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- Fotos: Hans Hermann Dohmen
11.07.08 - BAD HERSFELD
"Ein Hauch von Ewigkeit im Gewölbekeller" - Der gefesselte Prometheus
Noch eine Premiere in Bad Hersfeld. Nachdem die vier Stücke des Hauptprogramms mit unterschiedlicher Resonanz an den Start gingen, fand im Rahmenprogramm nun noch eine kleine jedoch deshalb nicht minder beachtenswerte Premiere im Grebe-Keller statt. "Der gefesselte Prometheus" nach einem über 2000-jährigen Text von Aischylos geriet in der Inszenierung von Michael Schachermaier zu einem beeindruckend modernen Bild. Theater ohne Bühne an einem stimmungsvollen Ort wie dem Gewölbekeller am Bad Hersfelder Marktplatz bietet die Chance, Grenzen zwischen Zuschauer und Darsteller zu verwischen. Der direkte Kontakt durch die räumliche Nähe und die Einbindung in einen mit einfachsten Mitteln gestalteten rhythmisch, dynamischen Klangraum, ließen das Publikum keine Sekunde des einstündigen Stücks los, gefesselt, teilhabend am Schicksal des von Zeus gestraften Titanen.
Ebenso wie die Grenzen zwischen Darstellern und Publikum aufgehoben scheinen, verschwimmen die Profile der Täter und Opfer im Stück, spiegeln sich, verkehren sich, verändern sich, erstarren. Simon Zigah (Prometheus) agiert als überzeugender Prometheus mit allen emotionalen Facetten, Monika Haberfellner (Io) gestaltet die Rolle der Suchenden und Leidenden mit großer Ausdruckskraft. Elegant und dynammisch, wandlungsfähig und eindrucksvoll: Antje Härle (Kratos, Hermes) und Simon Dietersdorfer (Hephaistos, Okeanos).
Am Ende bleibt das Bild bestehen, und bei aller Modernität weht ein Hauch von Ewigkeit durch die unterirdische Spielstätte, und gekrönt durch den begeisterten Applaus avanciert das Stück gewiss zu einem Geheimtipp der diesjährigen Festspiele. (Klaus Scheuer) +++