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FULDA "Wort des Bischofs"

Den Toten nah ... von Bischof Heinz Josef ALGERMISSEN

01.11.15 - "Den Toten nah...." von Bischof Heinz Josef Algermissen

Während meines Philosophiestudiums an der Universität Freiburg wurde ich von einem meiner Lehrer auf den heute fast vergessenen Philosophen Peter Wust (1884–1940) hingewiesen, Pionier der katholischen Erneuerungsbewegung in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts, zu dessen Vorlesungen in Münster Woche für Woche so viele Studenten und Hörer strömten, dass als Hörsaal nur das Auditorium Maximum groß genug war.
Ende 1937 befällt ihn ein seltener, äußerst schmerzhafter Oberkieferkrebs. In einem Brief vom 18. Dezember 1939 verabschiedet er sich von seinen Schülern, die ihm bis zuletzt die Treue gehalten haben. Auf der zweiten Seite des Briefes verspricht er ihnen: „Ich werde Ihnen diese Treue von jenseits des Grabes her zu vergelten suchen, sobald ich einmal den Kampf überstanden habe“ (P. Wust, Gestalten und Gedanken, Rückblick auf mein Leben, S. 258).

Die Toten sind uns nahe. Die „Gemeinschaft der Heiligen“, die wir im Apostolischen Glaubensbekenntnis bekennen und im Eucharistischen Hochgebet zum Ausdruck bringen, ist keine Gemeinschaft in himmlischer Ferne, nicht weit weg von uns. Vielmehr sind wir, die Lebenden, über die Todesgrenze hinweg fest in sie eingebunden. Persönlich bin ich ganz überzeugt, dass die Verbindungen mit unseren Lieben über den Tod hinausreichen und es einen intensiven Kontakt zu Verstorbenen gibt. Mich berührt, was der Alttestamentler Fridolin Stier (?1981) nach dem Unfalltod seiner Tochter Sybille, im September 1971, in sein Tagebuch notiert: „Es jährt sich bald, dass sie von hier hat gehen müssen, und es ist seit dieser Trennung kein Tag vergangen, an dem ich wirklich von ihr getrennt gewesen wäre. Sie gewährt mir eine Gegenwart, die ganz anderer Art ist als die eines vergegenwärtigenden, ins Bewusstsein rufenden, vorstellenden Gedenkens. Ein ‚Ort‘ ist in mir…, wo ich ihrer Anwesenheit innewerde und wo eine Sprache gesprochen wird, die keiner Wörter bedarf, mag sie auch solche suchen und stammeln…“ (F. Stier, Vielleicht ist irgendwo Tag, 1982, S. 201).

Wenn es stimmt, dass unsere Verstorbenen uns nah sind und, wie Augustinus schreibt, „mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer und Tränen schauen“, dann versteht es sich, dass der Freiburger Dogmatiker G. Greshake dazu rät, „statt für die Verstorbenen…, besser zu den Verstorbenen zu beten“.

Wir dürfen sicher sein, dass die Schar der verborgenen Heiligen um vieles größer ist als die in den offiziellen Heiligenlisten aufgenommenen. In unseren Toten haben wir starke Fürsprecher, die uns, nach Worten von Charles Péguy von der „anderen Seite“ ermutigend zurufen:
„Ich bin in das Zimmer nebenan gegangen.
Das, was ich für euch war, bin ich immer noch…
Sprecht mit mir, wie ihr es immer getan habt…
Warum soll ich nicht mehr in euren Gedanken sein?
Nur weil ich nicht mehr in eurem Blickfeld bin?
Ich bin nicht weit weg.
Ich bin nur auf der anderen Seiten des Weges.“


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