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WIELOCH schreibt an (12) … den künftigen US-Präsidenten Donald TRUMP
16.11.16 - Lieber Herr Trump,
ich schrieb Ihnen bereits Ende Oktober. Adressat waren damals die "Horror-Clowns". In Osthessen und Deutschland sind diese Gruselgestalten verschwunden. In Amerika erobert mit Ihnen im Januar einer dieser "Horror-Clowns" das Weiße Haus. Wenn man sich mit Ihnen näher beschäftigt, fühlt man sich wie im Gruselkabinett. Ihre Äußerungen über Frauen, Mexikaner, Behinderte, Muslime, Journalisten, Ihre Nähe zur Waffenlobby, Ihr Denken über Folter und Klimaschutz, Ihr Selbstverständnis, Steuern zu zahlen oder auch nicht: indiskutabel! Einen Kerl wie Sie würde ich nicht mal meinen Rasen mähen lassen. Sie werden nicht Präsident einer unbedeutenden Bananenrepublik. Sie werden Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Oh my God!
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Sie uns demnächst mal einen Besuch abstatten. Point Alpha dürfte Sie brennend interessieren. Die Reste der Grenzanlagen. Hier können Sie sich wertvolle Tipps holen. Für Ihre Mauer nach Mexiko, Ihren großen Traum. "I have a dream!" – "Mr. Gorbachev, tear down this wall!" Martin Luther King und Ronald Reagan hatten Visionen. Als Schauspieler, Show-Darsteller, Wrestling-Fan und Veranstalter der Miss-Universe-Wahl lieben Sie die große Bühne. Jetzt betreten Sie die größte Bühne der Welt. Ich traue Ihnen zu, dass Sie das Weiße Haus umbauen zum Weißen Hochhaus. Dass Sie ganz Amerika einmauern. Von Politik haben Sie soviel Ahnung wie ich von der Ajour-Stickerei. Sie sind Meister der Polemik und der plakativen Positionen, ein emotionales Trumpelstilzchen. Und künftig Herr über 1,4 Millionen Soldaten und die "Gold Codes", die Geheimcodes für einen Atomangriff. Das ist so, als würde man einem Dreijährigen einen Chemiekasten zu Weihnachten schenken.
Sie, Herr Trump haben Geld. Extrem viel Geld. Einen Autor der "New York Times" haben Sie verklagt. Er hatte es gewagt, Sie als "Multimillionär" zu bezeichnen. In Ihren Augen eine Diffamierung. Ein Donald Trump ist kein Bettler. Sie sind der Milliardär, der sich für den kleinen Mann einsetzen will. Und die Olympischen Sommerspiele 2028 finden in Fulda statt.
Lieber Herr Trump, Ihre Wahl hat hoffentlich einen positiven Nebeneffekt: Sie dienen in Deutschland für kommende Urnengänge als warnendes Vorbild. Wir Demokraten dürfen uns nicht zu sicher fühlen. Und wer aus Kalkül oder Protest extrem wählt, sollte sich nicht wundern, wenn er hinterher extrem überrascht wird. Mit Populisten wie Ihnen ist keine rationale, demokratische Politik möglich. Sie pauschalisieren, emotionalisieren, stigmatisieren. Grenzen existieren für Sie nur geographisch. Ich bin gespannt, wenn Sie das erste Mal nach Deutschland kommen. Besuchen Sie uns als Showmaster, als Milliardär oder doch als Präsident? I have a dream…
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Jochen Wieloch