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REGION ON-WISSEN

Wettskandal erschüttert spanischen Fußball

06.07.17 - Nur ein Aprilscherz!? So mancher Leser einschlägiger Gazetten mag sich in den ersten Apriltagen verwundert die Augen angesichts neuerlicher Hiobsbotschaften aus dem Bereich unheilvoller Allianz aus Wettgeschäft und Fußball gerieben haben. Alles frei erfunden, oder doch nicht? In Zeiten verarbeiteter leidvoller Erfahrungen, erhöhter Aufsicht und Wachsamkeit doch wieder ein Fall bezahlter Ergebnisse?

Offenkundig hat wieder einmal die Wettmafia ihre Aufwartung gemacht. Diesmal auf spanischem Rasen, oder besser gesagt: Zwischen Rasen und diversen Hinterzimmern. Zugegeben: Fußball ist längst kein reines Sportvergnügen mehr, sondern knallhartes Geschäft. Statt legal auch illegal davon profitieren und am großen Kuchen partizipieren zu können ist auch keine so neue Geschichte.

Der Unterschied ist nur: Handelte es sich in früheren Zeiten bei Spielmanipulationen um Einzelfälle und ging es dabei eher um überschaubare Summen, ist Wettbetrug mittlerweile zu einem globalen Problem geworden. Kriminelle Gewinnmargen fallen enorm hoch aus und machen Wettbetrug so teilweise deutlich lukrativer als den Drogenhandel.

Krokodilstränen?

Im offenbar leider doch wahren, neuesten Skandal gab es jedenfalls für Drittligaspieler viel zu verdienen. So hat jeder Beteiligte angeblich nicht weniger als 30.000 Euro „Gewinn“ nach dem Drittliga-Spiel des CD Eldense gegen die zweite Mannschaft des großen FC Barcelona in die eigene Tasche stecken können. Mit einem scheinbar blamablen 0:12 war man am 01. April gegen die B-Barcelona-Auswahl mit Pauken und Trompeten untergegangen.

Und: Mit dem Ergebnis vom 32. Spieltag war auch der Abstieg aus der Segunda Division B besiegelt worden.

Die Tränen, die von Edense-Akteuren dann nach Spielabpfiff vergossen wurden, waren dabei scheinbar genauso wenig echt gewesen, wie das Ergebnis selbst – eine eher schauspielerische als sportliche Glanzleistung also.

So zumindest hatte es der Held vom Skandalfeld, der Abwehrrecke Emmanuel Mendy zu Protokoll gegeben, und damit seinen italienischen Trainer Filippo Vito di Pierro wie auch den Chef der Klub-Investorgruppe, Nobile Capouaniin, in höchste Not gebracht. Beide waren zwischenzeitlich festgenommen worden.

Neben Mendy outete auch der Stürmer Cheikh Saad sein Mitwissen, von "vier verwickelten Spielern" neben dem Trainer sei die Rede. Eigentlich Leistungsträger, wurde Saad wie einige andere Stammspieler auch gegen Barcelona aber nicht aufgestellt. Seinen Angaben zufolge sollte es zur Halbzeit 0:8 stehen: „Der Trainer wusste etwas, und die Spieler auch.“

Italienische Mafia?

Da mit Piero und Caouaniin zwei Italiener vor dem Hintergrund des vermeintlichen Skandalspiels schwer belastet worden sind, gehen Insider eher von italienischen Großkriminellen aus, die im Hintergrund die Strippen ziehen.

Auf Anraten entschloss sich die Vereinsführung jedenfalls darauf hin zu drastischen Maßnahmen. So wurde die Zusammenarbeit mit einem erst im Januar eingestiegenen italienischen Investmentfonds mit sofortiger Wirkung außer Kraft gesetzt. Zudem entschied man auf Einstellung des Spielbetriebs bis auf Weiteres.

Allen voran der Präsident von Eldense, David Aguilar. Zuvor hatte er seine Bedenken öffentlich geäußert und von Betrug gesprochen: „Ich gehe davon aus, dass die Partie verschoben war, ich habe verschiedene Spieler im Verdacht“.
Aguilar hatte Verdacht geschöpft und die Polizei sowie den spanischen Verband eingeschaltet. Zurzeit laufen die Ermittlungen.

Erinnerungen werden wach?

„Alles schon mal dagewesen, mögen da gerade die etwas älteren hessischen Zeitgenossen leidgeprüft sagen - mit Hinweis auf die Skandalserie 1971, die nicht nur die spanische Division, sondern auch die Bundesliga, und mit ihr gleich die ganze Republik in ihren Grundfesten erschüttert hatte.

Auch damals wurden Spieler schon mit Geldern geschmiert, wenngleich die Höhe der dabei in die Taschen gesteckten Summen wie auch die Höhe der verhängten Geldstrafen vergleichsweise in heutiger Zeit nur ein müdes Lächeln hervorrufen würden.

So steckten die Offenbach Kickers neben Arminia Bielefeld mit beiden Beinen damals tief im Sumpf mit drin. Nicht weniger als 52 Spieler, zwei Trainer und sechs Funktionäre waren in den Skandal verwickelt und wurden mit Geldbußen bis zu 15.000 DM und teilweise lebenslangen Sperren belegt.

Was viele jüngere Hessen vielleicht nicht wissen: Kickers Offenbach wurde am 24. Juli 1971 sogar die Lizenz für zwei Jahre entzogen. Neben Offenbach waren mit

- FC Schalke 04
- Arminia Bielefeld
- 1. FC Köln
- Hertha BSC
- VfB Stuttgart
- MSV Duisburg

noch Spieler aus sechs weiteren Clubs In die systematischen Machenschaften verstrickt.

Darunter so namhafte Ex-Nationalspieler wie Klaus Fichtel, Rolf Rüssmann, Klaus Fischer, Bernd Patzke, Reinhard Libuda oder auch Dieter Burdenski.

Und Kickers Offenbach?

Das schwärzeste Kapitel in der Betrugs- und Manipulationsgeschichte des deutschen Profifußballs ließ auch die Kickers aus Offenbach nicht verschont. So hatte Offenbachs Präsident versucht, zwei Hertha-Spieler zu bestechen und einen sechsstelligen DM-Betrag für einen Sieg der Hertha gegen Mitabstiegs-Konkurrent Arminia Bielefeld am 34. Spieltag in Aussicht gestellt.

Pech nur, dass das Ganze nicht nur aufgeflogen ist, sondern zuvor ein Manager der Arminia der Hertha bereits eine Viertel Million DM nach vereinbarter Niederlage ausgezahlt hatte - denn, oh Wunder: die Hertha verlor tatsächlich 0:1 gegen die Arminia.

Offenbach musste absteigen, Bielefeld blieb durch den Sieg vor dem sportlichen Abstieg bewahrt – und die Hertha durfte sich vorerst über den unerwarteten Geldsegen freuen, der indirekt und verschleiert in die Vereinskassen gespült worden war.

Die Freude währte jedoch nur kurz. Einen Tag nach dem Abstieg der Offenbacher Kickers aus der Bundesliga lieferte OFC-Präsident Horst-Gregorio Canellas mit aufgezeichneten Telefonaten Beweise, dass gegen Geld Spiele verschoben wurden. +++


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