Archiv


21.08.12 - NIDDERAU

Historischer Ernteeinsatz am Wochenende in der Staatsdimäne Baiersröderhof

Der Historische Landmaschinen Wetterau/Main-Kinzig-Verein, kurz IGHL, führt am Wochenende des 25./26. August seine traditionelle Brauchtumsveranstaltung auf der Hessischen Staatsdomäne Baiersröderhof durch. Genau eine Woche vorher, am vergangenen Samstag erfolgte das Mähen und Binden des Getreides das nun am kommenden Wochenende gedroschen werden soll. Das Abernten erfolgte natürlich auch mit historischem Gerät. Angefangenen vom Mähbinder bis zum Transport mit Leiterwagen auf Holzrädern.

Das Dreschen am Wochenende erfolgt dann mit zwei historischen Dreschmaschinen angetriebenen einmal von einem Lokomobil (Dampfdreschen!) und einmal von einem Lanz Bulldog. Das Lokomobil, Baujahr 1881, Hersteller Marshall, Sons & Co. Ltd. Gainsborough, ist erstmals auf dem Baiersröderhof zu sehen. Nach einem Zeitungsbericht aus England ist es älteste noch in Betrieb befindliche (von Marshall) auf der ganzen Welt. Nun, vor dem Dreschen kommt dass Bindern! Der Leser wird sich fragen was dies bedeutet und eigentlich ein Mähbinder ist. Nachdem über die Jahrtausende das Korn mit primitiven Werkzeugen geschnitten wurde, waren es Engländer, die durch ihre Erfindungen zu Anfang des vorigen Jahrhunderts die Mähtechnik revolutionierten. Nach verschiedenen mehr oder minder erfolgreichen Versuchen war es der Theologiestudent Patrick Bell, der 1826 eine von Pferden ins Feld zu schiebende Mähmaschine erfand, die bereits mit zwei übereinander liegenden Messern versehen war. Dabei wurden Messerstange und Kurbel bereits über ein System von Zahnrädern durch die Fahrräder der Maschine angetrieben. Später kam dann ein Haspel hinzu, der die Getreidehalme dem Schneidwerk zuführte. Auch auf der anderen Seite des Atlantiks war man eifrig dabei, die Mähtechnik zu verbessern.

So war es, neben dem weniger bekannten Seemann Hussey, Cyrus Hall McCormick (1809-1884), der sich als Pionier der nordamerikanischen Landtechnik besonders hervortat. Als vorteilhaft zeigte sich bei seinen Mähern die seitliche Anspannung, allerdings wurde noch das Fehlen einer Ablegevorrichtung als nachteilig empfunden. Das noch von Hand zu erledigende Abhaken der geschnittenen Halme erwies sich als aufwendig und beeinträchtigte den Arbeitsablauf, bis dann Mitte der 1860er Jahre der Flügelableger, der Vorläufer des Bindemähers, konstruiert wurde. Bereits 1850 ließ sich der Amerikaner Heath eine Bindemaschine patentieren, die das abgeschnittene und zu Strohbündeln gepresste Getreide mit einer Kordel umlegte. Der Knoten mussten allerdings noch von Hand gemacht werden. 1857 kam schließlich der große Durchbruch: Der 18jährige John Appleby aus Whitewater/Wisconsin erfand das System des Knoters, das später von nahezu allen renommierten Mähmaschinenherstellern in Lizenz übernommen wurde. Damit war der Weg zum Bindemäher gefunden.

Nach dem Schnitt wurden die Halme fortan im Querflußverfahren zwischen zwei Fördertüchern sattelartig über das Antriebsrad zum Packer mit Bindetisch geführt, wo Stoppelendglätter und Knoter in Aktion traten, ehe die Getreidegarben seitlich neben der Fahrspur abgelegt wurden. (nach: Dr. Klaus Herrmann, "Pflügen, Säen, Ernten"). Die Mitglieder der IGHL sind besonders stolz darauf, dass sie nicht nur Oldtimertraktoren ausstellen, sondern auf ihrer alljährlichen Großveranstaltung auch den Umgang mit historischen Bodenbearbeitungs- und Erntemaschinen anschaulich präsentieren. Infos zum Verein und der anstehenden Brauchtumsveranstaltung stehen im Internet unter www.ighl.de zum Download bereit. +++




Über Osthessen News

Kontakt
Impressum
Cookie-Einstellungen anpassen

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Whatsapp
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön