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FULDA Das "Wort des Bischofs"

Graffitis einer neuen Hoffnung - von Heinz Josef Algermissen

25.06.15 - "Graffitis einer neuen Hoffnung

Von Bischof Heinz Josef Algermissen

Christlicher Glaube ist von Anfang an bekennender Glaube. Die Gewissheit eines Gottes, der dem menschlichen Leben Sinn und Richtung gibt, drückt sich nicht nur im stummen Vertrauen aus, sondern in Worten, im Bekenntnis. Sehr früh finden wir im neuen Testament Sätze wie „Jesus ist der Herr“ oder das kräftige Wort des Apostels Paulus: „So haben doch wir nur einen Gott, den Vater. Von ihm stammt alles, und wir leben auf ihn hin. Und einer ist der Herr: Jesus Christus. Durch ihn ist alles, und wir sind durch ihn“ (1 Kor 8, 6).

Aus solchen und anderen Sätzen haben sich in der frühen Kirche Kurzbekenntnisse gebildet, die bei der Taufe, in Unterricht, Liturgie und im Lobpreis wiederholt wurden. Gemeinsame Kurzformeln sind auch der Ursprung der großen Bekenntnisse der alten Kirche. Herausragend ist für die katholische Kirche und die kirchlichen Gemeinschaften, die aus der Reformation entstanden sind, das gemeinsame, von der apostolischen Botschaft inspirierte „Apostolische Glaubensbekenntnis“. Es gilt als knappe, aber präzise Zusammenfassung des christlichen Glaubens, ist für die Ökumene grundlegende Orientierung und begegnet uns zum ersten Mal im 4. Jahrhundert. Seine vollständige Gestalt bekommt es im Konzil von Chalcedon im Jahr 451. Es fasst das Bekenntnis jener Christen zusammen, die in den ersten Jahrhunderten rings um das Mittelmeer nicht nur eine neue Hoffnung im untergehenden römischen Weltreich gefunden hatten, sondern auch einen neuen Lebensstil und eine große Veränderung in ihrem persönlichen Leben und im Zusammenleben mit anderen Christen erfuhren.

Besonders dicht an der Lebens- und Glaubenspraxis dieser ersten Christen sind wir in den Katakomben Roms, die über lange Zeit verschüttet und vergessen, die Anfangszeit und ersten Wort- und Bildbekenntnisse der Christenheit dokumentieren. Die Inschriften und Symbolbilder auf den Grabtafeln, die Fresken und Reliefs, die wir dort finden, sind Zeugnisse des christlichen Glaubens im Entstehen. Sie verknüpfen alttestamentliche und neutestamentliche Motive, aber auch vorchristliche und christliche Bilder.

Das römische Reich war längst nicht zu Ende, da ritzten einige Christen Vorzeichen einer anderen Herrschaft in die Steine, mit denen sie die Gräber verschlossen. Und sie beugten sich nicht, nicht vor der Macht des Todes und nicht vor der des Kaisers, leisteten Widerstand im Namen ihres Herrn Jesus Christus.

Was hatten sie der damaligen Welt zu bieten? Was begründete ihren Zulauf? Schriften hatten sie kaum, ihre Lehre war schlicht, auch waren sie schlecht organisiert. Aber sie teilten alles und redeten klar, ohne leeres Pathos, und beteten nicht aus lauer Gewohnheit. Frischer Wind war da, Glaubwürdigkeit und Einfachheit. Der gekreuzigte Auferstandene war Grund und Ziel ihres Lebens. So können wir die Graffitis jener neuen Hoffnung lesen und verstehen, die das alte System wie Sauerteig das Mehl durchwirkte, die aufging und wie ein Senfkorn wuchs und Zuflucht bot. In Stein geritzte Zeichen der Hoffnung: Fisch und Anker, Taube und Lamm, das war die Botschaft des Anfangs. Und das gilt heute ebenso. Wenn ich in Rom bin, versuche ich immer wieder einmal hinabzusteigen in die tiefen Gänge der Katakomben, um mich an diesen Graffitis der Hoffnung zu erfreuen: eine stets neue Ermutigung"  +++


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