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Die Initiatorin des Mosocho-Projektes in Kenia, Frau Prof. Muthgard Hinkelmann-Toewe mit ehemaligen Beschneidrinnen in Kenia.

15.09.06 - Fulda

"Fulda-Mosocho-Projekt" von Europaparlament für "SACHAROV-Preis" nominiert

Seit 1988 verleiht das Europaparlament jährlich den Sacharov-Preis für Gedankenfreiheit an Personen und Projekte, die sich für Menschenrechte einsetzen. In diesem Jahr gehört das Fulda-Mosocho-Projekt zu den Nominierten. Das Projekt engagiert sich seit 2002 gegen die weibliche Genitalverstümmelung (auch Female Genital Mutilation, FGM) in Kenia. In begleitender Kooperation mit den Menschen dort konnten die Initiatorin Prof. Dr. Muthgard Hinkelmann-Toewe und ihre Mitarbeiter ein Umdenken schaffen, das u. a. eine drastische Senkung der Beschneidungsrate zur Folge hatte. Überzeugt von diesem Projekt, das weltweit zu den erfolgreichsten zählt, hat der EU-Parlamentarier Alexander Alvaro (FDP) das Fulda-Mosocho-Projekt für die Nominierung zum Sacharov-Preis vorgeschlagen. Aus diesem Anlass haben Alvaro und der Zeichner Nils Oskamp (von dem deutschen Berufsverband „Illustratoren Organisation e.V.“) in einer Initiative Künstler aufgefordert, ihre Werke zu dem Thema Genitalverstümmelung für die Erstellung eines Bildbandes zur Verfügung zu stellen. Die Illustrationen sind Teil des Kunst-Projekts „ART against FGM“.

Mehr als 100 Künstlerinnen und Künstler aus sieben Ländern beteiligten sich mit über 150 Werken. Diese sollen dem Fulda-Mosocho-Projekt und weiteren Anti-FGMOrganisationen kostenlos für ihre Arbeit zur Verfügung gestellt werden. Claudia Wegener vom Fulda-Mosocho-Projekt begrüßt dies: „Die Frauen, ob direkt oder indirekt betroffen, werden ob der Solidarität und Anteilnahme, die sich in den Werken ausdrücken, begeistert und bestärkt sein.“

Viel Bestärkung erlebt das Fulda-Mosocho-Projekt in der Kisii-Region in Kenia, die als sehr traditionsverhaftet gilt. Dank des wertzentrierten Ansatzes konnten Prof. Dr. Hinkelmann-Toewe und ihr Team dort ein neues Bewusstsein schaffen. Das gezielte Vermitteln von Wissen und das Erarbeiten von neuen Wegen im gemeinsamen Diskurs haben hier eine kulturelle Revolution ausgelöst, die Abschied nimmt von der Mädchenbeschneidung. Sollte diese Leistung mit dem Sacharov-Preis honoriert werden, wäre das Fulda-Mosocho-Projekt der erste deutsche Träger dieser Auszeichnung.

Das Fulda-Mosocho Projekt

Das Fulda-Mosocho Projekt, 2002 gegründet, ist eine Kooperation der „Grassroot-People“ der Kisii Ethnie in Kenia, des Center for PROFS, Hochschule Fulda sowie des Vereins „Lebendige Kommunikation mit Frauen in ihren Kulturen“, Fulda. In einem 3-jährigen Fortbildungsprogramm wurden vor Ort in Kenia Lehrerinnen und Lehrer zu angesehenen MultiplikatorInnen ausgebildet. Seminare für Clanälteste, Kirchenvorsteher, Chiefs folgten. In gleichberechtigtem Dialog mit den Einheimischen gelang es, bis Ende 2005 die Beschneidungsrate in der Mosocho Region von 98 % auf 32 % zu senken. 47 ehemalige Beschneiderinnen haben aus Überzeugung ihr Handwerk niedergelegt. Über 4.000 unbeschnittenen Mädchen, in öffentlichen Großveranstaltungen als vollwertige Mitglieder der Kisii-Gemeinschaft gefeiert, ist das Leid, das ihre Mütter, Großmütter und Urgroßmütter seit Jahrhunderten ertragen mussten, erspart. Für sie ist die Verwirklichung der

Menschenrechte Wirklichkeit geworden. Ziel ist, dies weiteren Hunderten von Mädchen zu ermöglichen. Mehr dazu unter www.fulda-mosocho-project.com oder Tel.: +49 (0) 661 – 65062/Kontakt: Claudia Wegener.

