FULDA
- 24.11.2020Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: König der Welt
Königinnen und Könige rufen auch heute noch ein lebhaftes Interesse hervor. Wo sie auftreten, strömen die Massen zusammen. Keine Woche vergeht, in der nicht in irgendwelchen Illustrierten deren neueste Skandale und Familienereignisse zu lesen sind. Auch wenn diese gekrönten Häupter auf der politischen Bühne wenig zu sagen haben und man im alltäglichen Leben ganz gut ohne sie auskommt, so stehen sie doch im Mittelpunkt des Interesses. Irgendwie ist es eine eigenartige Faszination, die von dem Begriff "König" ausgeht. Vor einigen Jahren schrieb die ostdeutsche Popgruppe "Karat" ein Lied mit dem Titel "König der Welt". In diesem Lied wird ein anderes Bild vom König sein geschrieben. Dort heißt es: "Rollt aus den Teppich, dass das Herz auf Samt geht. Stille und Kerzen stellt an den Weg. König der Welt, ist das Herz, das liebt. Und jeder Herzschlag ist ein Ritterschlag, wenn er gilt dem andern." Ich finde es erstaunlich, dass so ein Lied gerade in einem Staat entstehen konnte, der sich doch eigentlich entschieden vom Königtum und derlei reaktionären Strukturen losgesagt hat! Offenbar besteht in uns Menschen doch ein starkes Bedürfnis, dieses Bild vom Königtum zu bewahren.