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- Fotos: Klaus Scheuer

20.05.13 - LAUTERBACH

"Überraschung im Alltäglichen" - Pfingstmusiktage (2) begeistern Publikum

Das Publikum der Lauterbacher Pfingstmusiktage besteht aus erfahrenen Konzertbesuchern. Unter den Festivalbesuchern finden sich viele Stammgäste, die Jahr für Jahr mit Spannung auf die Konzerte warten. So sammelt man Erfahrung mit den Jahren, hat viele Highlights erlebt, große Künstlerpersönlichkeiten, ungewöhnliche Ensembles, beeindruckende Solisten. Wenn ein studentischer Chor auf dem Programm steht, auch wenn er aus Manila kommt, erwartet der Konzertbesucher wahrscheinlich eher keine große Überraschung in den genannten Kategorien, oder etwa doch?

Es wären nicht die Pfingstmusiktage, wenn die Überraschung nicht gerade hier, im scheinbar Alltäglichen lauerte: ein Chor singt in einer Kirche, alltäglicher geht es kaum. Kaum - denn dieser Chor sprengt alle Erfahrungswerte, die langjährige Stammgäste der Pfingstmusiktage gesammelt haben. Die Überraschung bricht über sie herein innerhalb der ersten Takte, die erklingen und lässt nicht nach bis zum letzten Nachklang des zweistündigen Konzerts der University of Santo Tomaso Singers in der Lauterbacher Stadtkirche. Mit klassischen europäischen Chorkompositionen beginnen die etwa 30 Sängerinnen und Sänger das Programm und durchbrechen schon mit Bruckners Motette „Ave Maria" alles Alltägliche, werfen jegliche langjährige Konzerterfahrung über den Haufen.

Dieser Chor schafft neue Maßstäbe für Präzission, Homogenität, Dynamik, Intonation, Klangfarbe... Die Reihe der musikalischen Parameter könnte unendlich fortgesetzt werden, doch Maßstäbe werden eigentlich unwichtig nach dieser Hörerfahrung, denn was hier hörbar, was hier spürbar wird ist absolut, muss und kann nicht verglichen werden. Inhaltlich spannt sich der Bogen des Programms in der ersten Konzerthälfte von der europäischen Kunstmusik über europäische Volkslieder bis hin zur philippinischen Musik, der Kultur, der sich der Chor seit seinem Bestehen verpflichtet fühlt, und von der man sich vielleicht ein bisschen mehr gewünscht hätte an diesem sommerlichen Vorabend des Pfingstfestes in Lauterbach. Doch eigentlich ist es unerheblich, was dieser Chor singt, der seit seiner Gründung vor über 20 Jahren unter Leitung von Fidel Gener Calalang jr. steht.

Alles, was er auf die Bühne bringt hat man so noch nicht gehört, so präzise, so differenziert, so schlüssig, so musikalisch, so beeindruckend, so mitreißend. Beeindruckend auch die Arrangements des Chorleiters, etwa die Collage aus Filmmusik Ennio Morricones, die als A-Cappella-Stück nichts an Farbe und Bildlichkeit großer Filmmusik vermissen ließ, oder die Zusammenstellung von Broadway-Kompositionen in der zweiten Konzerthälfte, die in Verbindung mit farbenfroher Choreographie und Revueelementen die Stadtkirche zur Showbühne werden ließen.

Es ist unerheblich, was dieser Chor singt, egal wenn hier und da die Grenzen dessen überschritten wurden, was nach europäischer Hörerfahrung als plakativ oder gar kitschig gelten mag. Es ist unerheblich, weil das Ensemble jeglicher Musik, die es sich zu eigen macht, Authentizität verleiht. Durch die Selbstverständlichkeit, mit der dieser Chor mit Präzission und Ausdruckskraft umgeht, wirkt alles echt und universell, ehrlich und klar, unabhängig von geografischer Herkunft, von traditionellen Wurzeln, von jeglicher Hörerfahrung, jenseits von Maßstäben - einfach Musik, für die keine weiteren Erklärungen notwendig sind, universelle Ausdrucksform, universelles Verständnis. Ein wahrhaft pfingstliches Konzert. (Klaus Scheuer) +++









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