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Bier und viele Farben - die Mischung machts - Alle Fotos: Martin Angelstein
26.06.05 - Fulda
"Bürgerfrühschoppen" im Zeichen der "farbenbrüderlichen Begegnung"
Er gehört in Fulda inzwischen zum festen Bestandteil, der traditionelle Bürgerfrühschoppen der Fuldaer Altherrenverbände studentischer Korporationen auf dem Platz vor der Orangerie in Fulda. Heute Vormittag war es wieder einmal soweit. Der Altherrenzirkel „Buchonia“ im Cartellverband der Katholischen Deutschen Studentenverbindungen (CV) in Verbindung mit den Fuldaer Altherrenverbänden des KV, UV, TCV, ND, Wingolf, des Waffenrings und der Herrengesellschaft zum schwarzen Walfisch hatten eingeladen. Die Schirmherrschaft über die Veranstaltung hat der Landrat des Landkreises Fulda, Fritz Kramer, der selbst Mitglied des CV ist, heute aber wohl verhindert war. Dafür fehlte auch diesmal nicht ein ganz "treuer" Cartellbruder, der uneinholbar zugleich auch der älteste ist: Dr. Eduard Krieg, im 94. Lebensjahr noch ganz fit - beim Diskutieren ebenso wie beim Bier trinken.
In seinem Grußwort für das "Liederheft" des Frühschoppens schrieb Kramer, er wolle die christlichen Studentenverbindungen ausdrücklich ermuntern, weiterhin in der Öffentlichkeit Präsenz zu zeigen und auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Er - Kramer - scheue sich auch nicht, die Mitglieder als Vertreter einer "Leistungselite" zu bezeichnen, die er zu den "Stützpfeilern des öffentlichen Lebens in Osthessen" zähle. Dieser Anspruch beinhalte gleichermaßen die Verplichtung, durch den tatkräftigen Einsatz in Beruf, Familie und Gesellschaft dafür zu sorgen, "dass wir weiterhin in einem blühenden Gemeinwesen leben können".
Unter den Gästen, die ein Grußwort sprachen, war auch der aus der CDU ausgeschlossene Bundestagsabgeordnet Martin Hohmann (begrüßt als: "..unser lieber Martin Hohmann..."). In seiner Rede an die "verehrte Korona" liess er allerdings jeden Hinweis auf politische Aktivitäten oder gar seine künftige Ambitionen weg. Stattdessen schwärmte er "vom Zugfahren nach und von Berlin", die ihm die Gelegenheit gäben, Bücher zu lesen - derzeit die von Papst Benedikt XVI. "Lesen Sie, Lesen Sie..." rief Hohmann den Zuhörern zu und endete mit dem Hinweis, dass er sich "freue auf ein Wiedersehen in 2006". Das wurde vom Sprecher übers Mikrofon mit der Bemerkung "...seine Zeit ist noch nicht abgelaufen" kommentiert.
Beifall bekam auch Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller, der "das Unverwechselbare Fuldas" besonders hervorhob. Es gelte nicht nur die äußerlichen, sondern auch die inneren Werte einer Stadt und ihrer Bürger zu würdigen.
Etwas ruhiger und ernster wurde es, als Bischof Heiz Josef Algermissen - auch ein Cartellbruder - ans Mikrofon schritt. Er dankte den Cartell- und Bundesbrüdern für ihr gesellschaftliches und kirchliches Engagement. "Die katholischen Verbindungen bringen auch das Katholische in die Gesellschaft" sagte er. Dies sei heutzutage wichtiger denn je. Unter Hinweis auf die "prekäre politische Situation" und den bald einsetzenden Wahlkampf forderte Algermissen alle auf, ihre Positionen "auf Herz und Nieren" zu prüfen. Bei Themen wie Bioethik und embryonale Stammzellenforschung sollte man "dies zu verhindern, nicht locker lassen" - und dies gelte auch für das therapeutische Klonen. Wenn sich die gesellschaftlichen Mehrheiten änderten, veränderten sich auch die Themen und der Umgang damit. Nach Meinung Algermissens sollten die bundesweit etwa 30.000 CV-Mitglieder "ruhig ein bisschen lauter" werden - damit die Gesellschaft auch wieder "ein bisschen menschlicher und gläubiger wird".
Der Vorsitzende des Philisterzirkels „Buchonia“ und CDU-Landtagsabgeordneter Dr. Norbert Herr - der 1977 diesen Frühschoppen ins Leben rief - machte deutlich, dass dieser Bürgerfrühschoppen zwar der Pflege des studentischen Brauchtums diene, aber auch dem lebendigen Meinungsaustausch zwischen den aktiven Studenten und den Alten Herren über die Grenzen einzelner Verbindungen und Verbände hinweg.
Außer den Reden, den persönlichen Gesprächen und dem "Humpen-Stemmen" gab es natürlich auch einen wichtigen Bestandteil "farbenstudentischen Brauchtums": den Gesang. "Lasst, ihr buntbemützten Scharen, schallen euren Festgesang" - so lautet der Anfang des Bundesliedes des Cartellverbandes und danach richteten sich auch die Teilnehmer des heutigen Frühschoppens. Immer wieder zwischendurch wurde gesungen - von "Gaudeamus igitur" über "Student sein, wenn die Veilchen blühen" bis zu "O alte Burschenherrlichkeit" - und wer den Text vielleicht nicht mehr parat hatte, konnte das eigens gedruckte "Liederheft" nutzen.
Gekommen waren Vertreter von Studentenverbindungen aus benachbarten Universitätsstädten sowie Alte Herren aus ganz Deutschland. Die Veranstaltung gab den beteiligten Verbänden zudem Gelegenheit, das Gespräch mit den Bürgern sowie den Schülern der Fuldaer Oberstufen und den frischgebackenen Abiturienten als den zukünftigen Studenten zu suchen, die bisher wenig oder gar keine Möglichkeiten hatten, mit Studenten und studentischen Verbindungen in Kontakt zu treten. Die musikalische "Umrahmung" übernahm - wie immer - das Orchester der Freiwilligen Feuerwehr Dirlos. +++
Bürgermeister Dr. Wolfgang Dippel (rechts) plaudert mit seinem "Chef" Möller, daneben schmeckts sichtlich dem Kreistagsvorsitzenden Franz Rupprecht
Immer dabei - immer viel Lob für die Musiker aus Dirlos.....
Begrüßung durch CDU-MdL Dr. Norbert Herr, dieser allerdings in seiner Eigenschaft als Philistersenior des Altherrenzirkels "Buchonia" Fulda
Immer gute Laune und viel Geduld: Dr. Eduard Krieg fehlt seit Jahren nicht bei diesem Termin - trotz des hohen Alters
Oberbürgermeister Gerhard Möller
Dagmar Dregger begrüßt Dr. Krieg, im 94. Lebensjahr !
Blick auf den Bürgerfrühschoppen durch den Torbogen vor der Orangerie
Im 94. Lebensjahr noch fit für ein Bierchen: Dr. Eduard Krieg