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Hörbus macht Station: Wenn Oma und Opa nicht mehr richtig hören
04.06.16 - Wenn die Großeltern, Vater und Mutter immer wieder nachfragen, „was haste gerade gesagt, sprecht mal etwas lauter und deutlicher“, dann ist das ein erstes Alarmsignal, dass das Gehör nachlässt. Um möglichst vielen Menschen mal die Gelegenheit zu bieten, sich einem kostenlosen Hörtest zu unterziehen, war der Hörbus für drei Stunden auf dem Linggplatz in Bad Hersfeld stationiert. Eingeladen dazu hatte das Klinikum Bad Hersfeld und mit dabei waren HNO Spezialisten des Klinikums und einige Hörgeräteakustiker, um den Menschen weitere Informationen zum Hören und Hörverlust zu geben. Schon vor der eigentlich geplanten Öffnungszeit standen die Menschen an, um sich testen zu lassen. Hoch erfreut über das große Interesse zeigten sich die Organisatoren und Klinikum Geschäftsführer Martin Ködding.
Selbsthilfegruppe sehr aktiv
Auch mit dabei war die Leiterin der Selbsthilfegruppe für CI-und Hörgeräteträger Antje Berk aus Hohenroda-Mansbach, die für alle Fragen rund um das CI zur Verfügung stand. Sie selbst wurde nach vier Hörstürzen taub und trägt seit 2004/2005 ein CI-Implantat, mit dem sie wieder sehr gut hören kann. Das Hören musste sie mit dem CI-Implantat aber erst wieder neu erlernen, dafür war eine stationäre Reha Maßnahme erforderlich. Antje Berk ist mit ihrer Selbsthilfegruppe Deutschlandweit unterwegs um Betroffene zu beraten und mit Informationen zu versorgen. Info gibt es auch unter der E-Mail Adresse: [email protected] oder per Telefon und Fax: 06676-1230
Wann kommt ein Cochlea-Implantat (CI) zum Einsatz?
Wenn Hochleistungshörgeräte nicht mehr den gewünschten Erfolg bringen, sind andere Techniken gefragt. In vielen Fällen ist dann ein Cochlea Implantat (CI) die Therapie der Wahl, um dem ertaubten Menschen seine Hörfähigkeit zurückzugeben. Das CI ist das erste künstliche Sinnesorgan der Medizingeschichte und kommt in Deutschland seit ca. 20 Jahren zum Einsatz. Im Klinikum Bad Hersfeld werden Patienten aller Altersgruppen – vom Säugling bis zum über 80jährigen – mit einem CI versorgt und betreut. Die Mitarbeiter der HNO-Klinik setzen ihr ganzes Wissen und Können ein, um den Patienten wieder eine optimale Hörfähigkeit und eine adäquate Lautsprachentwicklung zu ermöglichen und würden sich freuen, möglichst viele betroffene Menschen in einem persönlichen Beratungsgespräch individuell zu informieren, Telefon: 06621-88-1701 oder
Fax: 06621-88-1717.
Der Weg zum CI
Voraussetzung für eine erfolgreiche CI-Versorgung ist das normale Funktionieren des Hörnerven und des Hörzentrums im Gehirn. Daher wird vor einer Operation eine umfassende Diagnostik durchgeführt. Selbstverständlich gehört auch eine ergebnisoffene Beratung mit zum Konzept der HNO-Klinik. Sind die Voruntersuchungen positiv verlaufen, kann das Implantat von Prof. Dr. med. Peter Issing eingesetzt werden. Dabei wird schon während der OP die Verbindung zwischen Implantat und Hörnerven überprüft. Nach der OP und einer etwa vierwöchigen Heilungsphase wird mit der Erstanpassung das Implantat erstmals aktiviert und die ersten Höreindrücke können mit dem CI wahrgenommen werden.
Wie funktioniert ein Cochlea- Implantat (CI)?
Während ein Hörgerät den Schall akustisch verstärkt dem Ohr anbietet, wandelt das CI den Schall in elektrische Impulse um, die den Hörnerv direkt stimulieren. Gesteuert wird das Implantat durch einen hinter dem Ohr getragenen Sprachprozessor, der wie ein Hörgerät aussieht. Er besteht aus einem winzigen Mini-Computer, der – für jeden Träger individuell programmiert und nach Hörsituation einstellbar – die Signale drahtlos durch die Haut auf das Implantat zwei in der Hörschnecke (lat.:Cochlea) weiterleitet. Diese Signale kann das Gehirn über den Hörnerv empfangen – Sprache und Geräusche werden wieder wahrgenommen.
Für wen ist ein CI geeignet?
Grundsätzlich für ein CI geeignet sind gehörlos geborene Kinder, nach dem Spracherwerb Ertaubte und für hochgradig Schwerhörige. Der Erfolg einer CI-Versorgung hängt neben den medizinischen Bedingungen und den anatomischen Voraussetzungen der Hörschnecke auch von der Dauer der Ertaubung des Hörgeschädigten ab. Kinder mit einer an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit sollten möglichst schnell mit einem CI versorgt werden, damit das Hörzentrum im Gehirn ausreichend mit akustischer Information versorgt wird. Dies gilt ganz besonders für an Hirnhautentzündung (Meningitis) Ertaubte, da hier die Gefahr einer Verknöcherung der Hörschnecke droht. Durch solch ein Implantat wird den Patienten wieder ein funktionierendes Gehör zurückgegeben, was in unserer modernen Kommunikationsgesellschaft von enormer Bedeutung ist. Aber auch für die zwischenmenschliche Verständigung und die allgemeine Lebensqualität ist gutes Hören wichtig. Nicht zu vergessen die weitreichenden Auswirkungen des schlechten Hörens auf die gesamte Lebensführung in Beruf und Familie. (Gerhard Manns) +++