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Eine Insel der eigenen Geschichte, der Erholung und Entspannung
19.10.14 - Der heutige Sonntag ist für die Gemeinde Großenlüder (Kreis Fulda) ein ganz besonderer Tag: um 14 Uhr wurde der neue „Historische Naturpark Sodegarten“ im Ortsteil Großenlüder eröffnet und erhielt den kirchlichen Segen. Der Eingang zum historischen Naturpark ist in der St.-Georg-Straße Großenlüder, neben dem Autohaus Atzert. Der Naturpark steht unter dem Motto "Vom Frühmittelalter bis Barock – 900 Jahre Salzgewinnung in Großenlüder". Bei archäologischen Grabungen waren umfangreiche Überreste der Salzgewinnung im Sodegarten bei Großenlüder entdeckt worden. Dazu gehören u.a. Mauerreste einer Mühle zum Betrieb von Wasserpumpen sowie Reste von Salzsiedeanlagen.
„Heute ist ein guter und bedeutender Tag für Großenlüder“, begrüßte Bürgermeister Werner Dietrich bei strahlendem Sonnenschein die vielen Gästen zur Eröffnung und Einweihung des historischen Naturparks Sodegarten. Die eigene Geschichte, auch für die künftigen Generationen, sichtbar und erlebbar machen, etwas Besonderes schaffen, sei auf jeden Fall gelungen. Eingebunden in die bestehende Natur sei hier eine Insel der Geschichte und der Erholung entstanden.
Dietrich dankte allen Mitwirkenden und Helfern für die Unterstützung und das großartige Engagement. Viele Bürgerinnen und Bürger haben die archäologischen Ausgrabungen, aber auch die Bauarbeiten zum Naturpark in ganz besonderer Weise unterstützt, u. a. der Großenlüderer Herbert Otterbein, der einen großen Teil zum Erhalt der Original-Trittsteine beigetragen habe. Der Platz sei jedoch nicht fertig, sondern werde sich stetig weiterentwickeln, „ein Stück Heimatmuseum im Freien“, so Dietrich. Vorschläge dazu seien jederzeit willkommen. Die Besucher könnten nun auf diesem besonderen Gelände auf eigene Entdeckungsreise gehen, unterstützt durch die aufgestellten Hinweistafeln.
Der Ursprung des Ortsteils Großenlüder liegt im Bereich des Sodegartens – davon gehen wissenschaftliche Nachforschungen aus. Ein Grund ist die sich in diesem Bereich befindliche Mineralquelle, die St.-Georgsquelle. Vor über 100 Jahren war die Heilquelle mit der eisen- und kohlesäurehaltigen Sole für den Ort sehr wichtig und alle Einwohner hat laut Grundbuch das Recht Wasser in gewünschter Menge zu entnehmen.
Da am Rande von Großenlüder eine salzhaltige Quelle lag, wurde bereits im 15. Jahrhundert bis zur Barockzeit an dieser Stelle bis zu 100 Tonnen Salz pro Jahr gewonnen. Es wurde Wasser gesiedet, indem dieses in großen Pfannen erhitzt wurde. Übrig blieb das Salz. Aber es wurden auch Spuren von etwas fortschrittlicheren Gradierwerken beim Ausgraben entdeckt: Das salzhaltige Wasser lief dabei durch Reisig, dabei verdunstete das Wasser. Dass Siedepfannen und andere Hitzequellen am Sodegarten bei Großenlüder intakt liefen, zeigt sich an den bröseligen Sandsteinen in der Erde. Schwarz oder rot ist die Erde um die alten Öfenränder – quasi wie bei verziegeltem Lehm.
Die historische Bedeutung dieses Platzes und der heutige Zustand hatte Bürgermeister Werner Dietrich 2009 in Zusammenarbeit mit Professor Gies veranlasst, die Initiative zur Neugestaltung des „Naturparks Sodegarten – St.-Georgsbrunnen zu ergreifen. Unter Mitwirkung der gemeindlichen Gremien sowie der zu beteiligenden Behörden wurde die Planung mit der Erstellung eines Gesamtkonzepts in Auftrag gegeben.
Nach diesem Konzept ist das Herzstück des Sodegartens die Neugestaltung der Quelle und dessen Umfeld. Der „Platz an der Quelle“ wurde mit Infotafeln zur Geschichte der Quelle und verschiedenen Sitzmöglichkeiten ausgestattet und lädt so zum Besuch und Verweilen ein. Der vorhandene Brunnenschacht ist durch Geländemodellierung und Stützmauer neu gestaltet und eine Schwengelpumpe zur Wasserentnahme eingebaut worden.
Die Erschließung des Naturparks erfolgte durch die Neugestaltung der Steganlage über die Lüder sowie durch die Schaffung eines befestigten Verbindungsweges. Nach Fertigstellung aller Maßnahmen existiert jetzt entlang des geschaffenen Weges eine Wiesenfläche, teilweise als Frischwiese mit Infotafeln zu den sich dort entwickelnden Gräsern und Blumen.
Die Einrichtung dieses Naturparks hat zum Ziel, einen geschichtsträchtigen Ort zu sichern und die Geschichte der Quelle wieder erlebbar zu machen. Damit der Naturpark auch lebendig bleibt, wurde er an die alltäglichen Spazierwege angeschlossen und weitere Anziehungspunkte geschaffen. Die Finanzierung der Maßnahme erfolgte zu 2/3 aus Mitteln des europäischen „LEADER“-Förderprogramms sowie aus zusätzlichen Spenden von der Sparkasse Fulda und der SynEnergie GmbH Fulda, die u. a. die Anschaffung des beleuchteten Eingangsschildes ermöglichten.
„Mit dem neu gestalteten Naturpark wollen wir kulturelles Erbe bewahren und aufwerten und zugleich das Kulturangebot für Jung und Alt verbessern“ so Bürgermeister Dietrich.
Kreisausschussmitglied Alfred Gesang lobte die „bemerkenswerte Initiative“ der Gemeinde, der neue Naturpark sei ein großer Erfolg für Großenlüder, aber auch für den Landkreis Fulda, „ein Zeugnis und Erbe für die Nachwelt.“ Pfarrer Sebastian Blümel gab den kirchlichen Segen und eine Abordnung des Musikvereins Großenlüder sorgte für eine gelungene musikalische Umrahmung der Eröffnung. Mit einem Glas „Bitterwasser“ der St. Georgsquelle eröffnete Bürgermeister Dietrich den Historischen Naturpark Sodegarten. Für ihre Verdienste für die Gemeinde Großenlüder trugen sich Prof. Gies und Dr. Verse anschließend in das Goldene Buch der Gemeinde ein. (ma/red). +++