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- Martin Angelstein
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23.04.02 - Fulda
Zweite "Babyklappe" Hessens jetzt am Herz-Jesu-Krankenhaus
Die zweite so genannte "Babyklappe" in Hessen gibt es ab sofort am Herz-Jesu-Krankenhaus in Fulda "einsatzbereit". Wie bereits die September letzten Jahres im katholischen St. Vinzenz- Krankenhaus Hanau eingerichtete "anonyme Abgabestelle für Neugeborene" soll auch die in Fulda installierte Babyklappe Müttern in Not einen Ausweg bieten.
Weihbischof Ludwig Schick nahm am Vormittag in Anwesenheit vieler Gäste die kirchliche Segnung der neuen Einrichtung mit Vertretern der Stadt Fulda, des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF), des Bistums Fulda und dem Vinzentinerinnen-Orden vor.
Fuldas Oberbürgermeister Dr. Alois Rhiel erklärte, er unterstütze das Projekt vorbehaltlos. Man wolle auch in Fulda künftig "anonyme Geburten" ermöglichen. Die Babyklappe - von denen es inzwischen bundesweit 42 an Kliniken gebe- sollte auch als ein "positives Signal" im Sinne der Kinder dahingehend verstanden werden, dass sich die Mütter auch veranwortlich fühlten.
Der Standort der Babyklappe am Herz-Jesu-Krankenhaus ist ausgeschildet und in der Nähe der seitlich gelegenen Notfallaufnahme über einige Treppenstufen erreichbar. Unter einem schützenden Vordach liegt Informationsmaterial aus. Auf Knopfdruck öffnet sich automatisch eine Art "Fenster", sodass die Mutter ihr Kind dort in ein ständig gewärmtes Bett legen kann. Mit einem Stempelkissen kann sie noch einen Hand- oder Fußabdruck des Kindes für sich mitnehmen. Außerdem liegen Stifte und Papier zum Hinterlassen einer Nachricht bereit. Etwa zehn Minuten nach Abgabe des Kindes werden Klinikkräfte nachschauen, um ein anonymes Verlassen des Ortes durch die Mutter zu gewährleisten. Eine "Überwachung" per Kamera oder ähnliches gibt es n i c h t.
Auf Nachfrage erklärte das St. Vinzenz-Krankenhaus in Hanau, die dortige Babyklappe sei seit dem vergangenen Herbst bereits mindestens einmal zur Kindes-Abgabe genutzt worden. Aus nachvollziehbaren Gründen wolle man aber keine näheren Auskünfte erteilen.
Der SkF und das Bistum Fulda wollen mit dem "Aktion Moses" genannten Projekt Frauen in einer ausweglos erscheinenden Situation vor einer Kurzschlusshandlung bewahren. Das abgegebene Neugeborene werde medizinisch versorgt. Die Mutter habe aber über ein Kontakttelefon noch bis acht Wochen nach der Abgabe des Babys Gelegenheit, ihren Schritt zu widerrufen und sich anonym beraten zu lassen. Erst danach werde es unwiderruflich an Pflege- oder Adoptiveltern vermittelt.
Verhandlungen über zwei weitere Babyklappen in Nordhessen laufen derzeit noch. Im Sommer soll es eine im Kasseler Marien-Krankenhaus der Vinzentinerinnen geben und danach auch in einem Marburger Krankenhaus. +++
- Martin Angelstein
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