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21.08.11 - Bad Neustadt-Hohenroth
Archäologische Arbeitsgruppe am Veitsberg: Grabungen beendet
Kurz vor Abschluss der Grabungen am Veitsberg bei Hohenroth hat sich die Archäologische Arbeitsgruppe Rhön-Grabfeld ein Bild vom Fortgang der Grabung machen können. Projektleiter, Lukas Werther vom Römisch-germanischen Zentralmuseum Mainz, gab umfassenden Einblicke in die Funde und die Arbeit der vergangenen Monate. Jetzt gehe es darum dies alles auszuwerten, die Zeichnungen in die Computer zu übertragen und diese dort dann dreidimensional darzustellen. Werther sprach von bedeutenden Funden, vor allem was die starken Mauern betrifft. Natürlich würden der Fund einer Silbermünze ebenso hinzu kommen, wie zahlreiche Scherben von Tongefäßen oder auch nachweisbare Essensreste. "Die Veitsberger mochten vor allem Fisch und Linsen." Bekannt ist, dass Kaiser Karl der Große immer wieder einmal in Neustadt an der Saale Hof hielt. Allerdings ist bis heute unklar, wo der Kaiser damals residierte. Die Vermutung, dass dies die Salzburg war, hat sich in den vergangenen Jahren zerschlagen. Forschungen ergaben, dass es eine sogenannte "Kaiserpfalz" gegeben haben muß. Nachdem bei einem Überflug mit einem Motorsegler ein Mitglied der Archäologischen Arbeitsgruppe die Umrisse der Anlage entdeckt hatte, begannen 1983 schon die Ausgrabungen der karolingisch-ottonischen Höhensiedlung am Veitsberg. Immer wieder wurden bedeutende Funde gemacht, sagt Projektleiter Lukas Werther und verweist auf Tonscherben, die man unter anderem im Bereich eines historischen Turmes entdeckt hat.
Reste einer frühmittelalterlichen Anlage, erklärt der Archäologie und meint: "Sozusagen, der Vorläufer von Neustadt an der Saale." Als Highlight bezeichnet er vor allem die mächtige Umfassungsmauer, die man in den vergangenen Monaten Stück für Stück freigelegt hat. Die Breite allein liegt bei rund zwei Meter und rund einen Meter hoch noch gut erhalten. Hinzu kommt ein riesiger Turm, rund, mit einem Außendurchmesser von 13 Metern. "Absolut etwas, das auf die große Bedeutung des Platzes hier am Veitsberg verweist." Seit Jahren geht es in Bad Neustadt und Salz darum, die einstige Kaiserpfalz zu finden und Lukas Werther meint, dass diese Ausgrabungen ganz sicher ein Stück dieser Kaiserpfalz ist. Als Grund nennt er das gesamte Neustädter Becken, das in früherer Zeit zur Pfalz Salz gehörte. Es war dies ein großer Königshofkomplex mit Kirchen, landwirtschaftlichen Anlagen, Gebäuden und vor allem auch Befestigungen. "Die Funde, die wir hier haben sind absolut sensationell, das ist teilweise allerhöchste Bauqualität und der Veitsberg, war ganz sicher einer der wichtigsten Punkte in dieser Pfalz," fügt der Archäologe an. Neustadt an der Saale nennt er deshalb einen ganz wichtigen Ort, schon im frühen Mittelalter. Als exquisitesten Fund bezeichnet Werter eine Silbermünze aus dem späten 10. Jahrhundert. Diese Münze verweist aber auch gleichzeitig auf den Abbruch der Anlage.
Natürlich wird alles genauestens dokumentiert. Das ist ganz wichtig, erklärt . Projektleiter, Lukas Werther vom Römisch-germanischen Zentralmuseum Mainz. Schließlich werden ja Teile zerstört, wenn ein Loch gegraben wird. Deshalb wird jeder Tierknochen und jede Keramikscherbe genau lokalisiert und dann auf einem Raster eingetragen und maßstäblich auf Millimeterpapier gezeichnet. Das ist dann letztendlich die Grundlage für weitere Arbeiten am Computer. Letztendlich entsteht dann ein dreidimensionales Abbild mit dem dann weiter gearbeitet werden kann. Nach Abschluss der Arbeiten am Donnerstag sind die Archäologen sehr zufrieden. Interessantes hat man entdeckt, unter andere auch zahlreiche Tierknochen.
Fisch, Fleisch und Gemüse
Lukas Werter berichtet von Fischgräten, Wirbel und Fischschuppen, die darauf schließen lassen, dass die Veitsberger diese in der Saale gefangen haben. Hinzu kamen aber auch Knochen von Geflügel und Schweinen aber auch Rindern. Und noch etwas hat man herausgefunden: Die Veitsberger haben offensichtlich gerne Linsen gegessen, darauf verweisen weitere Funde wie auch verschiedene Gemüsearten. Nachdem am Donnerstag die Grabungen eingestellt wurden, steht nun die Auswertung des gesamten Materials an. Schließlich geht es darum, die Lebenswelt der Menschen, die hier einmal hier ansässig waren auch im Detail zu rekonstruieren. "Und letztlich vielleicht auch die letzten Zweifel ausräumen, ob hier die langgesuchte Kaiserpfalz einst stand oder auch nicht."
Für die Archäologische Arbeitsgruppe Rhön-Grabfeld waren dies Informationen, die gerade für die Frauen und Männer sehr viel bedeuteten. Seit Jahren sind sie im Landkreis Rhön-Grabfeld aktiv und haben unter anderem vor zehn Jahren bei Salz eine Siedlung entdeckt und mit ausgegraben. Wenn Lorenz Bauer und Walter Jahn auf das Reihengräberfeld von Salz zu sprechen kommen, dann leuchten ihre Augen. „Es waren phantastische Funde, die wir hier gemacht haben." Besonders natürlich die Entdeckung des Trinkhorns in einem Männergrab war das absolute Highlight der Grabung. Walter Jahn nennt aber auch Frauengräber mit besonderen Schmuckstücken oder Kriegergräber, in denen sich teils zwei Schwerter befanden, die an breiten Lederriemen festgemacht waren. Selbst Bruchstücke eines Schildes wurden gefunden. Das alles, so erklärt Lukas Werther, dürfte durchaus mit dem Fund der restlichen Burganlage am Veitsberg zusammen hängen, weil die Menschen damals wohl an der Saale gesiedelt haben und die Herrschaften auf den Burgen darüber residierten.(hf)+++