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FULDA Mit Kalkül ungerechtes Verfahren?

Ärger um 36-Meter hohen WERNER-Tower: "Vorgaben nicht eingehalten"

19.11.15 - Der "Werner-Tower", der in der Fuldaer Dalbergstraße gebaut werden soll (O|N berichtete gestern EXKLUSIV), sorgt schon für Ärger, bevor die ersten Bagger überhaupt gerollt sind. Die Kalbacher Werner-Unternehmensgruppe wird mit ihrer Holding-Gesellschaft und der Projektentwicklungsfirma - mit insgesamt 35 Mitarbeitern - in das neunstöckige Hochhaus ziehen. In die oberen fünf der neun Geschosse soll eine Hotelkette mit 100 Zimmern einziehen. Während sich die CDU ob der hohen Attraktivität Fuldas auf die Schultern klopft, kritisiert das Bündnis 90/Die Grünen ein ungerechtes Verfahren vor.

Seitdem der "Masterplan südliche Innenstadt" 2005 verabschiedet wurde, suchte man nach Bewerbern für die Baufläche, auf der die Wernergruppe nun ihren "Tower" bauen wird. Ein hohes Gebäude solle die dahinterliegenden Wohnflächen vor dem Lärm der Dalberstraße schützen - 2011 wurde der Bebauungsplan für Interessenten offengelgt. Genau ein Entwurf - eben dieser, der sich nicht an die Vorgaben gehalten habe, habe schließlich den Zuschlag bekommen: der Vorschlag der Werner-Gruppe aus Kalbach. Dies schrieb die Stadtfraktion der Grünen in einer Pressemitteilung an die Redaktion von OSTHESSEN|NEWS.

Grünen-Franktionsführer Ernst Sporer hinterfragt das Verhalten der regierenden ...

"Ausschlaggebend für die Zustimmung der Parlamentsmehrheit war die Planung, dass die Werner-Holding ihren Firmensitz in das Gebäude verlegen sollte. In einem ersten Schritt sollten 60 Werner-Mitarbeiter rund 50 Prozent der Gebäudeflächen beziehen“, fasst Bauausschussvertreterin Ute Riebold die Historie der „Causa Hohes Haus“ zusammen. Jetzt sollen aber nur 35 Mitarbeiter in das neue Hochaus einziehen. Nur zwei Etagen werden von Werner genutzt. Ursprünglich waren die restlichen Räumlichkeiten als Büroflächen vorgesehen. Nun sind die oberen fünf Etagen für eine Hotelkette vorgesehen - für eine weitere Etage werden noch Mieter gesucht.

„Das Problem liegt nicht darin, dass dort statt Büroflächen Hotelzimmer entstehen werden. Unsere Kritik setzt viel früher an. Bereits bei dem Verfahren um den Grundstücksverkauf hat die Stadt sich von dem Investor treiben lassen. Anstatt einem transparentem Verfahren zu dienen, war das Interessentenbekundungsverfahren letztlich ungerecht. Allen Interessenten hätte man die Gelegenheit geben müssen, ihre Entwürfe zu überarbeiten, ohne sich an die ursprünglichen Vorgaben halten zu müssen“, sagt Grünen-Fraktionschef Ernst Sporer. Er hinterfragt, wieso sich die Stadt nicht gegen Verletzungen der Vorgaben abgesichert habe: "War das fahrlässig oder Kalkül?"

Auch SPD-Vize Bernhard Lindner war mit dem Verfahren nicht einverstanden ...

"Dieser Gedanke drängt sich natürlich auf", sagt SPD-Franktions-Vize Bernhard Lindner auf Nachfrage von O|N, "das Verfahren hat mir nicht wirklich gepasst. Wir wurden in eine schnelle Zustimmung zum Antrag, das geplante Gebäude noch höher zu bauen, gedrängt. Aus 32 wurden schließlich 36 Meter." Grünen-Franktionschef Sporer geht noch weiter und stellt in Frage, ob ohne die Erweiterung des geplanten Rahmens überhaupt ein Hotel möglich gewesen wäre. "Auch wenn das anfangs wohl nicht beabsichtigt war, diente das Versprechen der Firmensitzverlagerung als Wegbereiter für die jetzt beabsichtigte Hotelnutzung eines großen Teils des Gebäudes.“

Walter Krah, Bauausschussverteter der CDU, hält dem entgegen: "Wir unterstützen die Pläne der Werner-Gruppe. Es war die Bedingung, dass die Holding-Gesellschaft der Unternehmensgruppe nach Fulda zieht und hier entsprechend auch Arbeitsplätze geschaffen werden. Das wird auch eingehalten. Was schließlich wofür genutzt wird, liegt in der Entscheidungsfreiheit des Investors." Die letzten Prüfungen hätten ergeben, dass sich für Büroräume keine Mieter hätten finden lassen. "Wir sehen das Hotel als Chance für Fulda an. Es zeigt, dass in Fulda ein Markt existiert und immer weiter wächst - Fulda ist attraktiv für den Fremdenverkehr", so Krah weiter.


Karin Masche, Stadtverordnete der Fraktion "Die Linke.offene Liste" kommentiert: "Als Bauausschussmitglied bin ich entsetzt, dass ich am Morgen nach der sechsstündigen Bauausschusssitzung über die Neuigkeiten aus den Medien informiert werde und nicht vom Magistrat. Ich fühle mich in meiner damaligen Entscheidung am 5.3.2013 bestätigt, "das Ding" abgelehnt zu haben, als es im Ausschuss um das Interessensbekundungsverfahren für das Flurstück Dalbergstraße ging." Diese Möglichkeit habe auch die SPD gehabt, sich wie zunächst die GRÜNEN bei der Abstimmung zumindest zu enthalten. Als dann im Nachgang aus den 30 Metern Bauhöhe - die sich schon nicht an die Vorgaben hielten - dann gar 36 Meter geworden seien, haben auch die Ausschussmitglieder der Grünen das Projekt abgelehnt. Dass die CDU und ihr Anhängsel CWE immer wieder die Zustimmung geben, unsere Stadt zu verschandeln, sei gar nicht nachzuvollziehen, sehen diese sich doch selbst als "konservativ", so "Die Linke.Offene Liste".


O|N-Leser hatten sich auch über die optische Gestaltung des "hohen Hauses" Gedanken gemacht. So fragte sich Christian R., ob man nun den Fuldaer Aschenberg in die Innenstadt verlegen wolle. Die ganze Straße wirke wie eine Betonschlucht. Pri Märy schrieb: "Bei der Bausumme verzichtet man lieber auf ein paar Stockwerke und baut das Ganze in schön." Auch das kann Krah nicht verstehen: "Wir haben uns bemüht, eine nach Fulda passende Architektur zu wählen. Die Dalbergstraße soll das 'Entré' der Stadt sein und zeigen, wie groß die Wirtschaftskraft in Fulda ist." (Julius Böhm) +++


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