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20.05.13 - NACHGEDACHT (19)

"Wenn Worte meine Sprache wären" - Gedanken von Ch. LEINWEBER

„Wenn Worte meine Sprache wären" – Sänger Tim Bendzko sagte bereits 2011 mit diesem Musiktitel, dass es nicht immer einfach ist, die richtigen Worte zu finden. Wie passend – zu Pfingsten erscheint der Titel wie bestellt, denn es geht auch um das rechte Verständnis: Am 50. Tag nach Ostern berichtet die Bibel, dass sich Menschen aus den verschiedensten Gegenden und trotz verschiedensten Muttersprachen wundersam miteinander verständigen können. Allein aus einem Grund: sie alle bekamen den Hl. Geist, dieser verband sie und es gab keine Sprachbarriere mehr. Von nun an verstanden sie sich „quasi ohne Worte" – mit dem Hl. Geist im Herzen.

Wie oft wünschen wir uns das? Verstanden werden. Unser Hauptkommunikationsmittel ist die Sprache, die aus Wörtern besteht. Wörter können erklären, verletzen, verärgern, Frieden stiften, geschrien, geflüstert oder gesungen werden. So viel lässt sich mit ihnen machen. Manchmal werden sie bedächtig gewählt. Aber manchmal auch leider einfach so herausgeplaudert. Die heutigen Kommunikationsmittel machen das Plaudern ganz einfach: chatten, E-Mails, SMS, das alles ist schnell beim Empfänger. Nur es ist genauso Fluch wie Segen: wir können zwar schnell Etwas los werden, müssen nicht warten, bis wir unseren Gesprächspartner wiedersehen, aber: Bedenken wir immer gut genug, was wir da überhaupt schreiben?

Denn eines ist sicher: Bei einer Kurzmitteilung oder E-Mail gibt es zwar Worte, aber wir können unserem Gegenüber wie in einem echten Gespräch nicht in die Augen sehen. Wir können unseren Text nicht betonen, ihn stimmlich begleiten. Manche Worte erscheinen dann geschrieben gar nicht so, wie sie tatsächlich gemeint sind. Wie oft hätte ich gerne den Sendemast ausgeschaltet, damit eine unbedachte Nachricht nie beim Empfänger landet. Ehrlich gesagt finde ich es schöner, zu telefonieren, denn dabei höre ich mein Gegenüber und kann viel besser einschätzen, was ich sagen kann. Es ist näher an einem echten Gespräch, außerdem muss man nicht auf eine Antwort warten.

Aber nicht nur der Tonfall beim Sprechen oder der Gesichtsausdruck dabei. Es gibt noch etwas, was Worte bedeutungsvoller und authentischer macht: Sie entfalten erst ihre Kraft, wenn sie auch zu Taten werden. Aber sogenannte leere Worte werden nur allzu oft gesagt – man verspricht etwas und hält es nicht ein. Von einem Versprechen wie „Ich helfe dir morgen bei der Gartenarbeit" bis „Ich bin für dich da". Wir sollten Bedenken, dass unsere Worte nicht unsere Taten übertrumpfen sollten, sondern dass sie ehrlich gemeint auch zur Wirkung kommen sollten. Jedenfalls kann ich Tim Bendzko verstehen, wenn er sich fragt, ob Worte seine Sprache wären: Sprache kann überfordern, aber Sprache muss auch keine Grenze sein, wie uns Pfingsten zeigt, denn scheinbar gehört es auch dazu, im Herzen miteinander verbunden zu sein, um sich verstehen zu können. (Christina Leinweber)+++

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ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - inzwischen hat sie ihr 1. Staatsexamen in der Tasche. Gleichzeitig ist sie freie Mitarbeiterin bei osthessen-news.de, bezeichnet sich selbst als liberal-theologisch und kommentiert (seit 19 Wochen) in der neuen Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht. +++

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