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Das Publikum hatte seinen Spaß. - Fotos: Dominik Bortz

13.01.08 - Freigericht

Farbenfrohes "Feuerwerk" auf 1. Fremdensitzung des Carneval-Verein Somborn

Ein farbenfrohes Feuerwerk aus lustigen Büttenreden, fetzigen Tanzvorführungen und munteren Gesangseinlagen zündete der 1. Somborner Carneval Verein (SCV) „Die Klopper“ am Samstag bei seiner ersten Fremdensitzung in der Altenmittlauer Freigerichthalle. Die Resonanz war durchaus zufriedenstellend. Gespickt mit heftigen Seitenhieben in die Lokalpolitik wurde der alt bewährten „Klopper-Manier“ alle Ehre erwiesen. Bis spät in den Abend schunkelten, sangen und lachten die bunt kostümierten Zuschauer, die Sitzungspräsident Karl-Heinz Jung mit einigen „Stimmungsraketen“ auf Hochtouren brachte. Premiere feierten die neuen Gardekostüme, die mit Unterstützung der Gemeinde Freigericht und des Main-Kinzig-Kreises angeschafft wurden.

Ortsdiener Paul Weigand nahm altgedient, aber mit frischem Witz die lokale Politik ins Visier. Seine „Bekanntmachungen“ öffneten dem Zuschauer die Ohren und schärften den Blick dafür, ob sich nicht hinter den Verlautbarungen von Parteispitzen und Gemeindegremien auch außerhalb der närrischen Zeit so mancher Witz verbirgt. So wird Landtagsabgeordneter Hugo Klein die Patenschaft für einen schwarzen Trauerschwan übernehmen, der auf einem neu angelegten See vorm Somborner Rathaus schwimmt. Auch Altbürgermeister Manfred W. Franz bekam sein fett weg: “Es wäre gut, wenn unser Manfred nun im Dienste der Kultur in den Medien tätig ist. Er ist ja ein absoluter Fan der Volksmusik und pflegt gute Kontakte zu den anderen Spitzbuben.” Zudem habe sich der Ortsbeirat Altenmittlau zu einer Umweltdemo gegen den G8-Gipfel entschlossen, wofür man sich im “Enthaarungslokal zur weißen Taube” ordentlich die Lichter ausgeschossen habe. “Bei so einer hervorragenden Sparmaßnahme findet der nächste Gipfel sicherlich in Altenmittlau statt”, witzelte der Ortsdiener.

In der Debatte um den Heldenweg in Somborn habe die CDU einen Erfolg verbuchen können. Die dortige Lärmschutzwand solle mit einem Wassergraben intensiver genutzt werden und vor einer ”kontrollierten Eindringung” aus den Nachbarkommunen schützen. “Zudem wird das Bauwerk als das Limes von Freigericht eingehen”, betonte Weigand. “Was wir jetzt noch brauchen ist ein Turm, damit wir endlich zur Ronneburg blicken können. “ Altertumsforscher Michael Schneider, bekannt als Mitglied der Gruppe Welscherholz, feierte seine Solo-Premiere in der Bütt. Ein Abriss über die Kultur der Spartaner untermalte er mit spitzen Bemerkungen zu Politik, Sport, Frauen und anderen Feindbildern. Schwarz und Weiß; Harmonie und Gegensatz tanzte die jüngste Ballettformationn der Klopper auf die Bühne.

Protokoller Dieter Schilling, die Symbolfigur der Klopper, nahm in einem mächtigen Rundumschlag Politik und Gesellschaft aufs Korn. Dabei „verkloppte“ er zwar niemanden, haute aber kräftig auf den Tisch. Kein Politiker entging einer verbalen Watsche, während die brisanten gesellschaftlichen Themen mit einer klaren Position dem Publikum vor Augen gehalten wurden, manchmal auch mit einem augenzwinkernden Blick in den Spiegel. Die schrägen Lebensberaterinnen Agnes Hackenberg und Kirsten Schaffrath priesen die Vorzüge erfahrener, gut erhaltener, aber auch in die Jahre gekommener Männer und die wundersamen Kräfte der Eigenurintherapie, an. Begleitet wurden sie von Quetschkommode und Klampfe, so dass sich der eine oder andere Zuschauer zumeist vor Lachen schüttelte. Plötzlich stiegen die Zombies des Damen-Balletts aus ihren Gräbern. Dem Publikum tanzte die Gänsehaut in der abgedunkelten Halle im wahrsten Sinne des Wortes im Nacken.

