Dr. Michael Imhof und Andrej Sautkin bei der Bergung der jüdischen Grabsteine. - Fotos: Privat

FULDA Sensationsfund geborgen

Jüdische Grabsteine vom Schrebergarten sind nun im Vonderau-Museum

14.06.24 - Im Herbst vergangenen Jahres wurden in einer Schrebergartenanlage in der Birkenallee als Treppenstufen in einem Garten verbaute jüdische Grabsteine entdeckt (OSTHESSEN|NEWS berichtete). Der Hinweis dazu kam aus der ehemaligen Pächterfamilie.

Vor einigen Tagen haben die heutige Pächter, Andrej und Michael Sautkin aus Fulda, zusammen mit Dr. Michael Imhof, der die Steine mitentdeckt hatte, ausgehoben. Sie stehen jetzt im Vonderau Museum der Stadtarchäologin Milena Wingenfeld zur genaueren ikonographischen Klärung der eingemeißelten Grabinschriften und der Ornamentik zur Verfügung. Vieles spricht dafür, dass die Grabsteine von dem alten jüdischen Friedhof in der Innenstadt Fuldas (heute Jerusalemplatz) stammen, so Imhof.

Bereits in den Anfängen der NS-Herrschaft war der Friedhof im Oktober 1934 Ziel von Verwüstungen. Er wurde, wie auch der sich seit 1906 in der heutigen Heidelsteinstraße befindende neue jüdische Friedhof, in den Tagen der Pogromnacht vom November 1938 erneut verwüstet. Die Schändung des Friedhofs aus dem späten 17. Jahrhundert ging soweit, dass Grabsteine nicht nur umgeworfen, sondern zerschlagen und als Baumaterial verwendet wurden.

"Dass sie eventuell anderen Zwecken nutzbar gemacht werden können"

Die in der NS-Zeit gleichgeschaltete Fuldaer Zeitung meldete am 17. Januar 1939: "Auf dem alten Judenfriedhof, der zwischen Lindenstraße und Rhabanusstraße inmitten der Stadt lag, sind in den letzten Tagen die Abräumungsarbeiten wieder aufgenommen worden, die durch die starke Frostperiode und den Schneefall unterbrochen waren. Der letzte Grabstein ist jetzt umgelegt. Die Steine wurden an Ort und Stelle so hergerichtet, dass sie eventuell anderen Zwecken nutzbar gemacht werden können. Sehr interessant war das Spalten der größeren, noch gut erhaltenen Steine. Auch eine Anzahl Bäume wurden gefällt. Es wäre zu wünschen, dass nun auch die Abfuhr der Steine beschleunigt werden könnte, so dass der geräumige Platz als Grünanlage bald eine Zierde der Stadtmitte wird."

"Ziel war die Vernichtung der jüdischen Idendität und die Erinnerung an ihre Vorfahren aus dem Stadtbild, mit der Zerstörung der Synagoge eine weitere Vorstufe zur Ermordung der Juden in Fulda und Europa und zur Vernichtung ihrer Kultur und Geschichte. Gespannt kann man sein, ob die archäologischen Recherchen etwas über die Verstorbenen preisgeben. Gefunden wurden fünf Steinteile von jüdischen Grabsteinen, die heute steinerne Zeugnisse des jüdischen Lebens in Fulda sind", so Imhof. (pm) +++


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