Das Projekt „Art against FGM“

In nur fünf Wochen zur Unterstützung der Wahl des Fulda-Mosocho-Projektes für den Sacharov-Preis initiiert und abgeschlossen. Über 150 Bilder und Comics trafen aus Deutschland, Frankreich, Spanien, Österreich, der Schweiz, Neuseeland und den USA ein. Aufgrund der enormen (An)Teilnahme eruieren die organisatoren Nils Oskamp (Illustrator/IO), Marian Meinhardt-Schönfeld (Illustartor/IO) und Nataly Brombach (freie Texterin/Autorin), in enger Kooperation mit Beraterinnen von Anti-FGM-Organisationen sowie den teilnehmenden Künstlerinnen, eine Erweiterung des Projektes. Nach der Entscheidung zum Sacharov-Preis ist geplant, mit Hilfe von Kooperationspartnern, Stiftungen und Sponsoren aus Politik, Kultur und Industrie einen Bildband und eine Wanderausstellung durch Europa zu realisieren. Schon jetzt wird das Projekt unterstützt von der Druckerei Holtkamp, Lünen (für den Druck des Einladungsbandes) und Station.ch

(Bereitstellung der Website). Mehr dazu unter www.art-against-fgm.com

Alexander Alvaro (FDP), MdEP:

Alexander Nuno Pickart Alvaro (31) ist Sprecher der ALDE-Fraktion für bürgerliche Freiheiten, Inneres und Justiz im Europäischen Parlament und Vorsitzender der „Kampagne für Parlamentsreform“. Seit Mai 2003 ist Alvaro Mitglied des Bundesvorstandes der FDP. Der gelernte Bankkaufmann und Jurist mit deutscher und portugiesischer Staatsangehörigkeit wuchs in Australien und Deutschland auf. Von 2000 bis 2005 war er Mitglied des Bundesvorstandes derJungen Liberalen (JuLis), zuletzt als stellvertretender Bundesvorsitzender. Darüber hinaus engagiert er sich bei Amnesty International, im Deutschen Tierschutzbund und bei der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen. Mehr Informationen über Alexander Alvaro unter www.alexanderalvaro.de. Pressekontakt: Martina Rozok, Tel: +49 (0)30 4004468-1. Alle Einsendungen (ausgewählte Werke als druckfähige Daten) und das PDF des Einladungsbandes finden Sie unter www.art-against-fgm.com. Anfragen bezüglich druckfähiger Daten einzelner Bilder richten Sie bitte an Nils Oskamp ([email protected]) oder Marian Meinhardt-Schönfeld ([email protected]). Für direkte Anfragen in Bezug auf das „ART against FGM“-Projekt wenden Sie sich bitte an: Nataly Brombach LexxHexx – Die Texte-Hexe + Auf der Böck 3 + 40221 Düsseldorf [email protected] fon: 0211 – 58 06 186 ++ fax: 0211 – 58 06 187

Zehn Nominierungen für den Sacharow-Preis 2006

Zehn Persönlichkeiten aus den unterschiedlichsten Bereichen wurden für den diesjährigen Sacharow-Preis nominiert. Die Europa-Abgeordneten kamen dafür zu einer gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Auswärtige Angelegenheiten, für Entwicklung sowie des Unterausschusses für Menschenrechte zusammen. Die Kandidaten haben durch ihr Engagement für die Zivilgesellschaft in Diktaturen, gegen Gewalt, für Frieden und Dialog und für die Pressefreiheit von sich reden gemacht. Hélène Flautre, Vorsitzende des Unterausschusses für Menschenrechte, sagte, dass die Nominierungen für den Preis auch ein Spiegel der parlamentarischen Arbeit eines Jahres im Bereich Menschenrechte seien.

Unter den jetzt nominierten Persönlichkeiten werden der Außen- und der Entwicklungsausschuss am 25. September gemeinsam drei Finalisten auswählen. Im Oktober werden dann die Fraktionsvorsitzenden gemeinsam mit dem Parlamentspräsidenten den diesjährigen Preisträger bestimmen. Jede der Nominierungen wird von einer Gruppe von mindestens 37 Abgeordneten oder einer Parlamentsfraktion unterstützt.

Für den Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments 2006 wurden nominiert:

Ingrid Betancourt: Die 44-jährige kolumbianische Politikerin hat sich in ihrem Land gegen Drogenhandel, Gewalt und Korruption eingesetzt. Im Jahr 2002 kandidierte sie für die von ihr gegründete Partei "Oxígeno Verde" (Grüner Sauerstoff) für das Präsidentenamt. Sie wurde jedoch während des Wahlkampfes von einer Guerilla-Gruppe entführt und ist seit mehr als 1.600 Tagen (seit dem 23. Februar 2002) verschwunden. Die Nominierung im Namen einer Gruppe von Europa-Abgeordneten wurde von der Französin Marie-Arlette Carlotti (SPE) vorgetragen.

Alle, die sich in Kolumbien gegen Entführungen einsetzen: Mehr als 3.000 Menschen sind in Kolumbien in Geiselhaft; das sind 80% aller weltweit Entführten. Die Personen und Organisationen, die sich gegen Entführungen einsetzten und die Opfer und deren Familien unterstützen, wurden von den Grünen-Vorsitzenden Daniel Cohn-Bendit und Monica Frassoni im Namen ihrer Fraktion (Grüne/EFA) und mit Unterstützung von Abgeordneten aus anderen Fraktionen für den diesjährigen Sacharow-Preis nominiert.