Die „Sonny’s“ schmetterten vortrefflichen Männergesang mit flotten Rhythmen und bissigen Wortwitz ins Publikum. Die aus Bruno Benzing, Paul Schillin, Heribert Weber, Josef Streb und Sturmius Kraut bestehende Formation nahm den politischen und menschlichen “faux-pas” gründlich, musikalisch auf die Schippe. Angela Merkel ,das Nichtraucher-Schutz-Gesetz und der Rindwahn waren markante Themen. Einen Besen zum “Unter-den-Teppich-kehren” suchte so mancher Zuschauer vergeblich. Elfi Weiser berichtete über die Frauen ab 50, die schon ziemlich viele “Mann-Jahre” überstanden haben. “Sie können mit Fug und Recht behaupten, die richtigen Strategien zu kennen”, weiß die Rednerin. Daß sie dabei nicht nur an Erfahrung gewonnen sondern auch noch an Schönheit zugelegt haben – davon ist Weiser überzeugt.

Das große Ballett lies unter der gemeinschaftlichen Choreographie der Tänzerinnen ein Feuerwerk an Rhythmus, sicheren Schrittfolgen und eindrucksvollen Bildern entstehen. Die Truppe hatte sich ein Stück “slawische Seele” angeeignet und entführte das Publikum auf einen Streifzug durch die Weite Russlands bis in die Karpaten. “Ruslana mal 8 – das ist echt Grand Prix-reif”, bemerkte ein begeisterter Zuschauer. Die Wünsche nach einer Zugabe erfüllten die jungen Damen ohne zu zögern. Die China-Begeisterte Barbara Ross bewies sich wie immer sehr verwandlungssicher. Wie ein Wasserfall plauderte sie über ihre Anekdoten und ihre Erfahrungen bei ihren Reise nach China. “Ein echter China-Fan bin ich ja erst durch das geplatzte Kurparadies in Bad Orb geworden”, bemerkte sie. Manches Vorurteil wurde genährt und anderem der Nährboden entzogen; denn wie schon Konfuzius sagt: „Nicht jeder Karnevalist, der am Aschermittwoch aus Schlitzaugen heraus die Welt betrachtet, ist ein Chinese.“

Vollinstrumentiert, live und zu sechst auf der Bühne präsentierten sich die Welcherholzer. Ob man Vegetarier nur Donnerstags sein kann oder unbedingt neue Schuhe braucht, erschloss sich dem Publikum nicht sofort, aber da der Nonsens ohnehin das Programm der Gruppe bestimmt, ist es nicht verwunderlich, wenn die Musiker auf unwichtige Dinge wie Kartoffelpuffer ohne Äbbelbrei absolut verzichten konnten. Strohwitwer Martin Zettl - ausgestattet mit dem Intelligenzquotienten eines Kasten Bieres – lies die Wohnungstür des Nachbarn wenig verschont. Durch die turbulenten Erlebnisse des Strohwitwers wurde das Publikum genauso durchgewirbelt, wie der ansonsten wasserscheue Waldi durch den Hauptwaschgang.

Was damals noch viel zu schmutzig und erotisch war, ist heute “ein absolutes Muss” auf der Kloppern: Als sich die zwölf zumeist gestandenen Herren des Männerballetts zu den Klängen von “Dirty Dancing” über die Bühne schoben, war die Erotik zwar weit entfernt, aber das Publikum brach immer wieder in Begeisterungsstürmen aus. Mit dem Traditionslied „Kokolores“ des im letzten Jahr verstorbenen Klopper-Urgesteins Hans Düwell feierten die Zuschauer und alle Akteure gemeinsam einen farbenfrohen Abschluss der begeisterten Sitzung. (dbo). +++



Die schrägen Lebensberaterinnen Agnes Hackenberg und Kirsten Schaffrath.


Ortsdiener Karl Weigand.

Die Ballett-Damen steigen als Zombies aus ihren Gräbern.


Die Sonny`s schmetterten vortrefflichen Männergesang mit flotten Rhythmen und bissigen Wortwitz ins Publikum.

Elfi Weiser berichtete über die Frauen ab 50...


Die Damen vom großen Ballett entführten das Publikum auf einen Streifzug durch die Weite Russlands.

Die Weicherholzer


Die China-Begeisterte Barbara Ross

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