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- Foto: Ina Rumpf
21.07.13 - BAD HERSFELD
Minelli, Päpstin & Show-Boat - die Wandlungsfähigkeit der Sophie BERNER
Vom gefeierten Star der Truppe auf dem „Show-Boat" bis zum bitteren Karriereende - Sophie Berner brilliert derzeit in dem „Ol´Man River" Musical in Bad Hersfeld rund um Liebe, Diskriminierung, Suff, Spielsucht und die Scheinwelt des Showgeschäftes in ihrer Rolle als Julie La Verne. „Als ich das Angebot bekam, war ich skeptisch wegen dem alten Stoff und der operettenartigen Musik. Je mehr ich das Stück erlebt habe, desto besser gefiel es mir", erzählt Sophie Berner begeistert im Gespräch mit osthessen-news.de. Von der „Strahlkraft" der Stiftsruine ist sie sehr beeindruckt. Obwohl sie vor einer Freilichtbühne großen Respekt hat, nahm sie die Herausforderung an.
Es ist ihr erstes Engagement in Bad Hersfeld, aber bereits die dritte Zusammenarbeit mit Regisseurin und Choreographin Melissa King. „Sie nimmt sich Zeit für die Entwicklung der Figuren, lässt ausprobieren, gibt Vertrauen", schwärmt die gebürtige Münchnerin, die bereits mit 17 Jahren die Aufnahmeprüfung an der Bayerischen Theaterakademie August Everding in München bestand. Erst ein halbes Jahr zuvor nahm die Tochter aus einer Künstlerfamilie Gesangsunterricht. „Niemand aus meiner Familie widmet sich der darstellenden Kunst", stellt sie klar und ergänzt: „Ich dagegen habe schon immer gesungen, getanzt und geschauspielert".
Ihr Studium absolvierte sie mit „unglaublicher Freude und Leichtigkeit", fand sofort Zugang und fühlte sich „auf einmal zu Hause". Nach erfolgreichem Abschluss gewann sie beim renommierten Bundesgesangswettbewerb in Berlin den 1. Preis in der Kategorie Musical und den Gisela-May-Stiftungspreis für Chanson und wurde vom Fleck weg von der Berliner „Bar jeder Vernunft" als Sally Bowles in dem Musical „Cabaret" engagiert. Ihre erste große Rolle, die sie in den vergangenen sieben Jahren in vier verschiedenen Produktionen ungefähr 700 Mal gespielt hat und von Presse und Publikum bejubelt wurde: „Berlin hat seine Minelli wieder!" Liza Minelli wurde mit dieser Rolle weltberühmt.
Sophie Berner hat sich mit der Biografie des Weltstars auseinandergesetzt, sie auch live auf der Bühne erlebt und ist inzwischen ein großer Fan von ihr. Überhaupt interessiert sich die vielseitige Künstlerin für Biografien wie zum Beispiel die von Marylin Monroe. Es war Sophie Berners Wunsch und Idee, über das Leben des „Sexsymbols" ein ganz neues Theaterstück zu schreiben, an dem sie Mitspracherecht hatte. Heraus kam „Wanna be loved by you", das mit großem Erfolg am Stadttheater in Gießen gespielt wurde. Ab Dezember 2013 wird es im Großen Haus des Theaters wieder aufgenommen.
Ihre Engagements führten sie unter anderem nach Berlin, München, Hannover und St. Gallen, erstaunlich oft aber auch nach Mittel- und Osthessen. In Fulda spielte sie „Die Päpstin" in zahlreichen Vorstellungen und schwärmt noch heute von „dieser ganz tollen Rolle, in der sie eine Frau spielt, die einen Mann spielt". Nach der letzten Vorstellung von „Show-Boat" reist sie sofort nach Berlin, wo sie am „Tipi am Kanzleramt" wieder als Sally Bowles auf der Bühne steht. „Mich reizen die tragischen Figuren", gibt Sophie Berner zu, die sich mit den Licht- und Schattenseiten ihres Berufes auseinandersetzt. „Schauspieler spielen, das ist nicht die Realität. Wer die Theaterwelt als ersten realistischen Mittelpunkt sieht, hat es schwer", weiß die Künstlerin aus Erfahrung.
Freunde außerhalb ihrer „Scheinwelt" und ein enger Kontakt zu ihrer Familie sind ihr deshalb wichtig. Neben ihren zahlreichen Engagements trat sie als Kulturrepräsentantin von „Visit Berlin" in New York, Moskau und Tel Aviv auf und begeistert deutschlandweit mit ihren Solokonzerten „Sophies Welten" und „Selber eingeladen". Ihre Karriere als Solosängerin in den Stilrichtungen Funk, Soul, Pop und Chanson möchte Sophie Berner weiter vorantreiben. Auch für Film und Fernsehen zeigt sie sich offen. „Ich möchte meine Freude an meiner Arbeit nicht verlieren, brauche Abwechslung und Herausforderungen. Vor allem möchte ich mir den Respekt vor meinem Beruf bewahren". Für die letzten Vorstellungen von „Show-Boat" gibt es noch Restkarten. Info unter www.bad-hersfelder-festspiele. de (Gudrun Schmidl) +++