Fulda-Mosocho-Projekt von Prof. Muthgard Hinkelmann-Toewe: Das Projekt setzt sich gegen die Genitalverstümmelung durch Beschneidung bei jungen Frauen in der Kisii-Volksgrupppe in Kenia ein. Die Beschneidungsrate lag 2002 im Projekt-Gebiet bei rund 98 Prozent. Durch das EU-finanzierten Projekt konnten hunderte Familien davon überzeugt werden, sich für die Unversehrtheit ihrer Töchter zu entscheiden und mehr als 4.000 Mädchen wurden aufgrund des Projekts nicht beschnitten. Es wurde von dem deutschen FDP-Abgeordneten Alexander Alvaro im Namen einer Gruppe von Abgeordneten nominiert.

Vladimir Kozlov: Der Menschenrechtsaktivist setzt sich für die Rechte der Mari-Volksgruppe und gegen die Russifizierung der Republik Mari El in der Russischen Föderation ein. Als Herausgeber einer Zeitung in der finno-ugrischen Mari-Sprache setzt er sich für die Pressefreiheit ein. Er wurde von dem estnischen Sozialdemokraten Toomas Ilves im Namen einer Gruppe von Abgeordneten nominiert.

Bischoff Erwin Kräutler: Der Vorarlberger setzt sich als Bischof und Missionar in Brasilien – innerhalb und außerhalb der Kirche – für die Rechte und die Kultur der indianischen Ureinwohner und gegen die Ausbeutung und Zerstörung der Regenwälder der Amazonas-Region im Norden Brasiliens ein. Der 67-jährige wurde von dem SPÖ-Abgeordneten Herbert Bösch im Namen einer Gruppe von Abgeordneten nominiert.

Somaly Mam: Die Kambodschanerin setzt sich gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern und Frauen in Südosteuropa ein. In ihrem Buch „Das Schweigen der Unschuld“ hat sie ihre eigene Erfahrung als Zwangsprostituierte festgehalten. 1997 gründete sie in Kambodscha die Nichtregierungsorganisation Agir pour les femmes en situation précaire, die sich mittlerweile auch in Thailand, Laos und Vietnam für die Befreiung von jungen Frauen aus der Prostitution einsetzt. Sie wurde im Namen der Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa (ALDE) von dem niederländischen Abgeordneten Jules Maaten nominiert.

Alexander Milinkewitsch: Der weißrussische Oppositionspolitiker Milinkewitsch setzt sich für eine demokratische Zukunft seines Landes ein. Im März trat er bei den Präsidentschaftswahlen an, die jedoch demokratische Standards nicht erfüllten und in einem Klima der Einschüchterung stattfanden. Im April 2006 wurde Milinkewitsch wegen der Teilnahme an einer verbotenen Kundgebung in Minsk für 14 Tage inhaftiert. Der 59-jährige wurde im Name der christdemokratischen EVP-ED-Fraktion vom polnischen Abgeordneten Jacek Saryusz-Wolski und für die Union für das Europa der Nationen von dem irischen EU-Abgeordneten Brian Crowley nominiert.

Ghassan Tueni: Der libanesische Journalist und Diplomat ist ein Verfechter einer arabischen Identität und Vater von Gabrane Tueni, einem Zeitungsherausgeber, der letztes Jahr ermordet wurde. Tueni war Botschafter seines Landes bei der UNO. Seine Nominierung durch die Abgeordneten Patrie und de Keyser für die Sozialdemokratische Partei Europas (SPE) und durch den Vorsitzenden der Konföderalen Fraktion der Vereinigten Europäischen Linken/Nordische Grüne Linke, Francis Wurtz, für seine Fraktion ist mehreren ermordeten libanesischen Persönlichkeiten gewidmet: Rafiq Hariri, Basil Iléhan, Samir Kassir, Georg Hanoi und Gabrane Tueni.

Mesfin Wolde-Mariam: Der Mitbegründer des äthiopischen Menschenrechtsrates setzte sich in seinem Land für Menschenrechte, gegen Hunger und Gewalt ein. Er wurde im November 2005 bei einer Demonstration festgenommen, die sich gegen mutmaßliche Manipulationen bei der Parlamentswahl vom Mai 2005 richtete. Der 76-jährige ehemalige Geographie-Professor ist in schlechtem gesundheitlichem Zustand und es droht ihm die Todesstrafe. Er wurde von der portugiesischen SPE-Abgeordneten Ana Gomes im Namen einer Gruppe von Abgeordneten nominiert.

Women in Black (Belgrade): Die antimilitaristische feministischen Friedensbewegung setzt sich für die Versöhnung der Volksgruppen im ehemaligen Jugoslawien ein. Außerdem fordern die „Frauen in Schwarz“ die Anerkennung der von serbischen Militärs und paramilitärischer Gruppen während des Balkan-Krieges verübten Kriegsverbrechen. Die Frauengruppe wurde von dem slowenischen Liberalen Jelko Kacin (ALDE) im Namen einer Gruppe von Abgeordneten nominiert.+++

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