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Auf dem Priestertag: Weihbischof Dr. Karlheinz Diez, Generalvikar Prälat Peter-Martin Schmidt, Prälat Dr. Peter Klasvogt, Bischof Heinz Josef Algermissen und Weihbischof Johannes Kapp. - Fotos: Bistum Fulda

Bischof Algermissen im Gespräch....
07.06.06 - Fulda
"Ruf Gottes bei jungen Menschen erspüren" - 200 Geistliche beim Priestertag
„Seien wir sensibel und achten wir auf Signale, die von jungen Menschen ausgehen und auf einen besonderen Ruf Gottes hinweisen! Führen wir sie denen zu, die ebenfalls solche Signale aufgefangen haben!“ Dazu rief Bischof Heinz Josef Algermissen am Mittwoch beim traditionellen Priestertag der Diözese in Fulda die Priester und Diakone seiner Diözese auf. Der Oberhirte forderte erneut dazu auf, im Bistum Fulda ein Bündnis für Berufungen zu schaffen, wie er es bereits in seinem Fastenhirtenbrief des Jahres 2003 erbeten hatte.
In einem feierlichen Gottesdienst im Dom, an dem über 200 Welt- und Ordensgeistliche teilnahmen, hinterfragte der Bischof, was mit den Gemeinden der Diözese los sei, daß so wenige junge Leute auf den Gedanken kämen, Priester zu werden. „Wir sind mit den meisten Dingen perfekt ausgestattet, es läuft. Aber ist bei uns die Glut des Evangeliums zu spüren, die Leidenschaft für Gott?“ Man leugne ihn zwar nicht, aber man rechne auch nicht ernsthaft mit ihm. „Unser Gott ist weder zu fürchten noch zum Verlieben. Fängt jemand wirklich damit an, wird er schnell in die charismatische Ecke gestellt.“ So rede und erkläre man ganz viel, aber es komme kaum noch durch, was die Kirche der Welt schulde: das Zeugnis vom lebendigen Gott, so Algermissen weiter. Der Priesterberuf aber stehe und falle mit der Liebe zu Gott. „Sie ist das eigentliche Abenteuer des Glaubens.“
Wer aufmerksam die Zeichen der Zeit beobachte, so Bischof Algermissen zu Beginn seiner Predigt, stelle fest, daß Bücher und Filme Konjunktur hätten, die das Leben als Entdeckungsreise beschrieben, hinein in den Weltraum oder in fiktive Welten, in den Innenraum der eigenen Seele und des Körpers, in ferne Länder, Kulturen und Religionen. Auch die Bibel spreche davon, daß die Glaubenden und das ganze Volk Gottes unterwegs seien. Die Urgestalt des Aufbruchs sei Abraham, der dem Ruf Gottes vertraute. „Der Glaube gibt ihm festen Boden unter die Füße, so kann er den Weg des Wagnisses gehen. Paulus nennt ihn darum den Vater der Glaubenden.“
In bezug auf die mangelnden Priesterberufungen fragte Bischof Algermissen auch nach den Familien und Kirchengemeinden. „Gibt es da ein Klima, in dem Priester willkommen sind? Was sagen Sie jungen Leuten, die sich mit dem Gedanken tragen, Priester zu werden?“ Anstatt es ihnen auszureden, solle man sie lieber darin bestärken. Alle Priester trügen zudem Mitverantwortung für die Berufung zum priesterlichen Dienst. „Ich kann doch nur die Priester in die Gemeinden senden, die aus den Gemeinden kommen“, hob der Bischof hervor.
Dabei sprach der Oberhirte den versammelten Priestern und Diakonen seinen besonderen Dank für ihr Mitwirken am Pastoralen Prozeß aus. In diesem Umbruch, der eine ganz fordere, müsse einem aber immer klar vor Augen stehen, was die wesentlichen Kompetenzen als Priester seien und wie man die eigenen Kräfte zugunsten der sakramentalen Heiligung der Menschen bündeln könne. „Je mehr wir alle unsere je eigene Berufung neu entdecken und ihr folgen, desto eher wird auch der Priesterberuf vom Evangelium her neu Gestalt gewinnen“, zeigte sich Algermissen überzeugt.
Am Beginn des Gottesdienstes hatte Bischof Algermissen die versammelten Priester, Ordensleute und Diakone willkommen geheißen und hervorgehoben, daß der jährlich stattfindende Priestertag für ihn ein besonderer Höhepunkt der Bonifatiuswoche sei. „Ich erhoffe mir davon je neu Impulse für unseren gemeinsamen priesterlichen Dienst“, so der Bischof. Unter den Konzelebranten begrüßte er besonders Prälat Dr. Eduard Krieg, dessen 70jähriges Priesterjubiläum im Dezember bevorsteht, wie auch unter den anwesenden Gläubigen den ältesten Pfarrer des Bistums, Geistlichen Rat Pfarrer Heinrich Unterstell, der im Jahre 1935 zum Priester geweiht worden war.
