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Brennender Bomber stürzte nach dem 2. Weltkrieg auf Acker
19.08.14 - In den letzten Kriegstagen des 2. Weltkriegs ist das Dörfchen Unterweißenbrunn von einer Tragödie verschont geblieben. Die alten Unterweißenbrunner können sich noch erinnern. Ein brennender Bomber kam über das Brendtal herauf, flog über den Ort hinweg und stürzte oberhalb von Unterweißenbrunn auf einen Acker.
Edgar Schöppner kennt die Geschichte seit seiner Kindheit, seine Großmutter Rosa Schöppner, hat immer wieder davon gesprochen. Der Acker auf dem das Unglück passierte gehört der Familie Schöppner. Immer wieder findet Edgar Schöppner beim ackern verschmorte Plastik- und Kabelteile, Plexiglas, Alustücke - Bruchstücke des Unglücks. In diesem Jahr als er im Frühjahr seinen Acker bestellte, kam ein auf den ersten Blick undefinierbares Teil zum Vorschein. Bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, dass es das Rotorblatt eines Propellers ist. „Ich bin beim grubbern dran hängen geblieben.“ Der Fund ließ Edgar Schöppner keine Ruhe, er recherchierte die Geschichte des Royal Air Force Bombers.
Als in den 90er Jahren die Unterweißenbrunner Kirche saniert wurde, wurden auch die Unterlagen gesichtet, die in der Turmkugel aufbewahrt werden. Edgar Schöppner besorgte sich eine Abschrift, die besagt: „Vor der Zerstörung durch einen Luftangriff wurde unsere Gemeinde bewahrt, nicht aber vor den Schrecken und Beängstigungen, welche die regelmäßige Ansammlung der Bombengeschwader im Rhöngebirge bei Angriffen in den Städten mit sich brachte. Am Sonntag, 15. Januar 1945 nachts um halb eins stürzte ein viermotoriges, englisches Bomben-Flugzeug brennend auf dem ’Acker vor dem Tore’ in der Nähe des Kreuzbergweges nieder. Sechs Flieger aus Kanada waren tot und wurden auf dem hiesigen Friedhof begraben.“ In Unterweißenbrunn wird erzählt, dass die Flieger ihr Leben ließen, um Unterweißenbrunn vor einer Katastrophe zu bewahren. Seine Großmutter habe Edgar Schöppner immer wieder erzählt, dass der Pilot alles versucht habe, sein Flugzeug über den Ort weg zu bringen. „Er hat sein Leben für Unterweißenbrunn geopfert“, ist sich Edgar Schöppner ganz sicher.
Nach dem Absturz sei das Flugzeug von der SS aus Wildflecken beschlagnahmt worden. „Das Gebiet wurde weiträumig abgesperrt, die Trümmer wurden weggeschafft.“ Bis auf die vielen Kleinteile, die Edgar Schöppner heute noch auf seinem Acker findet und bis auf den beschädigten und mittlerweile stark oxidierten Propellerflügel. Damit die Geschichte des abgestürzten Bombers der Nachwelt erhalten bleibt, hat Edgar Schöppner das Rotorblatt an Bürgermeister Udo Baumann übergeben und ihm die ganze Geschichte erzählt. Schöppner möchte an der Unglücksstelle einen Gedenkstein aufstellen, der an die Nacht des 15. Januar 1945 erinnert. Dabei gehe es ihm nicht um Glorifizierung sondern um Erinnerung und Würdigung des Piloten und seiner Kameraden, um Dankbarkeit und um ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung. Zugleich könne es auch ein Mahnmal dafür sein, dass die Schrecken des Kriegs damals und der Kriege, die heute weltweit geführt werden nicht vergessen oder verdrängt werden dürfen.
Die sechs zu Tode gekommenen Bomber liegen nicht mehr auf dem Unterweißenbrunner Friedhof. „Nach dem Krieg haben die Engländer die sterblichen Überreste geholt“, weiß Edgar Schöppner zu berichten. Im Moment ist er dabei weitere Recherchen zu betreiben. „Ich möchte gerne herausfinden, wo das Flugzeug in England startete und welches Ziel es hatte. Vielleicht gelingt es auch die Namen der Besatzung ausfindig zu machen.“ Edgar Schöppner möchte gar nicht daran denken, was für eine Katastrophe über Unterweißenbrunn hereingebrochen wäre, wenn der Bomber über dem Ort abgestürzt wäre. „Die Leute sind erschrocken aus ihren Häusern gerannt und haben gesehen, wie das brennende Flugzeug nur knapp am Kirchturm vorbei geflogen ist.“ Damals waren die meisten Unterweißenbrunner Landwirte, ihre Scheunen waren mitten im Winter voll mit Heu und Stroh und Vieh. „Alles hätte lichterloh brennen können. Wir dürfen dankbar sein, dass unser Ort verschont wurde.“ (me) +++