Sabine Striether (l.) und Heidi Georg trafen auf ein sehr interessiertes Publikum, hier im Weltladen. - Foto: Heidi Georg

ALSFELD Im Weltladen und in der Max-Eyth-Schule

"Zeit ist reif für Ethic und Slow Fashion" - Vortrag beleuchtet Kleidungsproduktion

21.05.24 - Alljährlich im April erinnert die Fashion Revolution Week an die Katastrophe in der Bekleidungsfabrik Rana Plaza in Bangladesh im Jahr 2013: Damals war ein Fabrikgebäude eingestürzt, mehr als tausend Menschen, hauptsächlich Textilarbeiterinnen, die für den westlichen Markt fertigten, starben. Fast 2500 Menschen wurden verletzt. Damit begann die bisher weltweit größte Mode-Aktivismus-Bewegung, die sich für faire und sichere Arbeitsbedingungen in den textilproduzierenden Ländern einsetzt.

Ein Thema, dem sich auch der Weltladen Alsfeld e.V. annimmt und das er genau in diese Zeit platziert hatte. Mit der Ethnologin Sabine Striether hatte der Verein eine versierte Expertin gewinnen können: Striether ist Referentin für Globales Lernen im Zentrum Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Evangelischen Kirche in Kurhessen-Waldeck. Sie war Ende April sowohl in der Max-Eyth-Schule als auch im Weltladen zu Vorträgen zu Gast. In der Max-Eyth-Schule richtete Striether sich an alle drei Ausbildungsjahrgänge im Maßschneiderhandwerk, im Weltladen kamen Interessierte aus vielen Bereichen zusammen, um das Thema zu beleuchten.

Der Konsum an Kleidungsstücken steigt

In ihrem 90-minütigen Vortrag ging Striether zunächst auf die Entwicklung im Kleiderkonsum in Deutschland ein: Während die Anzahl an Kleidungsstücken in den Kleiderschränken tendenziell eher abnimmt, steigt der Konsum, was wiederum bedeutet, dass mehr aussortiert wird. Die Altkleiderberge seien um 70 Prozent gewachsen, so Striether, und würden zum ökologischen Problem in den betreffenden Ländern Lateinamerikas und Westafrikas, denn dort landet ein großer Teil der ausrangierten Ware. Neben diesen Kritikpunkten – Ressourcenverbrauch und Bekleidungsmüll – schlagen die langen Transportwege der meist in Afrika oder Bangladesh hergestellten Kleidung sowie die mehr als 6500 verschiedenen Chemikalien und 4000 Farbstoffen zur Veredelung der Kleidungsstücke negativ zu Buche. Hinzu kommt der enorme Wasserverbrauch und die sage und schreibe 1,2 Milliarden Tonnen an Kohlendioxid jährlich.

Verantwortungsvoller Umgang mit Kleidung

Ein verantwortungsvoller Umgang mit Kleidung müsse da auf der Hand liegen, waren sich Rednerin und Publikum einig: Die Zeit sei reif für Ethic Fashion. Kriterien hierfür sind Langlebigkeit der Kleidung, menschenwürdige Arbeitsbedingungen in der Produktion sowie die Einhaltung ökologischer Standards für eine möglichst schadstofffreie Produktion. Unter diesen oder auch den Begriff "Slow Fashion" fallen außerdem der sorgsame Umgang mit Kleidung, ökologisch produzierte Rohstoffe, Vermeidung schädlicher Chemikalien sowie eine transparente Produktions- und Lieferkette. Ein besonderes Augenmerk legte die Expertin auf die Arbeitsbedingungen in Ländern wie Kenia, Äthiopien und Bangladesh: Hier arbeiten die Näherinnen 57-62 Arbeitsstunden pro Woche. Zusätzliche Überstunden sind nötig, um das Überleben der Familien finanzieren zu können. Gravierend: Vom Preis eines Kleidungsstückes fallen nur 0,6 Prozent als Lohnanteil ab, dagegen 56 Prozent an den Einzelhandel. Sabine Kehm vom Weltladen-Team ergänzte hier, dass im fairen Handel bei der Herstellung von Handwerksartikeln 30 Prozent Lohnanteil garantiert würden.

Politische Kampagnen sind essenziell 

Viele Textil-Labels sollen heute schon die faire Produktion von Kleidung gewährleisten. Laut Striether ist das FAIR WEAR-Label eines, das die besten Arbeitsbedingungen und höchste Standards im ökologischen Bereich aufweist. Mithilfe verschiedener Websites wie www.labelchecker.de, www.utopia.de oder www.umweltinsititut.org könne man sich über den Status verschiedener Marken informieren; zusätzlich stellte die Rednerin Shops und Marken fair produzierter Mode vor. Sie betonte, dass der individuelle Konsum zwar eine Rolle spielt, um den Markt zu beeinflussen: Gerade junge Frauen trieben hier mit kreativen Ideen von Kleidertauschpartys bis hin zu Upcycling Veränderungen voran. Größere Bedeutung kommt aber nach Meinung der Expertin politischen Kampagnen zu: Hier gehe es darum, innerhalb der Gesellschaft auf die Notwendigkeit eines starken Lieferkettengesetzes aufmerksam zu machen und entsprechende Aktionen und Forderungen von Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften aktiv zu unterstützen.

Heidi Georg, Organisatorin dieser Veranstaltung des Weltladens, wies abschließend auf die Möglichkeiten in der Region hin, schon jetzt verantwortungsbewusst mit Kleidung umzugehen: Auch in Alsfeld und Umgebung laden Kleidertauschevents oder Second-Hand-Laden zu einem nachhaltigen Konsum ein. (pm)+++


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