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NACHGEDACHT (42)

Schauen Sie gern vor oder zurück? - Gedanken von Chr. LEINWEBER

27.10.13 - Kennen Sie die Figur des römischen Gottes Janus? Die Figur hat zwei Gesichter, eines, das nach hinten blickt, und eines, das nach vorne schaut. Das Bild des Janus wurde über Türen und Toren aufgehängt. Deswegen ist Janus der Gott der Schwelle, des Übergangs, des Wandels oder Beginns. Durch seinen doppelten Blick - eben nicht nur stur nach vorne, sondern auch zurück - hat er die Vergangenheit und die Zukunft fokussiert. Ja schon fast „leider" muss man sagen, dass es im deutschen Sprachgebrauch den Begriff „janusköpfig" gibt und synonym für „zwiespältig" gebraucht wird. Vielmehr aber sollte man Janus nicht negativ behaften, sondern den Neubeginn hervorheben. So wie bei der Namensgebung unserer Kalendermonate: Der erste Monat „Januar" wurde nach diesem Gott benannt und steht klassisch für Neubeginn.

Was hilft uns aber jetzt dieses Bild genau: Die Vergangenheit dürfen wir ruhig auch mal infrage stellen. Besonders um die Zukunft zu gestalten. Das Gewesene lehrt uns, begleitet uns auch weiter. Aber genauso stark sollte auch der Blick nach vorne sein. In der Zukunft liegt Weiterentwicklung, eben nicht nur stehen bleiben auf dem, was gewesen ist. So ein Neubeginn bedeutet immer auch Mut entwickeln, sich den Herausforderungen zu stellen, die kommen werden.

Mut und Kraft für das Kommende, für neue Lebensabschnitte gibt mein Lieblingsgedicht, das ich ihnen in diesem Zusammenhang nicht vorenthalten will. Außerdem kommen die folgenden Worte von einem der größten Literaten der deutschen Kulturgeschichte. Es ist nur die erste Strophe eines Gedichtes namens „Stufen" von Hermann Hesse:

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

So hoffe ich, dass wir es dem Janus gleichtun können und Hermann Hesse miteinschließen: In der Gegenwart zurück und vorwärts schauen können und genügend Wille aufbringen, das Kommende und das Neue beginnen zu wollen. +++

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ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - inzwischen hat sie ihr 1. Staatsexamen in der Tasche. Gleichzeitig ist sie Mitarbeiterin bei osthessen-news.de, bezeichnet sich selbst als liberal-theologisch und kommentiert (seit 42 Wochen) in der neuen Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht. +++


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