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Ein persönlicher Brief heute wieder von Jochen Wieloch ... -

REGION Die MITTWOCHS-KOLUMNE

WIELOCH schreibt an (8) … Fuldas OB Dr. Heiko Wingenfeld

19.10.16 - Lieber Heiko,

keine Frage, es gibt sympathischere Wege, einen persönlichen Brief zu beginnen. Aber wenn ich an dich denke, kommt sie immer wieder hoch, die Erinnerung an eine der sportlich schwärzesten Stunden. Lich bei Gießen, ein bewölkter Mai-Samstag Anfang der 90er Jahre, Tennis-Medenrunde: Wir führen nach den Einzeln 4:2, haben alles im Griff. Ein Punkt aus den noch ausstehenden drei Doppeln reicht aus, um als Sieger den Platz zu verlassen. Als es wenige Stunden später dämmrig wird, schleichen wir wie begossene Pudel von der Anlage. 4:5 verloren, der Gegner lacht sich ins Becker-Fäustchen. Wir haben es vergeigt. Unser Córdoba heißt ab sofort Lich.

Mittlerweile sind 25 Jahre vergangen. Als Stratege im Fuldaer Stadtschloss würde dir solch ein taktisch gravierender Fehler heute mit Sicherheit nicht mehr passieren. Du stellst lieber ein sicheres Doppel auf, anstatt völlig irrational und mit einer Portion Hybris die maximale Punktausbeute anzustreben. Gewonnen ist gewonnen! Im ersten Jahr als Oberbürgermeister hast du dich auf dem neuen politischen Parkett noch sicherer und eleganter bewegt als einst auf der roten Asche. „Das war nicht besonders schwer“, lachst du wahrscheinlich an dieser Stelle über dich selbst. Trotzdem: Kein verbaler Netzangriff von dir ohne guten Angriffsschlag. Du hältst die Opposition an der Grundlinie, gibst ihr bisher keine Chance, dich zu unüberlegten Aktionen hinreißen zu lassen. Du verzichtest auf Kunststücke. Die Haushaltszahlen, die du jetzt für 2017 präsentiert hast, sind überzeugend. Deine erste Saison als OB verlief – zumindest für mich nach außen hin – souverän, ruhig und in geordneten Bahnen. Kein Doppelfehler. Keine Ausrutscher. Der einzige Aufreger waren nicht eingeklappte Sonnenschirme. Die wichtigste Erkenntnis für mich: Dr. Heiko Wingenfeld im Stadtschloss ist als Mensch der Heiko vom Tennisplatz geblieben.

Lieber Heiko, aus Gründen der Objektivität steht es mir nicht zu, deine Arbeit inhaltlich zu bewerten. Auf meiner persönlichen Sympathie-Rangliste lagst du nämlich schon immer weit vorne. Als Mitspieler warst du zuverlässig, ein ruhender Pol, kommunikativ, aber keiner, der sich lautstark in den Mittelpunkt stellte. So erlebe ich dich auch heute noch. Du gehst auf die Menschen zu, bist offen. Für einen kurzen Plausch ist immer Zeit. Nicht, weil es als Oberbürgermeister deine Pflicht ist. Sondern weil du es willst. Chefsessel und Doktor-Titel sind dir nicht zu Kopf gestiegen. Du bist ein guter Kapitän. Ich wünsche dir für die Zukunft, dass dir ein politisches Córdoba erspart bleibt.

Herzliche Grüße
Dein Jochen
P.S.: Nach einem Vierteljahrhundert ist es an der Zeit, Lich zu vergessen und ein neues Tennis-Kapitel aufzuschlagen. Mein Schläger liegt bereit. Bringst du die Bälle mit?


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