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Philipp von Boeselager und CDU-Stadtverbandsvorsitzender Thomas Bach (links) gestern abend...
Totenehrung in der Krypta des Bonifatiushauses - hier CDU-Stadtrat Schäfer
21.07.05 - Fulda
CDU-Vortrag: Der "letzte Attentäter": Philipp von Boeselagers Weg zum 20. Juli 1944
Philipp Freiherr von Boeselager aus Kreuzberg bei Bonn ist der letzte Überlebende der Widerstandsgruppe um Generalmajor Henning von Tresckow vom 20. Juli 1944. Er hatte zuvor den Sprengstoff besorgt und war mit 1.200 Kavalleristen aufgebrochen, um nach dem Tod Hitlers Himmler und Goebbels gefangen zu nehmen. Gestern abend er vor ca. 150 Zuhörern im Fuldaer Bonifatiushaus auf Einladung des Stadtverbandes der CDU Fulda und des studentischen Altherrenzirkels „Buchonia“ zu Fulda im Cartellverband.
Das Elternhaus von Philipp Freiherr von Boeselager, der im Jahre 1917 auf Burg Heimerzheim geboren wurde, war geprägt vom rheinischen Katholizismus. Zunächst war er überzeugter Soldat. Aber schon der 30. Juni 1934 („Röhm-Putsch“) rüttelte ihn auf und er beobachtete den Aufstieg des „3. Reiches“ mit kritischen Augen.
Im Laufe des Jahres 1942 bekam er als Ordonnanzoffizier des Generalfeldmarschalls Günther von Kluge authentisch mit, wie Unrecht „von oben“ befohlen wurde, wie z. B. 5 Zigeuner "sonderbehandelt" (erschossen) wurden und wie "alle Feinde des Reiches" ohne Urteil getötet wurden. "Deshalb war für mich im Oktober 1942 klar: Ich bin dabei", so von Boeselager gestern abend in Fulda. Dabei habe er sich noch als junger Offizier nicht vorstellen können, "dass der Staat an sich amoralisch war". So machte sich auch Philipp von Boeselager den Leitgedanken vieler Nazi-Gegner zu eigen: "Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht."
Dass ihm das Schicksal von Claus Schenk Graf von Stauffenberg erspart blieb, verdankt der Baron einer glücklichen Fügung. Er erhielt am 18. Juli 1944 von seinem Bruder Georg von Boeselager, über den er mit stockender und tief ergriffener Stimme sprach, den Auftrag, sechs Reiterschwadronen mit insgesamt 1.200 Leuten von der Ostfront nach Berlin zu führen, um dort nach einem geglückten Attentat für Sicherheit und Ordnung zu sorgen.
Von dem Scheitern des Attentats erfuhr von Boeselager am frühen Abend des 20. Juli von einem Melder. "Zurück in die alten Löcher" stand auf dem Zettel, den sein Bruder ihm geschickt hatte. Da war das Deckwort für: Attentat nicht ausgeführt. Glückliche Umstände hätten dazu geführt, dass keiner aus der Schwadron in Verdacht geraten sei.
Von Boeselager, der sich selbst als „Beauftragte für diejenigen, die nicht mehr sprechen können“ bezeichnet, stand nach seinem über eine Stunde dauernden Referat für zahlreiche Fragen zur Verfügung. CDU-Vorsitzender Bach und der Philistersenior der „Buchonia“ MdL Dr. Norbert Herr sprachen Dankesworte und übergaben Buchgeschenke.
Vor der Vortragsveranstaltung legte der Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Thomas Bach in der als Gedenkstätte eingerichteten Krypta unter der Kapelle des Bonifatiushauses zu Ehren der im Unrechtsstaat zu Tode gekommenen Wiederstandskämpfer aus der katholischen Männerbewegung einen Kranz nieder. +++
Eindrucksvoll der Vortrag von Philipp von Boeselager...
Unter den 150 Zuhörern auch der frühere Fuldaer Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Hamberger (rechts vorne)