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Sie war da! Bundeskanzlerin Merkel sprach 40 Minuten vor 3.000 Gelnhäusern
15.08.17 - Die mächtigste Frau der Welt in Gelnhausen - Bundeskanzlerin Angela Merkel war am Montagabend zu Gast auf dem Obermarkt der Barbarossastadt. 3.000 Zuschauern erklärte sie bei Sonnenschein, warum es das Beste wäre, am 24. September die Stimme der CDU und den beiden Wahlkreisabgeordneten Peter Tauber und Katja Leikert zu geben. Am Rande der Wahlkampfveranstaltung demonstrierten 150 AfD-Anhänger - darunter die hessische Spitzenkandidatin Mariana Harder-Kühnel und der Fuldaer Bundestagskandidat Martin Hohmann - mit „Hau ab!“-Rufen gegen Merkel. Polizeisprecher Michael Malkmus sprach dennoch von einem reibungslosen Einsatz ohne Störung.
16:45 Uhr landete der Helikopter auf dem Flugplatz vor den Toren der Stadt. Mit Polizeigeleit und zwei Limousinen wurde Merkel zum Rathaus gefahren. Kurz nach 17 Uhr war es soweit: Die Kanzlerin bahnte sich mit Peter Tauber und Katja Leikert sowie Hessens Ministerpräsidenten Volker Bouffier einen Weg durch die Menge.
Merkel hatte sich für ihre gut 40-minütige Ansprache vor allem eines vorgenommen: den Menschen in den Mittelpunkt zu rücken. „Am 24. September entscheiden Sie alle, wie sie sich die nächsten vier Jahre vorstellen. Es geht nicht um die Abgeordneten, es geht um Sie. Und Sie können mitentscheiden, wie Deutschland regiert wird“, rief sie den gut 3.000 Zuhörern zu.
Den Dieselskandal, Bildungspolitik und Probleme auf dem Land sprach die Kanzlerin an - ebenso die gut 100 Windkraftgegner, die am Rande der Veranstaltung demonstrierten. „Dass wir unsere Energieversorgung auf eine gute und zukunftsfähige Basis stellen wollen, da sind wir uns einig. Dazu braucht es die erneuerbare Energie“, so Merkel zu den Demonstrierenden, „ich kann jeden verstehen, der kein Windrad vor der Haustüre haben möchte. Deshalb muss jeder Fall einzeln diskutiert und bewertet werden. Die CDU steht aber schon immer für Maß und Mitte.“
Maß und Mitte - nach Merkels Ansicht auch der Schlüssel zu einer funktionierenden Wirtschaft. „Mittelständische Unternehmen, Familienbetriebe - wie hier in der Region Engelbert Strauß zum Beispiel - sind das Rückgrat unserer Gesellschaft. Wir wollen sie in Ruhe arbeiten lassen, damit sie Arbeitsplätze schaffen können und unseren Wohlstand erst ermöglichen“, so Merkel. Dabei seien Forschung und Entwicklung der Schlüssel, damit die Marke „Made in Germany“ auch in Zukunft auf dem Weltmarkt ganz oben mitspielt.
„Dafür braucht es aber auch die Menschen, die Arbeitnehmer, die mit Einsatz und ihren Ideen diesen großartigen Ruf deutscher Produkte erst möglich machen. Auch diese wollen wir unterstützen. Auch wenn sie in soziale Not geraten. Der Spagat zwischen den Unternehmen und den Menschen, das ist soziale Marktwirtschaft.“
Die Buhrufe der Windkraftgegner und AfD-Anhänger ließen die Kanzlerin kalt. Sie sagte, dass zu einer Demokratie dazugehöre, dass jeder seinen Unmut äußern könne. „Aber ein wenig zuhören ist manchmal auch nicht schlecht.“ Besonders laut wurden die Pfiffe, als Merkel das Thema innere Sicherheit ansprach. Mariana Harder-Kühnel hatte vorher im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS Merkel die Schuld der „Integrationskrise, die in Deutschland herrscht“ gegeben. Seit Merkel sei die Politik der CDU sozialdemokratisiert worden.
Merkel lobte die innere Sicherheit in den CDU-regierten Bundesländern - wie zum Beispiel Hessen. „Dazu gehören aber auch gut ausgestattete Polizisten, Videoüberwachung, Schleierfahnung und die rechtliche Grundlage, handeln zu können. Die Politik muss das Menschenmögliche tun, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten“, sagte sie und erhielt dafür Beifall. Die CDU wolle sich den neuen Bedrohungen wie dem islamistischen Terror stellen, mit dem viele Länder auf der Welt zu kämpfen hätten. „Und hier ist die internationale Zusammenarbeit von allergrößter Bedeutung. Und, dass wir klar sagen: null Toleranz gegenüber Extremismus. Egal ob von rechts oder links.“
In 40 Minuten einmal durch das Wahlprogramm der CDU - nach der Bitte, das Kreuzchen am 24. September für die CDU zu setzen, war Merkels Auftritt um Punkt 18 Uhr beendet. Bodyguards führten die Kanzlerin zurück Richtung Auto. In Siegen wartete am Abend die nächste Wahlkampfkundgebung.
Einer strahlte während der der gesamten Veranstaltung: Peter Tauber. „Wahlkampfzeit ist die anstrengendste aber auch schönste Zeit. Ich bin sehr stolz, dass die Kanzlerin zum zweiten Mal in so kurzer Zeit in meinen Wahlkreis gekommen ist. Ich glaube, es ist auch eine Art ‚Dankeschön‘ für meine Arbeit als Generalsekretär, die mich sehr eingespannt hat und weniger Zeit für den Wahlkreis ließ“, so Tauber zu OSTHESSEN|NEWS. Schon am 25. August kommt die Kanzlerin das nächste Mal in die Region. Erst nach Bad Kissingen und danach auf den Fuldaer Universitätsplatz. (Julius Böhm) +++