifatiushaus geschlossen ausgestellt werden.
Als Johannes Kirsch von Wüstensachsen in die Welt hinausging und sich bald ehelich mit Marie-Luise Burger verband, war die Heimat gerade von zwei unmenschlichen Kriegen gezeichnet. Und in der Kunst spielten die ideologisch vereinnahmten Auseinandersetzungen um Bildlichkeit und Abstraktion noch eine brisante Rolle. Niemand konnte erkennen, wohin ein Künstlerdasein führt. Vielleicht gab es bei ihm ein Gespür, dass es ohne Künstler nicht möglich ist, über die den Menschen in Krieg und Vertreibung zugefügten körperlichen wie seelischen Verletzungen hinwegzukommen?
Wir sind im Bistum Fulda sehr dankbar, dass uns Johannes Kirsch ein kritischer und engagierter Begleiter bei der zeitgemäßen Verkündigung von Christi Tod und Auferstehung war. Das Werk wird seine Intentionen weiterhin lebendig halten, auch wenn aus mancherlei Unverständnis heraus leider schon erste Verluste zu bedauern sind. Die Weisen aus dem Morgenland haben ihn in ihre Mitte genommen. Möge ihn der von ihm so gern kraftvoll gestaltete Engel der Auferstehung geleiten." (Dr. Burghard Preusler, Diözesanbaumeister und -konservator) +++