Berufungen wachsen durch Ereignisse, Orte und Personen - Prälat
Dr. Peter Klasvogt auf dem traditionellen Priestertag der Diözese
Impulse zur geistlichen Fruchtbarkeit der Kirche und für die Verbesserung der Bedingungen von Berufungen hat Prälat Dr. Peter Klasvogt, langjähriger Regens des Paderborner Priesterseminars und heutige Direktor der Kommende Dortmund sowie Leiter der Katholischen Akademie Schwerte, beim traditionellen Diözesan-Priestertag in Fulda gegeben. Der profilierte Kenner der Priesterausbildung und Vorsitzende der Deutschen Regentenkonferenz legte am Mittwoch vor über 200 Ordens- und Weltgeistlichen in der Fuldaer Orangerie das Thema „Die Kirche in der Wachstumsdynamik des Geistes“ dar. „Berufungen leben auf und wachsen an faszinierenden Orten, durch begeisternde Ereignisse, im Kontakt mit ansprechenden Personen und in überzeugenden Gemeinschaften, in persönlichen Krisen“, lautete eine der Hauptthesen seines Vortrags.
Die heutige Jugend habe einen großen Hunger nach Gott und nach Wahrhaftigkeit, was die Kirche vor die Aufgabe stelle, dies den Jugendlichen zu bieten. Geistliche Berufung wolle geistlich gelebt und in einem Akt personaler Hingabe an Gott gegründet werden, postulierte daher Prälat Klasvogt und verwies auf das Buch „Kirche, die über den Jordan geht“ von Pfarrer Christian Hennecke, der darin das Bedürfnis der Jugendlichen nach einer existentiellen, nicht einer institutionellen Kirchenerfahrung gebe. Junge Leute seien auf einer anspruchsvollen Suche nach Gott und Kirche; sie gingen dahin, wo sie lebendiges Christsein fänden, wie z. B. beim Weltjugendtag, in Taizé, zu Begegnungen mit Papst Johannes Paul II. „Es geht um Gott und darum, was Gott mit mir vor hat, wie mein Leben unter den Augen Gottes sinnvoll und erfüllend gelebt werden kann“, erläuterte der Referent.
Die Erfahrung, daß Jesus Christus die Mitte der Kirche wie auch der Gemeinde sei, müsse als dynamische Dimension eines gemeinschaftlichen Lebens auch für junge Leute erfahrbar werden, fuhr Klasvogt fort. „Was sich vom Himmel schenken will, muß aus der Erde wachsen.“ Zur Förderung geistlicher Berufe bedürfe es geistlicher Wachstumsbedingungen und „lebensräumlicher Unterstützungsstrukturen“. Zum Abschluß seines Vortrages nannte Dr. Klasvogt einige Beispiele für konkrete Berufungsinitiativen, so Jugendtage im Priesterseminar, Sensibilisierung durch Schulung von Seelsorgern, Berufungstreffen (Einstieg mit Bibelteilen), Vernetzung zu lokalen „Rufpunkten“ in der Folge von Jugendtagen und Berufungstreffen.
Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez hatte in den Tag eingeführt, indem er eine Pastoral der Gemeinschaft und den Leitbegriff der communio in Erinnerung rief und betonte, daß der Aufbau von Gemeinde immer im Zentrum des pastoralen Handelns stehen müsse. Der Aufbau werde aber durch Nebeneinander und Gegeneinander anstelle von Miteinander gefährdet. „Die Einheit im Presbyterium bei aller Vielfalt ist wichtig“, mahnte Diez. Begründer und Stifter der communio sei der Herr selbst, und die Priester als Brüder seien in einem sakramentalen Band verbunden und müßten miteinander zurechtkommen.
Zu Beginn des Priestertages hatte Generalvikar Prälat Peter-Martin Schmidt die Ordens- und Weltgeistlichen aus allen Regionen des Bistums begrüßt und bereits darauf hingewiesen, daß im kommenden Jahr, in dem an den 800. Geburtstag der hl. Elisabeth von Thüringen erinnert wird, der Priestertag in Marburg stattfinden werde. Schmidt verwies auf den großen Kölner Weltjugendtag, der im vergangenen Sommer stattgefunden hatte und von dem die Kirche in der Diözese noch getragen sei. Des weiteren seien die Kirchenaustritte zurückgegangen und die Wiedereintritte und Erwachsenentaufen gestiegen. Der Generalvikar begrüßte besonders Bischof Algermissen, Weihbischof Diez, Weihbischof Johannes Kapp und das Domkapitel sowie die auf Heimaturlaub weilenden Fuldaer Missionare und Father Michael Nsubuga aus Uganda, der namens der Diözese Hoima für die gute Zusammenarbeit zwischen deren Gemeinden und denen des Bistums Fulda dankte. Ferner erinnerte der Generalvikar an die Priesterjubiläen des vergangenen und laufenden Jahres und gedachte der verstorbenen Mitbrüder. +++
