Rettung in letzter Minute? - neuer Investor für EIKA-Wachswerke gefunden

Eine wahre Berg- und Talfahrt müssen zur Zeit die Arbeiter der Eika-Wachswerke durchleben: Heute Vormittag wurde den Mitarbeitern in einer Betriebsversammlung mitgeteilt, dass "es bei Eika nicht weitergeht" und sie "ab 1. Mai 2008 von der Arbeit freigestellt" sind, berichtet Oliver Eichling von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE). Hingegen teilte Insolvenzverwalterin Sandra Mitter - die heute morgen nicht an der Betriebsversammlung teilnahm - im Gespräch mit osthessen-news eine Überraschung mit: "Nach langen Verhandlungen konnten wir uns gestern Abend noch mit einem Investor über die Eckpunkte zur Übertragung des Geschäftsbetriebes der Eika Wachswerke GmbH einigen".

Ist nun Eika gerettet? "Wir brauchen jetzt noch die Zustimmung des Gläubigerausschusses, der Gläubigerversammlung und der Kreditinstitute als bevorrechtigten Sicherungsnehmern. Erst dann kann der Vertrag beurkundet werden“, so Mitter. Der Gläubigerausschuss wird am Montag nächste Woche zusammentreffen und darüber entscheiden - das Warten und Bangen wird wohl erst dann ein Ende haben.

Rätselraten um neuen Investor - kommt er aus dem Ausland?

Ob die Gläubigerversammlung dem Verkauf an den neuen Investor zustimmt ist allerdings fraglich: Zwar wird ein Großteil der Arbeitsplätze gesichert, jedoch blieben bei dem Angebot die Gläubiger teilweise auf ihren Forderungen sitzen. Wer der neue Investor ist, wollte Mitter nicht bekanntgeben. Aus der Region Fulda komme er nicht. Auf Nachfrage von Osthessen-News, ob der Investor überhaupt aus Deutschland komme, wurde mit Verweis auf ein Verschwiegenheitsabkommen nicht geantwortet. Aus dem Nichts sei der Investor nicht aufgetaucht, sondern er prüfe schon seit längerem den Kauf des Kerzenfabrikanten, so Mitter. Die ATON GmbH, die Beteiligungsgesellschaft des milliardenschweren Fuldaer Unternehmers Lutz Helmig, ist als Investor auszuschließen. Die ATON Gmbh dementierte auf Nachfrage von Osthessen-News etwaige Gerüchte.

Mitarbeiter fühlen sich "verarscht"

Die Mitarbeiter hätten von dieser neuen Entwicklung in der Betriebsversammlung heute Vormittag noch nichts mitbekommen, berichtet Oliver Eichling von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE). Erst nach dem Betriebsversammlung sei ihm von Insolvenzverwalterin Mitter die neue Entwicklung mitgeteilt worden. Von der Insolvenzverwalterin hätten sich die Mitarbeiter "auf gut Deutsch verarscht" gefühlt. "Die Insolvenzverwalterin hat die vier Monate nicht genutzt", sei laut Eichling die einhellige Meinung der Mitarbeiter auf der Betriebsversammlung gelautet. Die Stimmung sei unter den Beschäftigten allgemein sehr gedrückt gewesen. "Vielen wurde erstmals bewusst, dass sie bald keinen Job mehr haben", so Eichling.

"Torschlusspanik" im Werksverkauf

Eine Art "Torschlusspanik" herrschte auch heute Vormittag im Werksverkauf von Eika. An der kleinen Kasse bildete sich eine lange Schlange mit Kunden mit vollgeladenen Einkaufswägen und Körben. Angst, dass die Eika-Werke geschlossen werden, hat auch Sigrid Günther. Zusammen mit ihrer Tochter machte sie heute im Eika-Werksverkauf einen Großeinkauf. Für insgesamt 70 Euro erwarb sie diverse Kerzen - teilweise auf Vorrat. Bei Eika habe sie schon immer einkauft. "Meine Oma hat hier gearbeitet und die Produkte sind einfach von ausgezeichneter Qualität", begründet Günther ihre Kaufentscheidung. "Wenn Eika nun schließt wird hier in Fulda etwas fehlen", sagt die Kerzenfreudin wehmütig.(jd)+++