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25.04.12 - Bad Neustadt

„Vom Schweben auf Magnetfeldern“ - Kinder-Uni im Bildhäuser Hof

„Vom Schweben auf Magnetfeldern“ und von der wundersamen Welt der Supraleiter sprach Professor Dr. Ludwig Schultz vom Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden (IFW) bei der jüngsten Kinder-Uni im Bildhäuser Hof. Es war wahrlich keine leichte Kost, die aber sehr anschaulich durch kleine Experimente vor Ort aufgelockert wurden.

Mitgebracht hatte der Professor neben seinen beiden Assistentinnen Svea Fleischer und Maria Nickelmann auch die supraleitende Schwebebahn im Modelleisenbahnformat. Damit bringt er nicht nur seit geraumer Zeit auf Veranstaltungen, Messen und Konferenzen den Besuchern das physikalische Phänomen der Supraleitung näher, auch die Kinder in Bad Neustadt bestaunten das kleine Wunder. Das supraleitende Material Yttrium-Barium-Kupfer-Oxid leitet unterhalb einer Temperatur von minus 183 °C widerstandslos elektrischen Strom und kann dabei hohe magnetische Felder einfrieren, erklärte der Professor mit Wurzeln in Bad Neustadt recht anschaulich.

Geboren in Meißen zog er bereits als Dreijähriger mit seiner Familie nach Bad Neustadt. Der Vater fand Arbeit bei Siemens. Sohn Ludwig besuchte das Rhön-Gymnasium von 1957 bis 1966. Nach dem Abitur studierte er in Göttingen Physik, promovierte in Metall-Physik und blieb als wissenschaftlicher Assistent in Göttingen, bevor es ihn ein Jahr nach New York verschlug.

Zum Siemens-Forschungszentrum kam er 1980, hier beschäftigte er sich vor allem mit magnetischen Materialien und Festkörpern. Nach mehreren Stationen entschied er sich 1993 für eine Professur Stelle an der Technischen Universität Dresden. Heute ist Schultz Direktor des Instituts für metallische Werkstoffe, und er forscht in den Bereichen Magnetismus, Supraleitung und Metallphysik. 2010 erhielt er eine Ehrennadel der Deutschen Physikalischen Gesellschaft dafür, dass er seine wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Supraleitung einer breiten Öffentlichkeit nahe gebracht hatte. Gleiches versuchte er nun in der Kinder-Uni im Bildhäuser Hof Bad Neustadt.

Zuvor erzählte er den Kindern noch schnell Streiche aus seiner Pennäler-Zeit in Bad Neustadt. Es sei sehr schön, wieder einmal an die Orte seiner Kindheit zurückzukommen, wo er auch recht viel „Blödsinn“ getrieben habe, was ganz selbstverständlich zur Kindheit gehöre. Seine dringende Bitte: Übertreibt es nicht, schadet niemandem und – lasst euch nicht erwischen.“ Der alte Traum vom Schweben – aber wie soll das möglich sein? Schon im Jahr 1842 hatte Samuel Earnshaw behauptet, dass Schweben nur durch feste Ströme oder Magnetfelder erreicht werden könne. 1911 entdeckte der Holländer Heike Kamerlingh Onnes, dass Schweben mit Hilfe von Supraleitern möglich wird. Richtig erforscht wird dies aber erst seit 1986.

Besonders das Modell der Magnetschwebebahn hatte magische Anziehungskraft, denn die magnetischen Kräfte bewirken nicht nur ein Schweben, sondern sorgen auch für die exakte Führung im gleichbleibenden Abstand über der Schiene und für eine stabile Kurvenlage, staunten die Kinder. Überzeugt äußerte sich der Professor, dass diese Technologie auch für reale Transportsysteme anwendbar sei. Er ist von den Vorteilen des Schwebens auf Supraleitern überzeugt und setzt alles daran, aus dem Spielzeug der Physiker ein funktionierendes Schwebesystem für den Transport von Gütern und Personen zu entwickeln. Ob auf normalem Schienenweg unterwegs, seitwärts schwebend oder gar unterhalb der Schienen – beim Modell klappte es prima. Damit demonstrierte der Professor den prinzipiell möglichen Funktionsnachweis für eine alltagstaugliche Schwebebahn.

Bereits 2004 entwickelte Schultz das Demonstrationsmodell „Supra Trans“, dessen Trag- und Führsystem auf Hochtemperatur-Supraleitern basierte. Es handelte sich um einen Einsitzer, der auf einem geraden Fahrweg von etwa sieben Metern schwebt und wesentliche technische Komponenten eines funktionsfähigen Verkehrssystems wie beispielsweise Antrieb und Steuerung enthält. „Damit kann man jederzeit zum Kaffee-Holen fahren“ erklärte der Professor schmunzelnd bei der Vorführung im Video-Clip. Angetan hatte es den Kindern die gezeigten Experimente mit Stickstoff, der übrigens von der Firma Siemens gesponsert wurde. Eine darin eingetauchte Rose verpuffte ebenso wie die Bratwurst. Wer seinen Finger etwa ein kleines bisschen zu lange reintaucht in kochenden Stickstoff erzeugt Fingerpulver. Das Experiment funktioniere aber nur genau zehnmal, warnte der Professor die Kinder. (ger) +++

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