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WILDFLECKEN Der Truppenübungsplatz und seine Geschichte

Bundeswehr und Naturschutz - Exkursion zur naturschutzfachlichen Besonderheiten

14.06.16 - Der Truppenübungsplatz Wildflecken liegt inmitten der Rhön. Die Einheimischen hört man immer wieder sagen, sogar im schönsten Teil der Rhön. Von den 7.234 Hektar entfallen 25 Prozent auf das Land Hessen und 75 Prozent auf den Freistaat Bayern. Er ist durch bergiges Gelände mit zahlreichen Kuppen und Basaltkegeln geprägt. Neben Geländevertiefungen und Tälern mit steilen Hängen befindet sich im Osten ein ehemaliger Basaltsteinbruch mit schroffen Abhängen. Der Truppenübungsplatz ist zu zwei Dritteln bewaldet, darunter auch mit landschaftstypischen Buchen-Laubmischwäldern. Die Offenlandflächen blieben von Belastungen durch Dünge- und Spritzmitel und schädigenden Einflüssen sowie auch Pflegemaßnahmen aus rein ästhetischen Gründen weitgehend verschont.

Dieses so entstandene vielfältige Mosaik aus verschiedenen Wiesen und Rasenarten vom Borstgras- und Magerrasen, über Streu- und Bergwiesen mit wärmeliebenden Wäldern und Gebüschen, Flachmooren und der dafür typischen Flora und Fauna, beherbergt einen erheblichen Anteil von zum Teil stark gefährdeten Rote-Liste-Arten. 96 Prozent des Truppenübungsplatzes sind als Natura 2000-Gebiet ausgewiesen.

Im Rahme einer Umwelt- und Naturschutz-Exkursion wurden einige Besonderheiten einem interessierten Fachpublikum zugänglich gemacht. Die erste Anlaufsstation führte zum „wiedergefundenen Freund“, dem Biber. Der europäische Biber - als ehemaliger Wirtschaftsschädling und Pelzlieferant – wurde durch die starke Bejagung im 19. Jahrhundert fast ausgerottet. Dank zahlreicher Wiederansiedlungsprojekte in Bayern und durch die strenge Unterschutzstellung hat sich die Population weitestgehend stabilisiert. Auch auf dem Truppenübungsplatz Wildflecken hat sich der „Baumeister der Wildnis“ seit dem Jahr 2006 wieder sein Refugium zurückerobert. Heute prägen Biberdämme und aufgestaute Gewässer die Bauchauen der Kleinen Sinn und formen Jahr für Jahr eine neu einzigartige Landschaft.

Weiter ging es zum Sprengplatz. Im Rahmen eines Pilotprojektes der Bundeswehr wurde 2003 der Sprengplatz umgebaut und mit einer nachgeschalteten Pflanzenkläranlage ausgestattet. Sprengstofftypische Verbindungen werden über über ein dreistufiges System mit Hilfe von Mikroorganismen in Wasser und Kohlendioxid abgebaut. Die Funktionalität der Anlage wird durch Fachpersonal der Bundeswehr sicher gestellt, wobei die wartungsarme Anordnung der Einzelsegmente jährlich hohe Entsorgungs- und Reinigungskosten spare. Die Einhaltung der Grenzwerte für das abgelaufene gereinigte Wasser unterliegt einer strengen, regelmäßigen behördlichen Kontrolle.

Die nächste Station „Alte Kulturlandschaft Werberg“ führte in das Dorf Werberg, am Fuße der ehemaligen gleichnamigen Burg. Es war die älteste Siedlung im Bereich des Truppenübungsplatzes. Seine Geschichte geht nachweislich bis in das 13. Jahrhundert zurück. Die meisten Bewohner leben von der Landwirtschaft, einige wenige übten ein Gewerbe aus, so beispielsweise Schmied, Schreiner und Müller.

Die erste Absiedlung erfolgte im Jahre 1938. Während des Zweiten Weltkriegs wurden Soldaten für den Frontkampf in und um Werberg ausgebildet. Des Weiteren befand sich im Ort ein Wehrertüchtigungslager. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgte die Wiederbesiedlung durch Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten. Auch einige ehemalige Werberger kehrten wieder zurück. 1966 erfolgte die endgültige Absiedlung. 1973 wurde der Ort durch amerikanische Einheiten gesprengt. 

Überregional bekannt wurde Werberg Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts durch das hier wachsende vorzügliche Obst. Begünstigt durch die geschützte Lange im „7-Hügel-Dorf“ reiften hauptsächlich Äpfel, Birnen und Süßkirschen von besonders guter Qualität. Heute noch sind Reste von Grundmauern, alte Obstbäume und andere Relikte erkennbar. Die ehemaligen landwirtschaftlichen Flächen sind heute größtenteils bewaldet. Die Instand- und Offenhaltung der Wiesenflächen erfolgt durch Pflegemaßnahmen des Geländebetreuungsdienstes und durch Beweidung mit Schafen und Ziegen.

Geschichte Info:

Nach der Errichtung des Truppenlagers 1936 und der Aufstellung der Truppenübungsplatzkommandantur 1937 konnte der Übungsbetrieb im Jahre 1938 aufgenommen werden. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges diente er vorwiegend der Aufstellung neuer Truppenteile, ihrer Ausbildung und Eingliederung. 1945 wurden alle noch verfügbaren Ausbildungseinheiten abgezogen und an die Westfront verlegt. Als am 7. April 1945 das 47 th Tank Bataillon (US) von Hammelburg kommend, das Lager Wildflecken erreichte, traf es auf keine deutschen Verteidigungseinheiten. Ab 1953 begann die US-Armee den Truppenübungsplatz neu aufzubauen und für Schießübungen zu nutzen. Aufgrund der veränderten Sicherheitslage in Europa wurden im Rahmen von Truppenreduzierungen bei der US-Armee der Truppenübungsplatz und das Truppenlager am 15. April 1994 geschlossen. Mit dem Parlamentsbeschluss des Deutschen Bundestages übernahm die Bundeswehr den Truppenübungsplatz am 1. Juli 1994 und stellte die Truppenübungsplatzkommandantur Wildflecken auf. (me) +++


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