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Stimmabgabe der Familie Dickert heute Nachmittag um 16.30 Uhr im Bürgerhaus Bermutshain (v.li.): Sohn Benjamin, Ehefrau Beate und Bürgermeister Dickert

Dickert kann in den nächsten sechs Jahre hier im Rathaus von Grebenhain weiter die Geschicke der Vogelsberggemeinde bestimmen
20.05.07 - Grebenhain
AKTUELL! Wiederwahl Bürgermeister DICKERT mit 92,4 % - Absage an NPD
In der Vogelsberggemeinde Grebenhain waren heute knapp 4.200 Wahlberechtigte aufgerufen, den künftigen Bürgermeister in einer Direktwahl zu bestimmen. Und obwohl es zwei Kandidaten gab, war von vorne herein klar, dass der amtierende 51-jährige Rathauschef "das Rennen machen würde". Die spannendste Frage jedoch war: "Wieviel Prozent bekommt die NPD-Kandidatin". Und seit genau 18:31 Uhr ist die Unklarheit beseitigt. Der parteilose Dickert hat das volle Vertrauen der Bürgerschaft und wurde mit 92,4 Prozent (2.113 Stimmen) gewählt - das ist das beste Ergebnis seiner Bürgermeister-Karriere. Seine NPD-Gegenkandidatin Diana Böhm (Lauterbach) erreichte nur 7,6 Prozent (173 Stimmen). Die Wahlbeteiligung lag bei guten 56,8 Prozent (2.286 gültige Stimmen). Erleichterung in Grebenhain, denn schon fürs Image wäre es schlecht gewesen, etwa als "NPD-Hochburg" eingestuft zu werden. So aber wird das Ergebnis als "deutliche Absage an die NPD und alle Rechten" gewertet.
Für eine hohe Wahlbeteiligung gab es vorab zwei Indizien: deutlich über 200 Bürger - und damit fast doppelt so viele wie vor sechs Jahren - hatten eine Briefwahl beantragt und außerdem gab es einen gemeinsamen Aufruf der demokratischen Parteien CDU, FDP und SPD, den amtierenden Bürgermeister Manfred Dickert (51) wiederzuwählen.
Der Grund: als weitere Kandidatin für den Job auf dem Chefsessel im Rathaus bewarb sich eine Frau, die in Grebenhain völlig unbekannt ist: die Veranstaltungskauffrau Diana Böhm (27) aus Lauterbach kandidierte für die NPD. Gegen diese "Bewerberin von Rechtsaußen" liefen die Grebenhainer Sturm, zumal sich die Frau bisher noch nicht einmal in Grebenhain hatte sehen lassen und nur allgemeine NPD-Plakate an Straßenlaternen aufhängen ließ. Neben einer Anzeige im Gemeindeblättchen ("Mehr soziale Gerechtigkeit") gab es als Kontaktmöglichkeit nur eine Postfachadresse in Lauterbach.
Wörtlich hieß es deshalb auch in dem Parteienaufruf: "Ihre Stimmabgabe für die Bewerberin einer extremistischen Partei schadet dem Ansehen unserer Gemeinde. Unzufriedene haben andere Möglichkeiten, ihre Meinung deutlich zu machen“ – eine Bitte, bei Unzufriedenheit mit Dickert nicht die NPD-Bewerberin, sondern ungültig zu wählen."
Der 51-jährige Rathauschef Dickert gehört mit derzeit 24 Jahren Amtszeit zu den "Oldies" im Vogelsberg und ist einer von zwei "dienstältesten" Bürgermeistern - neben Ulrich Künz (Kirtorf). Dickert hoffte am heutigen Sonntag auf eine "ordentliche Zahl", die repräsentativ sein sollte für das Bürgervertrauen, das Bürgervotum und als Zeichen demokratischer Gemeinsamkeit. Wichtig sei, dass Grebenhain nicht möglicherweise durch viele NPD-Stimmen noch einen "Schaden" erleide.
Im Jahre 1983 war der 27-Jährige Neuling - damals gabs noch keine Direktwahl - nur mit einer Stimme Mehrheit von der Gemeindevertretung ins Amt gewählt worden. Bei der ersten Direktwahl im Mai 1995 waren es ohne Gegenkandidat 91 Prozent (Wahlbeteiligung 55,3 Prozent), sechs Jahre später erhielt er ebenfalls ohne Gegenkandidat 91,6 Prozent bei einer Wahlbeteiligung von nur 42,5 Prozent. +++

Der offizielle Wahlzettel von heute

Von der NPD war nicht viel zu sehen in Grebenhain

Viele Bürger gingen heute zu den Wahlurnen ...

...und verbanden dies auch mit einem Spaziergang....

v.l.: Landrat Rudolf Marx, Benjamin Dickert, Beate Dickert, Bürgermeister Manfred Dickert, Vorsitzender der Gemeindevertretung Helmut Stier, Eltern von Bürgermeister Dickert. - Foto: Steffen Schneider

Kurt Wiegel (vierter von rechts), Mitglied des Landtags, gratuliert Bürgermeister Manfred Dickert zur Wiederwahl. - Fotos (2): Dieter Graulich

Zu den Gratulanten zählte auch Landrat Rudolf Marx.