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»Wir Freiheitsmüden« von Rupert M. SCHEULE vorgestellt
22.11.15 - Mit einer Lesung, mit Diskussion und Musik würdigte die Theologische Fakultät Fulda das jüngste Buch ihres Moraltheologen. Das Werk, dem die Zeitschrift »Psychologie heute« bescheinigt, es sei »amüsant und geistreich«, handelt von Größe und Elend des freien Lebens und der Frage, ob Gläubige damit eventuell besser zurechtkommen.
Dass an einer wissenschaftlichen Hochschule Bücher entstehen, sei noch nichts Besonderes, sagte Prof. Gregor Predel, der Prorektor der Theologischen Fakultät, in seiner Begrüßung. Dass die Vorstellung eines Buches aber derart großes Interesse finde, sei dann doch ungewöhnlich, so Predel im bis auf den letzten Platz besetzten Auditorium maximum der Fakultät. Der Dogmatik-Professor brachte dies in Zusammenhang mit dem Thema Freiheit, das Scheule in seinem Buch beleuchtet und »das uns noch immer bewegt«. In der Kirche gebe es noch zu viel Angst vor dem »Gottesgeschenk Freiheit«, die überwunden werden müsse. Uwe Globisch, der aus dem Raum Fulda stammt und nun als Programmdirektor im Münchner Traditionsverlag Kösel arbeitet, bekannte, ihm sei es eine Herzenssache gewesen, die Entstehung von »Wir Freiheitsmüden« verlegerisch zu begleiten.
Das Buch selbst wurde in einem unterhaltsamen Mix aus Lesung und Diskussion vorgestellt: Der Autor trug mehrere Passagen seines Werkes vor, woraufhin ihm Prof. Markus Tomberg, der Inhaber des Lehrstuhls für Religionspädagogik in Fulda, launig auf den Zahn fühlte. Dabei ging es um Probleme, die alltäglich erscheinen, aber doch »viel mehr Konzentration erfordern als der ZDF-Fernsehgarten«, wie Scheule schreibt. Wie kommen wir damit zurecht, zwischen den Modellen Slim Fit, Easy Fit, Relaxed Fit, Baggy, Extra Baggy, Stonewashed Acidwashed und Used-Look wählen zu sollen, wo wir doch einfach nur eine Jeans kaufen wollten? Während es hier zu viel Freiheit gibt, haben wir in anderen Lebensbereichen zu wenig davon. Scheule schreibt, er kenne keinen Angehörigen der sog. »gehetzten Generation«, keinen Erwachsenen mittleren Alters also, der »zwischen der Arbeitsverdichtung im Job und den Aufmerksamkeitserfordernissen, die Kinder, Partner, Eltern oder Freunde an ihn richten, nicht mit vollem Pathos nach mehr Freiheit schreit. Unsere innere FDP will noch immer über die Fünf-Prozent-Hürde!«. Der Moraltheologe glaubt, da helfe nur eine Freiheitskultur, die Ja sagt zur Freiheit, aber auch zu ihrer Endlichkeit.
Einen heiteren musikalischen Höhepunkt setzte schließlich Studienrat Dominik Ritter, Wissenschaftlicher Assistent der Fakultät, mit einem elektronisch verfremdeten Violinenstück. Danach stärkten sich die Zuhörer, unter ihnen auch Bischof Heinz Josef Algermissen und Generalvikar Prof. Gerhard Stanke, an Weißwein und Gebäck. (pm) +++