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Abdullah Uwe Wagishauser, Vorsitzender der Ahmadiyya Gemeinde in Deutschland. - Fotos: Hendrik Urbin

Über 130 Gäste kamen zur Informationsveranstaltung der Ahmadiyya Muslim Jamaat in Fulda.

01.06.13 - FULDA

Ängste abbauen: Muslime werben für Bau der Moschee - Großes Interesse

"Das Fundament für eine Glaubensausübung ist ganz einfach ein Gebetshaus, sei es ein Dom, eine Kirche oder eine Moschee, das ist die Basis. Wir politisch Verantwortliche hier in Fulda haben auf keinen Fall das Recht, diese Basis zu verweigern", sagte Stadtrat Stefan Grauel (CDU) am Freitagabend während einer Informationsveranstaltung der Fuldaer Ahmadiyya Muslim Gemeinde im Aschenbergzentrum. Der Christdemokrat erhielt lebhaften Beifall der genau 134 Gäste im gut gefüllten Saal. Er machte damit eindrucksvoll deutlich, dass der geplante Bau einer Moschee in der Edelzeller Straße in Fulda eine allgemeine Zustimmung finde. Derzeit laufe wie bei allen Bauanfragen üblich, das entsprechende Bauleitverfahren der Stadt. Der Antrag und Einsprüche werden geprüft und anschließend eine Lösung gefunden.

Wie berichtet, baut, die in der Region 540 Mitglieder zählende Ahmadiyya Muslim Gemeinde, eine Moschee mit zwei Gebetsräumen und einer Raumfläche von 125 Quadratmetern. Zudem sind zwei Minaretten von jeweils 13 Metern Höhe geplant. Sie werden keine Lautsprecher zum Gebetsruf enthalten. Rund 170 Mitglieder sollen Platz finden. Parkplätze und Grünanlagen seien zudem geplant.

"Das Minarett hat Symbolcharakter und ist wichtig. Man soll schon erkennen, dass es eine Moschee ist", sagte Abdullah Uwe Wagishauser. Er ist Vorsitzender der Ahmadiyya Gemeinde in Deutschland und kam eigens aus dem Rhein-Main-Gebiet, um in Fulda Aufklärungsarbeit zu leisten. "Eine Moschee ist schwieriger als ein Atomkraftwerk zu bauen", sagte Wagishauser sicher etwas überspitzt. 51 Prozent der Deutschen hätten Misstrauen und Ängste gegenüber dem Islam. Insgesamt habe sich die Akzeptanz in den vergangenen zehn Jahren allerdings deutlich verbessert, erläuterte Wagishauser in einer von Volker Ahmad Qasir moderierten Informationsrunde.

Die Ahmadiyya Muslim Jamaat ist eine aus der Ahmadiyya-Bewegung hervorgegangene Religionsgemeinschaft, die in Indien ihren Ursprung hat und sich auf den Islam und Mirza Ghulam Ahmad beruft. Sie wird von einem Kalif genannten spirituellen Oberhaupt geführt. "Wir sind weder eine neue Religion noch ein Zusatz zu einer Relegion", sagte Mukaram Rana von der Ahmadiyya Muslim Jamaat in Fulda. Die Gemeinde sei offen und suche den Weg in die Öffentlichkeit, sie beteilige sich ein Veranstaltungen, etwa der interkulturellen Woche in Fulda.

Die Ahmadiyya Muslim Jamaat sei unpolitisch und eine rein spirituelle, islamische Gemeinschaft mit mehreren zehn Millionen Anhängern in 195 Ländern. Sie pflege ein offenes Weltbild und akzeptiere die Vielfalt der Religionen. "Unsere Moscheen sind offen für Jeden", sagte Wagishauser. Die Unterdrückung von Frauen oder von Homosexuellen seien in der Ahmadiyya Gemeinde zum Beispiel kein Thema. Auch die Kopfbedeckung sei kein Zwang. Jedes Mitglied könne selbst entscheiden.

In Deutschland hat die Ahmadiyya Muslim Jamaat rund 35.000 Mitglieder, die in 242 lokalen Gemeinden organisiert sind. Es gibt deutschlandweit rund 30 Moscheen. Sie zählt zu den größten organisierten islamischen Verbänden. In Osthessen gibt es vier Gemeinden (Fulda West und Ost, Neuhof und Schlüchtern) mit rund 540 Mitgliedern. Erstmals 1984 kamen drei Männder aus Pakistan nach Fulda. Ihnen folgten weitere Glaubensangehörige, die regionale Gemeinde wurde gegründet. Bislang sind sie in einem Gebäude in der von Schildeck-Straße in Fulda zu Hause. Die Räume reichen jedoch nicht mehr aus.

Als Gründe für den Bau einer Moschee erklärte die Gemeinde unter anderem: Muslime in Fulda seien nicht auf der Durchreise, sondern in Fulda zu Hause. Der Moscheebau beuge islamistischem Extremismus vor. Moscheen seien sichtbar im Gegensatz zu Hinterhof-Treffen. Islamische Gemeinden mit Moscheen rücken zudem in die öffentliche Wahrnehmung und damit in die Verantwortlichkeit zur Teilnahme am öffentlichen Leben.

Der Bau werde aus Spendengeldern der osthessischen Gemeinde und aus einem Gemeinschaftstopf der Ahmadiyya Gemeinden in Deutschland finanziert. "Sie spenden eher das Geld als sich ein neues Auto zu kaufen", sagte Wagishauser zur Spendenbereitschaft der Muslimen. Er beantwortete die vielen Fragen der Gäste. "Es ist bemerkswert, wie die Gemeinde in die Öffentlichkeit geht und sich den Diskussionen stellt. Nichts ist gefährlicher als Halbwissen", sagte Stadtrat Grauel zum Schluss des rund 90-minütigen, offiziellen Teils. Es schlossen sich viele Gespräche und Nachfragen "unter vier Augen" an. Die Fuldaer Ahmadiyya Muslim Gemeinde hofft, zumindest einige Barrieren und Vorbehalten abbauen zu können. Weitere Informationen zur Ahmadiyya Muslim Jamaat gibt es im Internet unter den Adressen http://www.ahmadiyya.de oder http://www.stundedesislam.de (Videobeiträge der Fuldaer Gemeinde). (Hans-Hubertus Braune)

Im Internet hat der Bau der Moschee einige Diskussionen ausgelöst. Siehe dazu unseren weiteren Artikel: http://osthessen-news.de/H/1232113/fulda-pro-&-contra-moscheebau-fulda-fuer-kulturelle-offenheit--npd-aktiv-.html . +++


Die Gemeinde plant den Bau einer Moschee in der Edelzeller Straße in Fulda.

Volker Ahmad Qasir moderierte die Informationsveranstaltung.


Das Interesse war groß, einige Stühle mussten zusätzlich aufgestellt werden.

Stadtrat Stefan Grauel (CDU) befürtwortet den Bau der Moschee.




Mukaram Rana vom Ahmadiyya Muslim Jamaat in Fulda erklärte die Ziele und Glaubensrichtung der Gemeinde.


Die Moschee, Parkplätze und Grünanlagen sollen auf dem Gelände an der Edelzeller Straße entstehen.

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